Ukraine-Krieg: Immer mehr Schweizer dürften Propaganda glauben
Seit der Ukraine-Krieg begonnen hat, werden reichlich pro-russische Verschwörungstheorien gestreut. Immer mehr Schweizer glauben diese, schätzt ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie zeigt klar auf, dass immer mehr Deutsche an Russen-Propaganda glauben.
- In der Schweiz dürfte die Entwicklung ähnlich sein, sagt Experte Marko Kovic.
Im April führte das Center für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) eine Untersuchung zu Verschwörungstheorien um den Ukraine-Krieg durch. Damals glaubte rund jeder fünfte Deutsche an pro-russische Verschwörungsmythen. Nun hat das Cemas die Studie wiederholt und die Ergebnisse sind erschreckend.
Alle Zustimmungswerte sind im Vergleich zur Vorgängerstudie gestiegen, wie der «Spiegel» berichtet. Immer mehr Deutsche glauben an pro-russische Propaganda.
Ukraine-Krieg als alternativlose Reaktion Russlands
40 Prozent stimmten ganz oder teilweise zu, dass der Ukraine-Krieg eine alternativlose Reaktion Russlands auf die Provokation der Nato war. Hier hat die Zustimmung der Befragten um elf Prozent zugenommen.
Davon sind sogar 44 Prozent ganz oder mitunter davon überzeugt: Putin geht gegen eine «globale Elite» vor, die «im Hintergrund die Fäden zieht». Das sind zwölf Prozent mehr als im April.
Und wie sieht die Glaubwürdigkeit für pro-russische Propaganda in der Schweiz aus? Nau.ch hat beim Schweizer Kommunikations- und Verschwörungstheorie-Experten Marko Kovic nachgefragt.
Für die Schweiz seien keine vergleichbaren Daten bekannt, so Kovic. Aber: «Ich kann mir vorstellen, dass die Entwicklung ähnlich wie in Deutschland ist. Auch in der Schweiz gibt es Medien, Social-Media-Persönlichkeiten und politische Akteure, die als nützliche Idioten pro-russische Propaganda streuen.»
Dies habe auf die Dauer auch seine Wirkung. «Es hat einen zermürbenden Effekt: Wenn man immer wieder dasselbe hört, beginnt man, daran zu glauben; egal, ob es dafür gute Gründe gibt oder nicht.»
Gleichzeitig geht der Soziologe davon aus, dass die Proportionen bei den Überzeugungen ähnlich wie in Deutschland sind. Kovic: «Die Gruppe der Menschen, die die pro-russische Desinformation glaubt, mag gestiegen sein.» Es handle sich aber wohl immer noch um eine klare Minderheit.