Roger Schawinski verletzte Menschenwürde von Edel-Prostituierter
Roger Schawinski sorgte mit der Edel-Prostituierten Salomé Balthus für einen Eklat. Nun wird er vom Ombudsmann gerügt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die deutsche Kolumnistin Salomé Balthus war Gast in Roger Schawinskis SRF-Sendung.
- Eine dazu veröffentlichte Kolumne von Balthus kostete sie den Job.
- Nach der Ausstrahlung wurde Roger Schawinski als frauenfeindlich kritisiert.
TV-Moderator Roger Schawinski sprach in einer SRF-Talksendung mit der deutschen Prostituierten Salomé Balthus. Nach Auffassung des Ombudsmanns hat er deren Menschenwürde verletzt. Roger Schawinski hatte Balthus vor laufenden Kameras gefragt, ob sie als Kind sexuell missbraucht worden sei.
In seinem am Dienstag veröffentlichten Schlussbericht zur Sendung «Schawinski» vom 8. April unterstützt SRG-Deutschschweiz-Ombudsmann Roger Blum Beanstandungen von zehn Zuschauerinnen und Zuschauern.
Diese hatten nach der Ausstrahlung des Interviews ihren Unmut über die Gesprächsführung des 74-jährigen Moderators geäussert.
Roger Schawinski fragte zu viel, zu privat
Blum bilanziert in seinem 16-seitigen Kommentar. Der gemeinhin als angriffig geltende Schawinski habe diesmal bei seinem Fragestil zu wenig berücksichtigt. Zum Beispiel, dass ein journalistisches Interview für die Öffentlichkeit bestimmt sei.
Und dass die direkte persönliche Frage, ob jemand in der Kindheit sexuell missbraucht worden sei, nicht an die Öffentlichkeit gehöre. Auch dann nicht, wenn die Person nicht missbraucht worden sei.
«Verächtlicher Tonfall»
Weiter habe Roger Schawinski Folgendes nicht bedacht. Das Publikum musste sofort an den Vater denken, als die Frage nach dem sexuellen Missbrauch in der Kindheit kam. Damit sei möglicherweise auch die Menschenwürde des Vaters verletzt worden.
Wenn auch unabsichtlich, schrieb Blum.
Weiter kritisierte der Ombudsmann einen «leicht verächtlichen Tonfall durch die ganze Sendung hindurch». Balthus ist Berliner Philosophin und Escort-Service-Betreiberin. Der Tonfall ihr gegenüber sei «unangemessen» gewesen.
Man werde den Eindruck nicht los, dass der Moderator das Interview nicht aus einem Erkenntnisinteresse geführt habe. Sondern den Lebensentwurf seines Gastes als «schlechten» von einem «guten» habe abgrenzen wollen, schrieb Blum.
«Das hatte eine diskriminierende Tendenz. Das war auch gegenüber dem Publikum nicht fair.»
Schawinski verteidigt kritische Fragen
Schawinski sieht keine Verletzung der SRG-Konzession. SRF verteidigte in einer Eingabe gegenüber dem Ombudsmann die Sendung. Auch die kritischen Fragen rund um Prostitution und Missbrauch.
Balthus mache ihre Erfahrungen als Prostituierte gezielt öffentlich und breche damit Grenzen auf, hiess es. Sie suche Aufmerksamkeit durch Provokationen in ihren Beiträgen als Autorin.
Die Verantwortlichen räumten jedoch Kritik ein. Man hätte dem Publikum zu Beginn der Sendung mehr Hintergrund zu dem in der Schweiz kaum bekannten Talkgast liefern sollen.
Auftritt sorgte für Schlagzeilen
Der Auftritt von Balthus bei «Schawinski» sorgte im Nachgang für einige Schlagzeilen. Einerseits wurde der Moderator in Medien harsch kritisiert, eine Prostituierte am TV blossgestellt zu haben.
Andererseits verlor Balthus ihren Job als Kolumnistin bei der deutschen Zeitung «Die Welt» nach nur neun Monaten. Dies, nachdem sie sich in einer Kolumne über die umstrittene Sendung beschwert und Schawinski im Artikel falsch zitiert hatte.
Es ist dies nicht die erste Rüge der SRG-Ombudsstelle gegen den langjährigen Radio- und TV-Talker Schawinski.
Beanstandet wurden in der Vergangenheit auch seine Interviews 2018 mit SVP-Politikerin Magdalena Martullo-Blocher als einseitig. Und 2014 mit Satiriker Andreas Thiel als gehässig und unsachgemäss.