Studie

Schweizer Ärzte haben international die beste Work-Life-Balance

Matthias Neuhaus
Matthias Neuhaus

Zürich,

Steht es um Schweizer Ärztinnen und Ärzte wirklich so schlimm, wie in letzter Zeit zu vernehmen war? Eine internationale Vergleichsstudie liefert Erkenntnisse.

Coronavirus Ärztin
Schweizer Ärztinnen und Ärzte sind zufriedener mit ihrer Work-Life-Balance als jene aus anderen Ländern. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Ärztinnen und Ärzte haben die beste Work-Life-Balance.
  • Das zeigt eine neue, international angelegte Vergleichsstudie.
  • In Punkto administrativer Belastung hinken die Fachkräfte hierzulande hinterher.

Ärztinnen und Ärzte leiden hierzulande unter den happigen Arbeitsbedingungen. Von zu hohen Pensen, wenig Zeit für das Privatleben und mühsamer Administrationsarbeit ist beispielsweise die Rede.

Das führt dazu, dass viele Junge den Beruf vorzeitig und ausgelaugt verlassen. Der Branche fehlen dadurch dringend benötigte Fachkräfte.

Ärzteverband
Die Abhängigkeit der Schweiz von Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland nimmt zu. (Archivbild) - keystone

Ergebnisse einer neuen Studie relativieren den zuletzt gewonnen Eindruck aber nun. Denn: Im internationalen Vergleich ist die Zufriedenheit der Ärztinnen und Ärzte nirgendwo so gross wie in der Schweiz.

Die Untersuchung wurde vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Auftrag gegeben. Im Frühjahr 2022 führte sie das amerikanische «International Health Policy Survey» durch.

Zufriedenheit im internationalen Vergleich hoch

Insgesamt wurden mehrere Tausend Personen aus zehn verschiedenen Ländern befragt: Schweiz, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Holland, Schweden, USA, Kanada, Neuseeland und Australien. Dabei lag der Fokus auf der Grundversorgung, also auf Haus- und Kinderärzten.

Die Ergebnisse der Studie liegen den «Tamedia»-Zeitungen vor. In vielen Kategorien schneidet die Schweiz überdurchschnittlich ab.

Sind Sie mit Ihrer Work-Life-Balance zufrieden?

93 Prozent der befragten Schweizer Ärzte bewerten die Qualität des Gesundheitssystems als «sehr gut» oder «gut». Deutschland folgt mit grossem Abstand (72 Prozent) auf Rang zwei.

Auch bei der Zufriedenheit mit der Tätigkeit hält die Schweiz den Spitzenwert. So geben 58 Prozent der Befragten an, dass sie «äusserst» oder «sehr zufrieden» sind. Auf dem letzten Platz in dieser Kategorie landet Grossbritannien. Dort liegt der Wert bei nur 24 Prozent.

Spitzenwert bei Work-Life-Balance

Insgesamt beurteilen 43 Prozent der Schweizer Ärzte ihren Beruf als «sehr» oder «äusserst stressig». Nur Holland schneidet punkto Stress besser ab. Dort ist der Wert mit 32 Prozent noch tiefer.

Arzt
Ein Arzt hält ein Stethoskop in der Hand. - dpa

Die Untersuchung kommt zum Schluss, dass die Work-Life-Balance in der Schweiz am besten ist. 72 Prozent der Schweizer Befragten sind entweder sehr oder einigermassen zufrieden damit. Der Wert ist fast doppelt so hoch wie jener in Deutschland.

Nur in einer Kategorie kommt die Schweiz im internationalen Vergleich nicht gut weg. 68 Prozent sehen in der administrativen Belastung «ein grosses Problem». Das sind mehr als in allen anderen erhobenen Ländern.

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Kommentare

User #3040 (nicht angemeldet)

1) international = 10 Länder 2) Da wurden primär Haus- und Kinderärzte befragt. Falls das repräsentativ war (was ich anzweifle), ok. Die Situation in den Spitälern ist jedoch definitiv eine andere. Hohe Arbeitzeiten mit sehr hoher Intensität (!!) und grosser Verantwortung, Bezahlung mässig (insgesamt ähnlich / etwas weniger als andere Hochschulabgänger [absolut gesehen], aber das auf deutlich mehr Arbeitsstunden, also relativ gesehen kein so guter Lohn, wie alle immer denken.. das trifft vielleicht auf wenige Spezialisten und Chefärzte zu, jedoch nicht auf die breite Masse der Spitalärzte und Grundversorger), Überstunden (aufgrund des sehr hohen workloads) werden oft nicht kompensiert / bezahlt. Ist ein sinngebender und interessanter Job, aber unter work-life-balance stelle ich mir definitiv etwas anderes vor! (Warum sonst haben Ärzte eine so hohe Burnout- und Selbstmordrate und gibt es so viele, die den Beruf verlassen.. spricht für sich). 3) Ich wünsche mir keine undifferenzierten Bemerkungen von Leuten, die nicht in diesem System arbeiten. Zitat: "... aus zehn verschiedenen Ländern befragt: ... . Dabei lag der Fokus auf der Grundversorgung, also auf Haus- und Kinderärzten."

User #3040 (nicht angemeldet)

Im Vertrag stehen 50h/Woche, in Realität sind es oft mehr..

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