«Republik»-Journalist soll sechs Frauen sexuell belästigt haben
Sechs Frauen werfen einem «Republik»-Journalisten sexuelle Belästigung vor. Das Onlinemagazin hat ihn freigestellt und eine Untersuchung eingeleitet.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Journalist der «Republik» soll sechs Frauen sexuell belästigt haben.
- Er soll explizite Nachrichten verschickt haben.
- Eine Frau wirft ihm einen «massiven sexuellen Übergriff» vor.
Erneute Vorwürfe der sexuellen Belästigung erschüttern die Schweizer Medienlandschaft. Diesmal richten sich die Anschuldigungen gegen einen mehrfach ausgezeichneten und hoch angesehenen Journalisten des Onlinemagazins «Republik». Zuvor arbeitete er bei der «WOZ», auch aus dieser Zeit gibt es Vorwürfe. Dies zeigt eine Recherche von «SRF».
Insgesamt sechs Frauen, die zum Zeitpunkt der Belästigung zwischen 20 und 25 Jahre alt waren, beschuldigen den Journalisten anonym. Eine von ihnen schildert mehrere einvernehmliche private Treffen. Bei einem davon sei es zu einem «massiven sexuellen Übergriff» gekommen.
Andere ehemalige Mitarbeiterinnen berichten von expliziten Nachrichten, die sie mit Chatprotokollen belegen. «Ich stelle mir vor, wie wir uns küssen, ich deine Brüste. Und du dich dann hinkniest und bläst, mit deinen crazy Lippen», schrieb der Journalist beispielsweise.
Die Betroffenen reagierten abweisend auf die Texte, ignorierten sie oder antworteten ausweichend. Dennoch folgten weitere Nachrichten. Darin geht es um Sex und Drogenkonsum.
«Republik» stellt Beschuldigten für Dauer der Untersuchung frei
Von «SRF» mit den Vorwürfen konfrontiert, zeigt sich die «WOZ» erschüttert. Man habe keine Kenntnisse von den geschilderten Ereignissen gehabt, teilt die Redaktion mit. «Die ‹WOZ› toleriert übergriffiges Verhalten in keiner Weise.» Der beschuldigte Journalist arbeitete bis vor fünf Jahren bei der «WOZ», bevor er zur «Republik» wechselte.
Auch sein aktueller Arbeitgeber zeigt sich überrascht. Der Vorwurf des massiven sexuellen Übergriffes sei nicht bekannt gewesen. Zudem sei das Onlinemagazin vor zwei Monaten von einer kantonalen Fachstelle über anonyme Beschuldigungen informiert worden. Aus arbeitsrechtlichen Gründen habe man den Journalisten aber nicht konfrontieren können.
Mit der Recherche von «SRF» habe sich das nun geändert, teilt die «Republik» mit. Man habe mit dem Journalisten das Gespräch gesucht. Es werde eine interne Untersuchung geprüft, der Journalist sei für deren Dauer freigestellt.
Journalist weist Vorwurf des sexuellen Übergriffs «vehement» zurück
Der beschuldigte Reporter äussert sich über seinen Anwalt gegenüber «SRF»: Die Vorwürfe seien ihm neu und lägen teilweise schon lange zurück. Er möchte sich, auch angesichts der laufenden Untersuchung, nicht äussern. «Den Vorwurf eines massiven sexuellen Übergriffs weise ich jedoch vehement zurück.»
Bislang ist es zu keiner Anzeige gegen den Journalisten gekommen. Im Podcast «Medientalk» begründet das «SRF» dies mit der Angst der Betroffenen. Für den Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.