Schweizer Grand Prix Darstellende Künste geht an Lilo Baur
Die Regisseurin und Schauspielerin Lilo Baur erhält den diesjährigen Schweizer Grand Prix Darstellende Künste / Hans-Reinhart-Ring. Die Auszeichnung ist mit 100'000 Franken dotiert. Der Preis würdigt sie als vielseitige Bühnenkünstlerin.
Die Verleihung findet zusammen mit jener der weiteren Schweizer Preise für die darstellenden Künste am 31. Oktober im Theater Casino Zug statt, wie das Bundesamt für Kultur (BAK) am Donnerstag mitteilte.
Das BAK vergibt diese wichtigste Auszeichnung für die Bühnenkünste in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur. Die Preisträger schlägt eine neunköpfige Jury vor. An der Preisverleihung in Zug nimmt Aussenminister Ignazio Cassis teil.
Erfolgreiche Regisseurin mit Karriere in Paris und London
Lilo Baur machte ihre Karriere gemäss dem BAK vor allem in Paris und London. Aktuell arbeitet die 66-Jährige hauptsächlich als Theater- und Opernregisseurin an grossen Häusern wie der Comédie-Française oder der Opéra Comique in Paris. Die gebürtige Aargauerin und gemäss BAK «erfolgreiche Auslandschweizerin» inszeniert aber auch in der Schweiz und ist Gastdozentin in Lausanne.
Ihre Inszenierung von «Une journée particulière» nach dem gleichnamigen Film des Schweizer Regisseurs Ettore Scola wurde 2023 im Théâtre de Carouge in Genf uraufgeführt. Grosse Opernproduktionen Baurs waren «Dido und Aeneas» (2011) und «Ariane et Barbe Bleu» (2012), beide in Dijon.
An der Opéra de Lausanne realisierte sie 2013 «Lakmé» von Léo Delibes und 2014 die Oper «Le Pétit Prince» von Michaël Levinas. An der Comédie-Française stehen in der kommenden Saison 2024/25 «L’Avare» von Molière und «La Souricière» von Agatha Christie auf dem Spielplan. Als Bühnen- und Filmschauspielerin wirkte sie beispielsweise in «Vollmond» des Schweizer Regisseurs Fredi Murer mit.
Meisterin der körperlichen Ausdruckskraft und Ensemblearbeit
Baur geht gemäss der Würdigung des BAK stets von der körperlichen Ausdruckskraft und der Zusammenarbeit mit dem Ensemble aus. Dabei entwickle sie mit Feinsinn, Sinnlichkeit und einer Prise Humor Bühnenwelten, die das breite Spektrum der Seele erforschen würden.
Neun weitere mit je 40'000 Franken Bühnenkunst-Preise gehen an weitere Persönlichkeiten oder Institutionen. Die gebürtige Französin Anne Delahaye ehrt das BAK für ihre Interpretationen in vielen Westschweizer Produktionen. Petra Fischer erhält den Preis für ihr Wirken als Dramaturgin, Theaterpädagogin, Dozentin und Kuratorin in der Schweiz und in Deutschland.
Ursina Greuel kreiert als Theatermacherin mit ihrer Gruppe Matterhorn Produktionen vielfach ausgezeichnete Stücke. Ueli Hirzel, ursprünglich Seiltänzer und Clown, sorgte ab den 1980er Jahren mit seinen Gruppen Varieté Circus Aladin und Cirque O für Aufsehen.
Pioniere des zeitgenössischen Tanzes und Theaters
Corinne Rochet und Nicholas Pettit setzen sich seit fast 25 Jahren mit ihrer Marchepied Cie für den Nachwuchs im zeitgenössischen Tanz ein. Das Genfer Theaterkollektiv Old Masters vermittelt Theaterproduktionen als plastisches Gesamtkunstwerk und schafft Welten mit einer radikalen Ästhetik.
Die afro-brasilianische Künstlerin Ivy Monteiro kreiert Bühnenperformances, Videoarbeiten, Partys und Events mit internationaler Ausstrahlung. Philippe Olza ist als Netzwerker seit 1979 vor allem im Tanz tätig. Adina Secretan arbeitet als Dramaturgin, Tanz- und Theatermacherin sowie Kulturvermittlerin.
Die beiden Produktionspreise von je 25'000 Franken gehen an die Tanzproduktion «L’oeil nu» von Maud Blandel die Theaterproduktion «Introducing Living Smile Vidya» von und mit Living Smile Vidya. Die Stanley Thomas Johnson Stiftung verleiht ihren mit 25'000 Franken dotierten June Johnson Newcomer Prize an die Choreographin Anna-Marija Adomaityte.