Schweizer haben bald Nase voll von Deutschland-Reisen
Zuletzt ist es in Deutschland immer wieder zu Streiks im Bahn- und Flugverkehr gekommen. Auch Schweizer Reisende sind betroffen. Das könnte Folgen haben.
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland haben Flug- und Bahnpersonal zuletzt mehrmals gestreikt.
- Bei der Swiss hat sich das bisher nicht negativ auf Deutschland-Buchungen ausgewirkt.
- Ein Experte glaubt aber, dass Reisende auf Autos und Busse umsteigen könnten.
Deutschlandweite Warnstreiks haben innerhalb von vier Wochen zweimal den Bahn- und Luftverkehr lahmgelegt. Nach dem bundesweiten Streik am vergangenen Freitag kam am Montag ein weiterer an den Flughäfen Berlin-Brandenburg und Hamburg hinzu.
Das führt nicht nur zu Problemen für deutsche Reisende und Pendler. Auch Schweizer, die Reisen nach Deutschland gebucht haben, sind davon betroffen. So auch Nau.ch-Reporterin Linda Carstensen, die in Berlin strandete.
Streiks kamen zuletzt häufiger vor. Da stellt sich die Frage: Haben die Schweizer Reisenden nicht langsam die Nase voll von Deutschland-Trips?
Kürzere Reisen dürften eher gemieden werden
Ja, glaubt Tourismus-Experte Jürg Stettler. «Die Streiks dürften dazu führen, dass sich Schweizer vermehrt überlegen, ob sie nach Deutschland reisen. Und wenn ja: genauer planen, wann, wie und mit welchem Verkehrsmittel sie das tun», sagt er zu Nau.ch.
Kürzere Reisen dürften laut Stettler dabei eher gemieden werden als längere. Unverzichtbare und wichtigere Reisen wie Geschäftsreisen werde man trotzdem weiterhin machen, aber dafür besser planen und mit anderen Verkehrsmitteln durchführen.
Wie viele potenzielle Reisende sich wegen der häufigeren Streiks anders verhalten werden, kann Stettler nicht einschätzen. Klar sei aber: «Je häufiger die Streiks künftig auftreten und je gravierender sie bezüglich der Auswirkungen sind, desto mehr Reisende werden es sein.»
Verlegung auf Autos zu erwarten
Es sei eine Verlegung auf das Auto oder private Reiseanbieter, die von Streiks nicht betroffen sind, zu erwarten. Das wären zum Beispiel Reisebusse.
Denn: Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Schweizer ganz auf Deutschland-Reisen verzichten. Laut Stettler wählen Reisende stattdessen bei Destinationen, die nahe und gut erreichbar sind, häufig eine alternative Option.
Die gleichen Auswirkungen könnte dies laut Stettler auch auf deutsche Touristen haben, die Reisen in die Schweiz planen. Einziger Unterschied: «Die Deutschen sind sich eher gewohnt, längere Distanzen mit dem Auto zu fahren. Deshalb werden wohl mehr Deutsche einfach auf das Auto umsteigen, statt mit dem Zug und dem Flugzeug anzureisen. Oder statt ganz auf die Reise zu verzichten.»
Die Swiss etwa spürt bisher keine negativen Auswirkungen der häufigeren Streiks: «Unsere Buchungszahlen nach Deutschland sind weiterhin stabil», heisst es auf Anfrage von Nau.ch. Die SBB erklärt zwar, dass man auch keine Auswirkungen auf die Buchungszahlen sehe.
Die bereits gekauften Billette hätten ab Bekanntwerden des Streiks bis einige Tage nach dem Streiktag flexibel genutzt werden können.
Dennoch: «Dadurch kam es zu wenigen Stornierungen.» Die SBB rechne aber nicht mit einer nachhaltigen Verlagerung auf andere Verkehrsmittel.