Schweizer können Wegfall ausländischer Touristen nicht kompensieren
Durch die Corona-Pandemie und die geltenden Massnahmen fehlen der Schweiz die ausländischen Touristen. Die Schweizer können ihr Fehlen nicht ausgleichen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizer Tourismus erleidet wegen der Corona-Pandemie ein schlechtes Jahr.
- Der Ansturm der Schweizer auf Bergdestinationen kann das Minus nicht ausgleichen.
- Auch die Städte leiden unter den fehlenden Touristen.
Der Schweizer Tourismus steuert auf ein schlechtes Jahr zu. Zwar zeigt die Zwischenbilanz zum Sommer für das Berggebiet einen erfreulichen Anstieg von einheimischen Gästen. Doch kann dies den massiven Rückgang bei den ausländischen Touristen nicht kompensieren. Vor allem in den Städten reisst der wegbleibende Übersee- und Geschäftstourismus ein grosses Loch in die Rechnung.
Dies geht aus einer landesweiten Branchenumfrage bei Tourismusdestinationen, Sehenswürdigkeiten und grossen Bergbahnen hervor. Diese hat Schweiz Tourismus (ST) für die Monate Juni bis August vor kurzem durchgeführt und am Donnerstag veröffentlicht. Die Aussagen für August basieren laut ST auf Buchungen und Schätzungen der Befragten.
Schweizer stürmen Bergdestinationen
Dank eines Ansturms von Schweizer Gästen stiegen in den Bergdestinationen von Juni bis August die Hotellogiernächte um 37 Prozent. Das ist eine Million Übernachtungen mehr als zur selben Zeit 2019, wie ST am Donnerstag mitteilt. Sehr begehrt seien dabei zudem Aufenthalte und Besuche in der jeweils anderen Sprachregion.
Die ausländische Nachfrage nach Schweizer Bergsommerferien habe sich dagegen in engen Grenzen gehalten. Erste Gäste aus den Nachbarländern und den Benelux-Staaten finden den Weg in die Schweiz. Trotzdem rechnen die lokalen Tourismusakteure hier mit einem Rückgang von mindestens 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das sind 1,3 Millionen ausländische Hotelnächte weniger.
Dieses riesige Minus könne von den zusätzlichen Schweizer Gästen nicht kompensiert werden. Auch in den Bergen zeichnet sich eine negative Gesamtbilanz ab. Diese beträgt für die Sommerferien-Saison über fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Städte vermissen ausländische Gäste
Stark vermisst würden weiterhin Reisende aus Übersee, die bevorzugt Städte besuchten, schreibt ST. Zudem falle der Geschäfts- und Kongresstourismus nach wie vor grösstenteils ebenfalls aus. Pandemie-bedingt müssten zudem immer noch Veranstaltungen abgesagt werden. Dies treffe die Tourismusanbieter in den Schweizer Städten massiv.
Dadurch fehlten alleine von ausländischen Gästen in den Sommerferien-Monaten über 2,5 Millionen Hotellogiernächte, was einem Minus von 63 Prozent entspreche. In einigen mittelgrossen Städten habe es zwar mehr Schweizer Gäste diesen Sommer gegeben. Diese stammten auch hier oft aus anderen Sprachregionen.
Auch die grossen Bergbahnen und Top-Attraktionen leiden nach wie vor sehr unter dem Ausbleiben der Fernmarkt-Gäste. Sie sind üblicherweise bei Touristen aus Übersee beliebt.
Negative Gesamtbilanz zeichnet sich ab
Damit fehlen in den Städten und in den Bergregionen gemäss aktuellem Stand von Juni bis August gesamthaft 3,2 Millionen Hotelübernachtungen. Dies entspreche einem Minus von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, rechnet ST vor.
Die Tourismusorganisationen und -anbieter zeigen sich für die Aussichten auf den Herbst sehr besorgt und zurückhaltend. Grund ist die grosse Unsicherheit durch die Pandemie. Es sei schwierig bis unmöglich, Prognosen zu stellen, heisst es. Die aktuelle Buchungslage ist sehr schwach, die Sorge vor weiteren grossen Rückgängen weit verbreitet.