Schafrisse im Kanton Uri sorgen für Wirbel
Nach einem tödlichen Angriff auf Schafe Anfang August stand der Wolf im Verdacht, die Auswertung wies auf einen Fuchs hin, in die Fotofalle tappte ein Bär.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach einem Schafriss ist noch immer unklar, wer der Täter ist.
- Man fand Fuchs-DNA – diese könnte aber auch erst später auf die Kadaver gelangt sein.
Zwei Schafe wurden am 11. August im Gebiet Wandflueseeli in der Gemeinde Göschenen UR gerissen, drei weitere mussten wegen ihrer Verletzungen notgeschlachtet werden – vermutet wurde ein Wolfsriss. Die Schäfer trieben sodann die ganze Herde ins Tal.
Die den Kadavern entnommene DNA wurde einem Fuchs zugeordnet. «Für mich war es hundertprozentig ein Bär», sagte Tierhalter Hannes Bissig heute Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das eine frisch getötete Schaf habe einen Kratzer am Kopf gehabt und sei auf der Seite aufgerissen gewesen.
Zudem sei das 120 Kilogramm schwere Tier als ganzes weggeschleift worden. So habe er schliesslich beim Kadaver eine Fotofalle errichtet, in die tatsächlich ein Bär tappte. Die Bilder liegen dem Jagdverwalter Josef Walker vor, wie dieser bestätigte.
Bären-Tat nicht ausgeschlossen
Dass die DNA-Auswertung auf einen Fuchs hindeutete, sei indes nichts Ungewöhnliches, sagte Walker. Es dürfte sich dabei allenfalls um einen Nachnutzer gehandelt haben, ein solch grosses Schaf könne ein Fuchs nicht töten. Aufgrund des Rissbildes sei man daher von einem Wolf als Urheber ausgegangen.
Dass ein Bär als Angreifer vorerst ausgeschlossen wurde, habe mit den mangelnden aktuellen Hinweisen auf seine Präsenz in der Region zu tun. Es sei aber denkbar, dass es die Tat eines Bären war, sagte Walker. Dieser sei zwar eher ein Pflanzenfresser, könne aber auch Wild- und Nutztiere töten.
Da die Bilder erst ein paar Tage nach den Rissen gemacht wurden, könnte der fotografierte Bär allerdings auch von den Kadavern angelockt worden sein. Jener Bär, der die letzten Jahre längere Zeit im Kanton Uri unterwegs war, sei bis jetzt sehr unauffällig gewesen.
«Ich hinterfrage, wie sicher die DNA-Proben sind», sagte Schäfer Bissig. Der Informationsfluss müsse verbessert werden, etwa wenn man Kenntnis von einem Bären in der Region habe. Bei dauerhafter Präsenz des Bären könne man auf Herdenschutzmassnahmen gerade ganz verzichten.
Bienenstand geplündert
Walker bestätigte, dass Herdenschutz beim Bären sehr anspruchsvoll sei. Doch ob Wolf oder Bär: Die Entschädigung für die getöteten Tiere an die Halter ist identisch.
Bereits im Frühling war ein Bär im Kanton Uri gesichtet worden. Der Braunbär war vom Urner Meiental über den Grasen Richtung Engelberg gewandert. 2017 hatte ein Bär in Silenen einen Bienenstand beschädigt. Der Bär mit der wissenschaftlichen Bezeichnung M29 war damals durch die Kantone Uri und Bern gestreift.