Experte: Bei Urteilsverkündung drohen neue Tumulte
Heute ist der dritte Tag des Rocker-Prozesses gegen 22 Bandidos, Broncos und Hells Angels. An den ersten beiden Tagen kam es zum Eklat. Nicht so heute. Warum?
Das Wichtigste in Kürze
- Vorgestern hat der Prozess gegen Rocker der Hells Angels, Broncos und Bandidos begonnen.
- Am Mittwoch bleibt es ruhig – es versammelten sich nur wenige Rocker.
- Bei der Urteilsverkündung Ende Juni drohen aber neue Tumulte, so ein Experte.
Es ist Tag drei des Rocker-Prozesses in Bern. Während es am Montag und Dienstag jeweils zu wüsten Auseinandersetzungen vor dem Gericht kam, bleibt es am Mittwoch ruhig. Vor Ort sind vor allem Journalisten und ein grosses Polizeiaufgebot. Nur wenige Rocker sind zu sehen.
Die Strasse vor dem Gericht war am frühen Mittwochmorgen leer, wie Nau.ch-Aufnahmen zeigen – nur Polizeiautos sind zu sehen. Im Verlaufe des Vormittags versammeln sich rund 30 Hells Angels. Von den Bandidos fehlt bis am Mittag jede Spur.
Dafür auf der Schützenmatte anwesend: Broncos-Gründer Jimy Hofer und Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause. Wo sind die Krawall-Rocker der letzten beiden Tage hin?
Experte rechnet mit Knatsch bei Prozess-Ende
Hofer glaubt, zu wissen, warum es heute keinen Knatsch gibt. «Solange die Bandidos hier nicht aufkreuzen, bleibt es ruhig», sagt er der «Berner Zeitung». Für ihn ist klar: Schuld an der Eskalation vor zwei Tagen seien die Bandidos gewesen.
Kriminalitätsexperte Dirk Baier ist nicht überrascht, dass es heute ruhiger ist. Auf Anfrage von Nau.ch erklärt er: «Die Rocker werden nicht an jedem Prozesstag die Auseinandersetzung suchen. Kritisch sind immer die Zeitpunkte des Prozessbeginns und der Urteilsverkündung.»
Und weiter: «Ich gehe daher davon aus, dass es am Tag der Urteilsverkündung wieder einen Auflauf an Rockern geben wird. Die Polizei wird hierauf aber gut vorbereitet sein, schätze ich.»
Stadt und Kapo behalten Situation im Auge
Christina Steffen, Sprecherin der Stadt Bern, sagt auf Anfrage von Nau.ch: «Dass sich die Situation aktuell beruhigt hat, ist als positives Zeichen zu werten.» Laut Sicherheitsdirektor Reto Nause gebe es unter den Gruppierungen jedoch weiterhin eine hohe Gewaltbereitschaft. Stadt und Kapo würden deshalb die Situation weiterhin beobachten.
Gemäss Steffen habe man im Vergleich zu den Vortagen keine besonderen Massnahmen ergriffen. Die Kantonspolizei ist auch am Mittwoch präsent.
Weshalb die Rocker am Mittwoch deutlich weniger zahlreich aufgekreuzt sind, sei schwierig zu sagen, sagt die Kantonspolizei Bern auf Anfrage. Auch Prognosen zur weiteren Entwicklung könne man derzeit nicht machen. Die Situation werde aber auch mit Blick auf die kommenden Tage laufend beurteilt und das Sicherheitsdispositiv entsprechend angepasst.
Polizeieinsatz kostet viel Geld
Wie Nause zuvor gegenüber der «Berner Zeitung» erklärte, verfolge die Polizei im Prozess zwei Ziele. Sie will einerseits eine geordnete Verhandlung garantieren. Andererseits soll verhindert werden, dass Hells Angels und Bandidos aufeinandertreffen.
Der Einsatz dürfte teuer werden: An den ersten beiden Tagen kamen demnach bereits Kosten von 260'000 Franken zusammen. Das heisst hochgerechnet, dass der zehntägige Einsatz insgesamt 1,3 Millionen kosten könnte.
Gestern Dienstag gingen die Rocker vor dem Gericht aufeinander los. Einige Personen wurden gar aus dem Gerichtssaal geworfen. Am Dienstag wie auch am Montag legte der Zoff der Töffgangs den Verkehr in der Innenstadt lahm.