Schweizer Armee: Zahl der Schiessunfälle ist verhältnismässig klein
Am Dienstag ist ein Soldat bei einem Schiessunfall in Bremgarten AG gestorben. Insgesamt scheinen Tragödien dieser Art aber verhältnismässig selten zu sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Angehöriger der Armee wurde in Bremgarten AG bei einer Schussabgabe tödlich getroffen.
- Die Unfallursachen sind nicht geklärt – die Vergangenheit legt menschliches Versagen nahe.
- Die Zahl dieser Unfälle ist verhältnismässig klein – eine Statistik wird nicht geführt.
Am Dienstag ereignete sich auf dem Waffenplatz Bremgarten AG ein tragischer Schiessunfall: In einem Truppentransporter hat sich aus ungeklärten Gründen ein Schuss aus einem Sturmgewehr gelöst und einen Armeeangehörigen am Kopf getroffen. Nach der medizinischen Erstversorgung wurde der 22-Jährige per Helikopter ins Spital geflogen – wo er seiner Verletzung erlag.
Die Ursache für den Unfall ist bisher nicht geklärt. Oberst Domink Knill, Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, vermutet aber, dass mangelhafte Entladekontrollen oder Fehlmanipulationen am Ursprung der Tragödie stehen könnten. Dabei verweist Oberst Knill auf Erfahrungen aus der Vergangenheit.
Ursachen unklar – Untersuchung eingeleitet
Die Militärjustiz habe nun die Aufgabe, die Unfallursachen zu ergründen: Grundsätzlich gelte aber, dass geladene Waffen unter keinen Umständen in Truppentransport-Fahrzeugen mitgeführt werden dürfen, betont Knill gegenüber «Tamedia».
«Die Untersuchungen werden klären, was da schieflief», erklärt Oberst Knill. Fest stehe aber, dass menschliches Versagen in irgendeiner Form als wahrscheinlichste Ursache zu verstehen sei.
Schiessunfälle in der Schweizer Armee
Leider überrascht es kaum, dass immer wieder Armeeangehörige im Rahmen der Ausbildung bei Unfällen verletzt werden oder ihr Leben verlieren. Nau.ch hat eine Liste der Schiessunfälle zusammengetragen – ohne dabei Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Der letzte tödliche Schiessunfall trug sich im Jahr 2005 zu.
Der letzte Schiessunfall bei der Schweizer Armee ereignete sich im Juni 2023 in Gossau im Kanton St. Gallen. Wegen einer unbeabsichtigten Schussabgabe wurden drei Personen der Unteroffiziersschule verletzt. Die Untersuchungen zu diesem Fall sind noch nicht abgeschlossen.
Davor hatte sich ein Rekrut der Richtstrahlenrekrutenschule in Pfäffikon ZH mit einem Sturmgewehr in den Fuss geschossen. Dieser Unfall ereignete sich am 16. April 2018 – der Soldat soll offenbar an seinem Handy gespielt haben. Der Verletzte konnte am selben Abend aus dem Spital entlassen werden.
Rund zwei Wochen zuvor hatten bei einer Schiessübung in Wichlen GL drei Angehörige der Armee teilweise schwere Verletzungen erlitten: Die Munition eines Minenwerfers war ungewollt im Lauf detoniert. In der Folge musste ein Soldat mit schweren Verletzungen im Gesicht eingeliefert und notfallmässig operiert werden.
Auf der Wache für Selfie posiert
Davor hatte sich der letzte Schiessunfall im Mai 2013 in Dübendorf ZH zugetragen: In einem Aufenthaltsraum wollten zwei Soldaten im Wachdienst für ein Foto mit gezogener Pistole posieren. Im Rahmen dessen löste sich ein Schuss aus der Faustfeuerwaffe – ein Armeeangehöriger erlitt einen Lungendurchschuss und musste reanimiert werden.
Wenige Wochen zuvor wurde ein Soldat auf dem Waffenplatz Reppischtal ZH von einer Gewehrpatrone getroffen: Das Geschoss aus einem Sturmgewehr verfehlte die Zielscheibe, wurde abgelenkt und traf den Armeeangehörigen in einem Waldstück abseits des Zielhanges. Glücklicherweise hatte die Kugel auf ihrer Flugbahn bereits viel Kraft verloren und vermochte die Haut des Infanteristen nicht zu penetrieren.
Verhältnismässig wenige Schiessunfälle
Tatsächlich ereignen sich die meisten tödlichen Unfälle in der Schweizer Armee nicht bei Schiessübungen: Am gefährlichsten erscheint stattdessen der Umgang mit grossen Maschinen oder schwer kontrollierbaren Fahrzeugen. Daneben haben anspruchsvolle physische Tätigkeiten wie beispielsweise Patrouillen-Märsche oder Bergsteigen bereits zahlreiche Todesopfer gefordert.
Eine offizielle Statistik zu Schiessunfällen führt die Armee allerdings nicht, wie Sprecher Stefan Hofer auf Anfrage bestätigt. Im Dienstalltag hantieren Armeeangehörige aber ständig mit scharfer Munition und explosionsfähigen Materialien: Vor diesem Hintergrund erscheint die Zahl der tödlichen Schiessunfälle glücklicherweise verhältnismässig klein.
Dies bestätigt auch Offiziersgesellschafts-Präsident Dominik Knill gegenüber «Tamedia»: «Dieser Vorfall ist tragisch. Den Hinterbliebenen und Kameraden spreche ich mein grosses Beileid aus. Zum Glück sind Schiessunfälle in der Armee äusserst selten. Vor allem in Anbetracht dessen, dass für die Ausbildung doch sehr viel geschossen wird.»