Oceancare warnt vor den verheerenden Folgen der Schleppnetzfischerei auf das marine Ökosystem.
Seaspiracy Fischerei
Ein belgischer Trawler fischt am 10. November 2020 mit Schleppnetzten im Ärmelkanal. (Symbolbild) - Keystone

Die Schweizer Meeresschutzorganisation Oceancare hat in einem Bericht vor den Folgen von Schleppnetzen in der Fischerei gewarnt. Die Praxis verwüste riesige Meeresbodenflächen und sei klimaschädlich, bemängelte die Organisation.

Oceancare lobt den Aktionsplan der EU, die schädliche Grundschleppnetzfischerei in Schutzgebieten bis 2030 zu beenden. Die Organisation hat jedoch Sorge, dass die neue EU-Kommission ihn nach dem Rechtsrutsch in Europa aufweichen könnte.

«Es braucht einen Ruck, damit es kein Abweichen von diesem Aktionsplan gibt», sagte Nicolas Entrup, bei Oceancare für internationale Zusammenarbeit zuständig, der deutschen Nachrichtenagentur DPA. Vielmehr müsse der EU-Plan bei der Uno-Meereskonferenz 2025 in Nizza Weltstandard werden.

Schäden durch Grundschleppnetzfischerei

«Dieser Bericht fasst die Beweise dafür zusammen, dass die Grundschleppnetzfischerei eine grundlegend zerstörerische Praxis ist, die die Lebensräume der Meere schädigt und das Meeresleben dezimiert», schreiben die Autoren. Schleppnetze sind oft kilometerlange Netze, die durch freies Wasser oder als Grundschleppnetze über den Meeresboden gezogen werden.

Darin verheddern sich oft Meeresschildkröten, Rochen, Delfine und andere Tiere, die nicht gefangen werden sollen, als sogenannter Beifang.

Besonders stark seien die Meeresböden durch diese Art der Fischerei in Teilen des Mittelmeers und der Nord- und Ostsee, vor der Atlantikküste Spaniens und Irlands und in grossem Stil auch in Asien in Mitleidenschaft gezogen. Das Ökosystem sei dann nachhaltig gestört, Seegraswiesen oder Austernriffe würden fortgerissen, der Sauerstoffhaushalt und die Zusammensetzung der Meeresböden verändert.

Beitrag zur Klimakrise

Die Freisetzung von gebundenem Kohlenstoff im Meeresboden und der Treibstoffverbrauch der Schiffe, die das schwere Gerät hinter sich herziehen, trügen erheblich zu den Treibhausgasemissionen der Fischerei bei. Massnahmen zur Eindämmung der Schäden wären etwa künstliche Riffe, die Bodenschlepper abhalten. Das funktioniere aber nur in kleinem Rahmen. In grösseren Gebieten könnten Grundschleppnetze verboten werden.

Zudem könnten andere Netze eingesetzt werden, die den Beifang reduzieren. Es könnten statische statt Schleppnetze zum Einsatz kommen. Die Schleppnetzfischerei beschäftige Millionen Menschen. Wenn die Praxis zurückgehe, müssten neue Einkommensmöglichkeiten für Beschäftigte geschaffen werden.

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