Russische Journalistin behauptet, Schweiz stehe vor «Hunger-Winter»

Simon Binz
Simon Binz

Lausanne,

Eine russische Journalistin, die angeblich in Lausanne lebt, behauptet in einem Propaganda-Video, dass der Schweiz ein «Hunger-Winter» bevorsteht.

Ukraine Krieg
Wladimir Putin setzt im Ukraine-Krieg auf Propaganda – offenbar auch in der Schweiz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die russische Energie-Propaganda macht auch vor der Schweiz nicht halt.
  • In einem Video behauptet eine Russin, uns stehe ein «Hunger-Winter» bevor.
  • Ihre Behauptung unterstreicht die in Lausanne lebende Frau mit einer alten BWL-Broschüre.

Glaubt man einem kurzen Video, welches derzeit in Russland kursiert, steht die Schweiz kurz vor dem Abgrund. Offenbar stehen uns existenzielle Monate bevor, denn uns droht ein «Hunger-Winter» fliessendes Wasser und Strom könnten fehlen, Züge und Busse stillstehen.

Um Energie zu sparen, könnte es sogar sein, dass mehrere Tage der Strom abgeschaltet werden muss. In anderen Worten: Die Energie-Propaganda von Wladimir Putin macht auch vor der Schweiz keinen Halt.

Ukraine Krieg
Die russische Journalistin Viktoria Petrowa lebt angeblich in Lausanne und betreibt dort Putin-Propaganda. - Screenshot/Life.ru

Das erwähnte Video wurde von «Life.ru» auf seiner Website aufgeschaltet – darüber berichteten zuerst die «Tamedia-Zeitungen». Die Frau, die unsere düstere Zukunft vorhersagt, ist demnach Viktoria Petrowa, die angeblich in Lausanne lebt.

«Russin aus der Schweiz zeigt ‹Life› die Anleitung zum Überleben im Winter, die der Staat den Bewohnern schickt», titelt das Onlinemedium ganz dramatisch.

BWL-Broschüre soll dramatische Lage beweisen

Was in dem Beitrag von «Life» nicht erwähnt wird: Petrowa bezeichnet sich in den Sozialen Medien selbst als Journalistin, Fernsehproduzentin und PR-Expertin. Als Wohnort gibt die Frau mit ukrainisch-russischen Wurzeln, die Region Lausanne an. In dem Video ist Petrowa in einer modernen Küche zu sehen – mutmasslich ist es eine Schweizer Wohnung.

Wie erklärt die Russin die angeblich so dramatische Lage in der Schweiz? Anhand einer Broschüre mit der Überschrift «Kluger Rat – Notvorrat». Diese hält sie in dem Video in die Kamera und sagt auf Russisch: «Die Schweizer Regierung schickt uns solche Broschüren.

Ukraine Krieg
Zum Beweis für ihre Behauptung zeigt die Petrowa eine Broschüre der Schweizer Behörden mit dem Titel: «Kluger Rat – Notvorrat». - Screenshot/Life.ru

Und weiter: «Dort steht drin, welche Produkte man jetzt kaufen sollte, um sich auf eine Hungerkrise im Winter vorzubereiten.» Als weiteren «Beweis» für den Ernst der Lage, zeigt sie auch gleich ein Couvert mit dem Schweizer Kreuz und dem offiziellen Logo der Eidgenossenschaft in die Kamera.

Broschüre ist schon «mehrere Jahre alt»

Die von Petrowa gezeigte Broschüre gibt es wirklich – der Herausgeber ist das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung. Doch BWL-Sprecher Thomas Grünwald stellt gegenüber den «Tamedia-Zeitungen» klar: Die Broschüre ist schon «mehrere Jahre alt» und anders als von der Russin dargestellt, nie in einem Massenversand an die Bevölkerung verschickt worden.

Demnach könne man sich das Dokument per Post zuschicken lassen oder auf der BWL-Website lesen und herunterladen. Zudem hätten es verschiedene Gemeinden bezogen und auf den Verwaltungen aufgelegt.

Die BWL-Broschüre gibt es wirklich, allerdings ist sie schon «mehrere Jahre alt», wie ein Sprecher erklärt. - BWL

Grünwald hält fest, dass die Broschüre schon lange nicht mehr öffentlichkeitswirksam beworben wurde. Um Panik zu vermeiden, sehe sein Bundesamt im Übrigen derzeit ganz bewusst von Kampagnen ab, so der BWL-Sprecher.

Weiterlesen

ukraine krieg
23 Interaktionen
Ukraine Krieg
808 Interaktionen
Wladimir Putin
64 Interaktionen

Mehr in News

Mehr aus Lausanne