Schweizer haben Kriegs-Angst: Survival-Kurse boomen
Könntest du in der Wildnis überleben? Die meisten wohl nicht – viele wollen das jetzt ändern. Auch die Angst vor Krieg spielt dabei eine Rolle.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Menschen haben genug von ihrem digitalen Alltag – es zieht sie in die Natur.
- Anbieter von Survival-Kursen beobachten ein in den letzten Jahren gestiegenes Interesse.
- Dazu leisten auch Kriegs-Angst und Survival-Shows im TV einen Beitrag.
Wir verbringen unser Leben zunehmend vor dem Bildschirm. Viele sitzen den ganzen Arbeitstag lang am Laptop. In der Freizeit wird dann auf Instagram gescrollt, Games gespielt oder ferngesehen.
Das wird immer mehr Menschen zu viel. «Man will wieder mehr in der Natur und mit der Natur leben», sagt Überlebensexperte Bat Gomes gegenüber dem «Boten». Das Interesse am «Survival»-Thema (englisch für Überleben) sei derzeit gross.
Das führt dazu, dass entsprechende Kurse einen regelrechten Boom erleben: Feuer machen, Knoten knüpfen, (essbare) Pflanzen kennenlernen – all das steht auf dem Programm.
«Ukraine-Situation wesentlicher Faktor»
«Die Nachfrage hat stetig zugenommen», bestätigt Survival-Trainer Gion Saluz gegenüber Nau.ch. Er hat das «Swiss Survival Training» ins Leben gerufen – die Ausbildung für Survival-Guides. Dabei werden Menschen ausgebildet, andere Menschen in die Natur zu begleiten.
Doch weshalb entscheiden Leute sich dazu, so ein Training zu machen?
Eine Erklärung: «Das Interesse wächst mit der zunehmenden Unsicherheit in Europa. Die Ukraine-Situation ist sicherlich ein wesentlicher Faktor für die Beunruhigung», erzählt er.
Auch Handy und TV-Shows spielen eine Rolle
Hinzu kommt: «Die Survival-Kurse bieten ein optimales Kontrastprogramm zur alltäglichen Büroarbeit, dem Konsum von Medien und der Nutzung von digitalen Geräten. Zurück zur Natur, Auszeit aus dem Alltag, Unabhängigkeit vom System.»
Zudem könne man sich wieder mit der Natur und dem Wald verbinden, «der alten Heimat des Menschen». Ebenfalls zentral in Survival-Kursen: «Lernen, welche Pflanzen essbar sind, und wie man richtig Feuer machen kann.»
Beliebte Fernsehsendungen wie «7 vs. Wild» sorgen ebenfalls dafür, dass Leute sich mehr für das Thema interessieren.
«Alle Survival-Shows der letzten Jahre haben Menschen neugierig gemacht», erklärt Saluz. Und fügt hinzu: «Endlich wieder mal raus ins Abenteuer und etwas selber erleben.»
Survival-Hype bringt Gefahren mit sich
Auch Markus Lusser, Gründer der «How to Survive Outdoor School», in der Bat Gomes arbeitet, erklärt: Das Interesse an den Kursen sei angestiegen.
«Insbesondere in den Pandemie-Jahren hat die Nachfrage einen Schub bekommen», so Lusser. Die Gründe dafür seien «so unterschiedlich wie die Teilnehmer».
Die Motivation vieler sei aber: «Horizonte erweitern, Neues lernen, abschalten vom Alltag und sicherlich auch etwas mehr Selbstbestimmung erlangen.»
Ab und zu geben auch Teilnehmer seiner Kurse als Beweggründe Shows wie «7 vs. Wild» an. Der Survival-Coach zeigt sich kritisch: «Ob sich viele der Zuschauer solcher Sendungen dann aber wirklich mal in die Natur hinaus bewegen, ist fraglich.»
Er warnt jedoch auch davor, dass «ein Hype in diesem Bereich auch Gefahren mit sich bringt». So würden Wälder zu jeder Tages- und Nachtzeit überflutet und die Natur unachtsam betreten. Das könne Littering und weitere Störungen aller Art bis hin zu Waldbrandgefahr zur Folge haben.