Romanisch lernen in den Churer Gassen
«Allegra» und «Sta bain» sagen sie in den Bündner Bergen - und die Feriengäste schauen ratlos drein. Höchste Zeit für einen Romanisch-Crashkurs.
Romanisch ist seit 80 Jahren offiziell die 4. Landessprache der Schweiz. Da die Sprache aber vor allem in Graubünden, oder zuhause am Familientisch gesprochen wird, bekommt die restliche Schweiz sie kaum zu hören.
Gelernt wird im Gehen. So können die Teilnehmer neben «Vokabeln lernen» auch den einen oder anderen Blick auf die Churer Altstadt werfen.
Ein Blick in die Geschichtsbücher
Das Gebiet des heutigen Kantons Graubünden war einst von Kelten und, vor allem im Osten, von Rätern besiedelt. 15 v. Chr. eroberten dann die Römer das Gebiet. Für Rom wurde es die Provinz Rätien.
Wie in anderen eroberten Gebieten der Römer begann eine intensive Romanisierung. Das Vulgärlatein der Römer verschmolz durch die Militärpräsenz und die Entwicklung des Handels mit der rätokeltischen Sprache der Einheimischen. Daraus entstand das Rätoromanische. Da die Täler damals recht abgeschottet waren, entwickelte sich die Sprache unterschiedlich. Heute unterscheiden sich fünf Idiome: Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Puter und Vallader. Als Idiom wird eine geschriebene und gesprochene Sprache bezeichnet. Seit dem Jahr 1982 gilt Rumantsch Grischun als Einheitsschriftsprache.
Spätestens wenn dann der Verkäufer im Engadiner Dorfladen den Schweizer Touristen fragt, ob er noch einen «Scarnuz» brauche, schauen sich die Feriengäste meistens ratlos um. Höchste Zeit, dies zu ändern, findet Chur Tourismus und bietet deutschsprachigen Touristen neu einen Romanisch-Crashkurs an. Es gilt: «Tgi che sa romontsch, sa dapli!» (Zu Deutsch: Wer Romanisch spricht, kann mehr).
Die Romanische Sprache heute
Das Wichtigste in Kürze
- Chur Tourismus bietet neu einen Romanisch-Crashkurs an.
- Der Kurs richtet sich an deutschsprachige Touristen und Einheimische.
- Gelernt werden die wichtigsten Ausdrücke, um sich auf Romanisch zu verständigen.
Rätoromanisch wird trotz Fördermassnahmen immer weniger gesprochen und zunehmend vom Schweizerdeutschen verdrängt. In einer Erhebung des Bundesamt für Statistik von 2013 gaben 0,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung Romanisch als eine ihrer Hauptsprachen an. Zum Vergleich: Im Jahr 1910 waren es noch 1,1 Prozent - der Anteil der Romanischsprechenden hat sich im Verlauf eines Jahrhunderts somit halbiert. In Graubünden sei man jedoch bemüht, das Romanische weiterhin lebendig zu halten, sagt Imelda Grisch:
Wer jetzt Lust bekommen hat, selbst auch ein paar Brocken Romanisch zu lernen, der kann hier erste Versuche wagen und wer weiss, vielleicht wird der Kaffee beim nächsten Besuch in Graubünden dann so bestellt: «ia vess gugent en café».