SBB erwägt automatisches Billett – Datenschützer skeptisch
Eine mögliche Neuheit der Easyride-Funktion ist das automatisierte Einchecken. Datenschützer sind skeptisch – die SBB betont, dass man dieses Thema ernst nimmt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SBB denkt über ein automatisches Ein- und Auschecken bei der Easyride-Funktion nach.
- Das heisst: Passagiere müssten zu Beginn ihrer Fahrt im ÖV nicht mehr swipen.
- Das führt zu Bedenken bezüglich Datenschutz und Transparenz.
Die SBB will die Easyride-Funktion erweitern. Wie das Magazin «Inside IT» berichtet, hat die Bundesbahn den Auftrag neu ausgeschrieben. Dies, da der Vertrag mit dem bisherigen Anbieter Fairtiq ausläuft.
Welche Funktionen konkret dazu kommen oder angepasst werden, ist noch nicht ganz klar. Im Bericht werden jedoch mehrere mögliche Beispiele genannt.
So sollen die Kunden durch die erfassten Daten über Störungen informiert werden können. Auch die Anbindung der ersten und letzten Meile beispielsweise mit Bike, Car oder E-Scooter-Sharing soll verbessert werden.
Am brisantesten dürfte jedoch die Idee des automatisierten Billetts sein. Damit müssten Reisende nicht mehr selbst in der App swipen, um die Erfassung zu starten. Stattdessen würde das System selbst erkennen, wann man den ÖV betritt oder verlässt. Wer die App hat, könnte also auch nicht mehr gebüsst werden.
Die möglichen Neuerungen werfen Fragen auf. Beispielsweise, was denn dieses automatisierte Ticket mit Blick auf den Datenschutz bedeuten würde.
Datenschützer fordern mehr Transparenz
Der ethische Hacker-Verein «Chaos Computer Club Schweiz» (CCC-CH) sieht die möglichen Neuerungen skeptisch. Auch weil die Bundesbahn nicht den besten Ruf habe, wie er gegenüber Nau.ch erklärt: «Die SBB ist nicht dafür bekannt, datenschutzfreundliche Entscheidungen zu treffen oder transparente Open-Source-Lösungen umzusetzen.»
Beim Verein gibt man sich sehr kritisch: Die SBB versuche, möglichst viel Wert aus persönlichen Daten zu schöpfen und diese für eigene Zwecke zu nutzen. Als Beispiel nennt der Verein das umstrittene Personentracking an Bahnhöfen, das im Februar 2023 für Aufsehen sorgte.
Beim automatischen Billett selbst hängt laut dem Verein viel von der konkreten Umsetzung ab. Ein automatisches Ein- oder Auschecken müsse «ohne eine andauernde Standort-Überwachung» umgesetzt werden.
«Generell sollten möglichst viele Daten lokal auf dem Smartphone verarbeitet werden», fordert der Verein weiter. Ein Austausch mit der SBB sollte demnach auf ein Minimum reduziert werden, damit keine Bewegungsprofile entstehen können.
Auch aktuell würden schon persönliche Daten für Easyride verwendet. Für den Verein ist deshalb klar: «Eine transparente Open-Source-Lösung als Alternative der aktuellen Easyride-App würde eine detaillierte Klarheit und Vertrauen schaffen.» Schon das aktuelle Easyride sei «nicht mit dem Fokus auf Datensparsamkeit und Transparenz entwickelt» worden.
Zur Erklärung: Open Source bedeutet, dass der Code der Software frei verfügbar ist. So kann er von Drittpersonen eingesehen werden – das schafft Transparenz.
SBB will neue Easyride-Funktionen noch nicht kommentieren
Die SBB sagt gegenüber Nau.ch, dass man derzeit noch keine Angaben zu zukünftigen Funktionen von Easyride machen könne. Die Arbeiten dazu würden erst starten, wenn die neue Partnerfirma Mitte 2025 beginne.
Zur geforderten Open-Source-Lösung sagt die Bundesbahn: «Ob bei der Weiterentwicklung von Easyride künftig eine Open-Source-Lösung zur Anwendung kommen wird, können wir aktuell noch nicht sagen.»
Gleichzeitig betont man: «Ein vertrauensvoller und sorgsamer Umgang mit Daten hat für die SBB höchste Priorität. Wir werden selbstverständlich wie bisher die geltenden Regeln des Datenschutzgesetzes einhalten.»