Die Schweiz kann noch im Dezember mit der Impfung starten

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Bern,

Die Schweiz erteilt dem Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer als erstes Land Europas die Zulassung. Der Stoff erfülle die Anforderungen an die Sicherheit.

Coronavirus
Die Impfdosis des Corona-Impfstoffs von Pfizer/Biontech. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Swissmedic hat dem Biontech-Pfizer-Impfstoff die Zulassung erteilt.
  • Damit ist die Schweiz das erste Land Europas, in dem der Stoff zugelassen wird.
  • Die Schweiz kann noch in diesem Jahr mit der Impfung starten.

Swissmedic hat den Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer zugelassen. Damit ist die Schweiz das erste europäische Land, das den Stoff genehmigt.

Die bis jetzt vorliegenden Daten hätten in allen untersuchten Altersgruppen eine vergleichbare, hohe Wirksamkeit gezeigt, schreibt die Arzneimittelbehörde am Samstag in einer Mitteilung. Ausserdem erfülle der Stoff die Anforderungen an die Sicherheit. «Es handelt sich um die weltweit erste Zulassung in einem ordentlichen Verfahren», so Swissmedic.

«Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten ist gerade im Hinblick auf eine Zulassung von Impfstoffen eine notwendige Voraussetzung», sagt Swissmedic Direktor Raimund Bruhin.

Impfung startet noch vor Jahresende

Die erste Ladung an Impfstoffen werde in den nächsten Tagen geliefert, teilt das BAG mit. Es werden ungefähr 100'000 Dosen sein. Weitere grössere Lieferungen würden folgen. Man habe mündliche Absprache mit dem Hersteller über 250'000 Dosen pro Monat ab Januar.

Insgesamt habe der Bund von Pfizer und Biontech rund drei Millionen Impfdosen bestellt.

Impfung
Die Booster-Impfung gegen das Coronavirus schütz gemäss Studie zu 99 Prozent vor einem tödlichen Verlauf. - Keystone

Die Kantone können noch im Dezember schrittweise mit den ersten Covid-19-Impfungen bei besonders gefährdeten Personen beginnen. Der Kanton Basel-Stadt hat etwa bereits informiert, am 28. Dezember zu beginnen.

Die Zentralschweizer Kantone werden diesen Impfstoff gemeinsam beziehen. Geplant sei, bereits nächste Woche gezielt besonders gefährdete Personen zu impfen.

Zentralschweizer Kantone starten gemeinsam nächste Woche

Ab 4. Januar 2021 kann schweizweit in allen Kantonen mit den Impfungen der Risikogruppen begonnen werden. Allerdings rechne man mit noch relativ kleinen Mengen. Der eigentliche Impfstart erfolge erst anfangs Januar.

«Mit der gemeinsamen Absprache unter den Zentralschweizer Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren und der Koordination der jeweiligen Gesundheitsbehörden wird ein «politischer Wettbewerb» um die schnellste Impfung vermieden, der risikoreich und überflüssig wäre», geht aus einer Mitteilung hervor.

Die Lagerung und Verteilung an die Kantone übernimmt die Armeeapotheke.

Nicht-Risikopersonen müssen bis im Frühling warten

Zuerst werde der Impfstoff gemäss Strategie allen vulnerablen Personen, insbesondere betagten Menschen und Personen mit Vorerkrankungen zu Gute kommen.

Die erste Priorität ist der Schutz der besonders gefährdeten Menschen, also ältere und Personen mit Vorerkrankungen. In zweiter Priorität kann sich das Gesundheitspersonal und in dritter Priorität jene Menschen impfen lassen, die mit besonders gefährdeten Menschen zusammenleben. Schliesslich Personen in Gemeinschaftseinrichtungen mit erhöhtem Infektionsrisiko, etwa in Behindertenheimen.

Etwa 2 Millionen Menschen gehören zu diesen Risikogruppen.

Alle Nicht-Risikopersonen können sich wohl frühestens ab nächsten Frühling impfen lassen. Ob das auch für den Bundesrat gilt, konnte Lévy nicht beantworten: «Diese Frage müssen Sie dem Bundesrat stellen.»

Die Schutzmassnahmen gelten weiterhin – auch für Geimpfte

An der Medienkonferenz wird erneut betont, es bestehe keine Impfpflicht. Ausserdem wird die Covid-19-Impfung für die Bevölkerung gratis sein.

Es sei nicht gewiss, ob die Impfung auch vor einer Übertragung schütze, mahnt Anne Lévy, Amtsdirektorin des BAG. Dies werde sich erst im Verlaufe der nächsten Tage und Wochen zeigen. Deswegen müssen die Schutzmassnahmen weiterhin auch von geimpften Personen eingehalten werden.

Private können Nichtgeimpfte verweigern

Staatliche Leistungen dürfen nicht verweigert werden. So habe etwa die SBB eine Transportpflicht, erklärt Martin Dumermuth, Direktor des Bundesamts für Justiz.

