Scheidung kostet Frauen in traditionellen Ehemodellen sehr viel
Scheidungen treffen Frauen finanziell härter als Männer, besonders in traditionellen Ehemodellen.

Scheidungen treffen Frauen in traditionellen Ehemodellen besonders hart. Sie sind häufiger auf Sozialhilfe angewiesen. Laut einer Studie der Berner Fachhochschule sinkt das Einkommen bei Frauen ohne Kinder nach einer Scheidung um 28 Prozent und bei Frauen mit Kindern sogar um 38 Prozent.
Dorian Kessler und Robert Fluder haben in ihrer Studie dieses deutliche Absinken des Einkommens von Frauen im Jahr nach der Scheidung festgestellt. Demgegenüber sank das Einkommen der Männer auch unter Berücksichtigung der Transferzahlungen nur geringfügig, und zwar um drei bis fünf Prozent.
Betrachte man jedoch die subjektive Einschätzung der finanziellen Situation, so sei die Verschlechterung bei Frauen und Männern gleich gross, stellen die Autoren fest. Möglicherweise sei dies so, weil die zu leistenden Unterhaltszahlungen von Männern als stark belastend empfunden würden.
Aktuell liegt die Scheidungsrate bei rund 40 Prozent. Unterhaltszahlungen sind für die finanzielle Situation nach einer Scheidung entscheidend.
Unterhalt: Weniger Geld für mehr Bedürfnisse
Zwischen Mitte der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre wurden nacheheliche Unterhaltsbeiträge immer seltener zugesprochen. Heute erhalten laut Medienmitteilung nur noch rund 20 Prozent der geschiedenen Frauen ohne Kinder und zwei Drittel der Frauen mit Kindern Unterhaltsbeiträge.
Für Frauen mit Kindern betragen diese durchschnittlich 1900 Franken pro Monat. Zwischen sieben und acht Prozent der Frauen mit Kindern sind laut den Studienautoren in den ersten zwei Jahren nach der Scheidung auf Sozialhilfe angewiesen.
Das Sozialhilferisiko steige besonders für Frauen, die in Ehen mit traditioneller Rollenteilung gelebt haben. Die Autoren plädieren daher für Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.