Private dürfen nach der Privatautonomie selbst entscheiden, mit wem sie einen Vertrag abschliessen.

Coronavirus
Der Eintritt ins Stadion könnte bald an eine vorhandene Impfung gegen das Coronavirus geknüpft sein. - Keystone

Nach dem Datenschutz sind Gesundheitsdaten jedoch besonders schützenswert. Es könnte sich um eine Persönlichkeitsverletzung handeln, wenn man nachweisen muss, ob man geimpft ist.

Mit rechtlichen Regulierungen könnte jedoch zusätzliche Klarheit geschaffen werden.

Swissmedic informiert über Impfung

Um 13.15 Uhr informiert Swissmedic bei einer Pressekonferenz über die Impfung. Raimund Bruhin, Direktor von Swissmedic erklärt, es sei ein wichtiger Meilenstein, der mit dem Impfstoff erreicht worden sein. Der Impfstoff sei für unter 16-Jährige nicht zugelassen.

«Zur Impfung von Schwangeren liegen noch keine Daten vor», sagt Philippe Girard. Klinische Studien hatten auch Personen ab 65-Jahren eingeschlossen. Der Nutzen überwiege die Risiken.

Swissmedic
Laut Claus Bolte von der Zulassungsbehörde Swissmedic könnte die Booster-Impfung in der Schweiz noch im Oktober zugelassen werden. - Keystone

Claus Bolte, Leiter im Bereich Zulassung informiert zu Wirksamkeit und Qualität der Impfung sowie Patienten mit Vorerkrankungen. Als Grundlage für die Zulassung diene eine US-Impfstudie mit 43'000 Teilnehmern.

Das Durchschnittsalter aller Geimpften betrug 55 Jahre. Es seien aber auch über 65-Jährige, die geimpft worden seien. 46 Prozent der Teilnehmer hatten Vorerkrankungen, beispielsweise Bluthochdruck, Asthma oder HIV.

Während der Studie kam es teilweise zu Nebenwirkungen, die ähnlich wie bei Grippeimpfungen seien. Genannt werden Rötungen, Reizungen und Schmerzen am Oberarm oder auch Muskelschmerzen, Übelkeit oder generelles Unwohlsein.

Berset freut sich über Impf-News

Gesundheitsminister Alain Berset hat erfreut auf die Zulassung des ersten Impfstoffs gegen das Coronavirus in der Schweiz reagiert. «Das ist eine sehr gute Nachricht», sagte der Bundesrat in einem am Samstag veröffentlichten Video im Kurznachrichtendienst Twitter.

Der Impfstoff sei wirksam und sicher, sagte Berset. Er sei ebenso streng geprüft worden wie bislang jeder andere Impfstoff, der in der Schweiz auf den Markt gekommen sei.

Impfschutz bei über 90 Prozent

«Dank des rollenden Verfahrens und unseren flexibel aufgestellten Teams konnten wir dennoch auch rasch entscheiden und dabei den drei wichtigsten Anforderungen Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität vollumfänglich Rechnung tragen». Angesichts der Folgen der Pandemie stelle die rasche Zulassung einen Meilenstein für die öffentliche Gesundheit dar.

Geimpft werden können Personen ab 16 Jahren. Für einen optimalen Impfschutz werden zwei Impfungen im Abstand von mindestens 21 Tagen empfohlen. Gemäss den von Swissmedic ausgewerteten Studiendaten liegt der Impfschutz sieben Tage nach der zweiten Verabreichung bei Erwachsenen über 90 Prozent.

Kantone von rascher Impfzulassung überrascht

Die Kantone sind nach Aussagen des Generalsekretärs Michael Jordi der GDK von der Geschwindigkeit der Impfzulassung überrascht worden. Er warnte davor, dass die Impfaktion zu Beginn wohl nicht ganz reibungslos ablaufe. Die Kantone stünden vor grossen logistischen Herausforderungen.

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Michael Jordi, Generalsekretär Schweizerische Gesundheitsdirektorenkonferenz GDK, spricht während einer Medienkonferenz des BAG über die Auslieferung und Verteilung des ersten in der Schweiz verfügbaren Impfstoffs. - keystone

Bei Bund und Kantonen ging man den Angaben zufolge beim Impfstart noch bis vor wenigen Wochen vom Frühjahr aus, wie Jordi sagte. Die Kantone hätten nun die Vorbereitungen beschleunigen müssen. Die erfolgte Impfzulassung sei ein wichtiger Meilenstein in der Bewältigung der Pandemie. Aber es gebe noch viel Arbeit zu erledigen.

Die Organisation der Impfungen in den Kantonen sei eine "steile Herausforderung", sagte Jordi. Die beteiligten würden bereits jetzt "im roten Bereich" arbeiten. Die Logistik sei nicht einfach. Der Impfstoff werde sehr kalt angeliefert und müsse dann für eine Feinverteilung umgepackt und innert weniger Tage den Menschen verabreicht werden.

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