Schweizer missbraucht Tochter & sieht sich nicht als pädophil
Serge F. (52) missbrauchte jahrelang seine kleine Tochter. Jetzt steht der ehemalige Experte vom AKW Mühleberg vor Gericht.
Das Wichtigste in Kürze
- Serge F. missbrauchte seine Tochter jahrelang.
- Der Schweizer wurde an seinem Arbeitsplatz im AKW Mühleberg BE verhaftet.
- Vor Gericht präsentiert er haarsträubende Ausreden.
Serge F.* (52) sitzt seit Februar 2019 im Knast in Freiburg. Er missbrauchte sein Töchterchen sieben Jahre lang. Das erste Mal war die Kleine gerade mal 12 Tage alt. Serge F. flog auf, weil sein Töchterchen seiner Mutter vom Sex mit dem Vater erzählte. Verhaftet wurde Serge F. an seinem Arbeitsplatz im AKW Mühleberg BE.
Den Missbrauch an seiner kleinen Tochter dokumentierte Serge F. akribisch. Die Polizei beschlagnahmte insgesamt 561 Videos und 180 Fotos. Das Material wurde bei einer Hausdurchsuchung in der Villa am Neuenburgersee auf dem Computer von Serge F. beschlagnahmt.
Deutsche Experten knackten die Dateien
Er lud und archivierte auch über 600'000 illegale Porno-Dateien auf seinem Computer. Die Hard Core-Fotos und - Videos zeigen den Missbrauch von Kindern, Sex mit Tieren oder Gewaltszenen. Auf mehr als tausend elektronischen Dateien sicherte Serge F. auch explizite, härteste Gewaltszenen gegen Menschen.
Er hatte die elektronischen Sex-Dateien so gut verschlüsselt, dass die Polizei sie nicht selber knacken konnte. Das gelang dann Spezialisten des deutschen Bundeskriminalamtes BKA in Frankfurt.
Haarsträubende Aussagen
Seit heute steht Serge F. in Freiburg vor Gericht. Er sitzt mit Gesichtsmaske eingesunken auf dem Stuhl im Gerichtssaal. Er ist gross, hat Speckrollen an der Taille und eine Halbglatze. Er trägt ein hellblaues Hemd, eine dunkelblaue Anzugshose und eine Brille.
Die Maske nimmt er erst ab, als ihn der Richter bei der Befragung dazu auffordert. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der Medien wurden zuvor Videos und Fotos des Missbrauchs gezeigt. «Der Angeklagte hat dabei sein Gesicht versteckt und geweint», sagt der Richter nachher.
Serge F. sagt, er erinnere sich nicht mehr an die Videos und die Fotos. Er starrt auf den Boden. Er sagt, sein Töchterchen hätte mit seinem Penis spielen wollen. «Finden sie es nicht ungewöhnlich, dass ein Kind so etwas verlangt?», fragt der Richter. Serge F. sagt: «Doch.» Er sagt, seine Tochter habe nicht gelitten. «Ich tat ihr nicht weh.»
Kein Sex mit Frau als Ausrede
Seit der Geburt seiner Tochter habe er fast keinen Sex mehr mit seiner Frau gehabt, sagt Serge F. «Waren Ihnen die Folgen des Missbrauchs für ihre Tochter bewusst?», fragt der Richter. Serge F. schluchzt, wischt seine Augen mit einem Papiertaschentuch ab. Er verneint, dass er sein Töchterchen vergewaltigt hat. «Ich bin nie in sie eingedrungen.» Es tue ihm leid, was er getan habe.
Er habe seine Frau nie zu Sex gezwungen, sagt Serge F. «Sie hatte immer die Wahl.» Sie sei immer müde gewesen, nach der Geburt seiner Tochter noch mehr. «Ich war von meiner Frau abhängig», jammert Serge F. «Meine Frau hatte wegen ihren Schmerzen Probleme beim Sex.»
Der Staatsanwalt fragt: «Wieso haben sie den sexuellen Missbrauch ihrer Tochter gefilmt?» Serge F. anwortet: «Ich wollte eine Erinnerung behalten. Jedes Mal hätte das letzte Mal sein können.» Er habe jede Aufnahme einzeln visioniert. «Ich mache mir jetzt Sorgen um meine Tochter.»
Serge F. will nicht pädophil sein
Serge F. erachtet sich nicht als Pädophiler. Er reichte beim Kantonsgericht Freiburg eine offizielle Beschwerde ein. Er wollte seinen Mithäftlingen gerichtlich verbieten, ihn als Pädophilen zu bezeichnen.
Das Kantonsgericht ging nicht auf die Klage ein. Serge F. legte Rekurs ein. «Ich wurde von meinen Mithäftlingen mit dem Tod bedroht», sagt er. «Sie drohten, meiner Mutter etwas anzutun.»
Düstere Prognosen für das Kind
Serge F. zerstörte seine Tochter. «Sie ist im Überlebensmodus», sagt ihr Beistand. «Sie hat grosse Ängste.» Das Mädchen ist in psychologischer Behandlung. «Sie ist schulisch im Rückstand und wird in einer Spezialklasse unterrichtet.» Das Mädchen habe Probleme mit Gleichaltrigen und Erwachsenen. «Eine Besserung ist nicht in Sicht», sagt der Beistand.
«Die Prognosen sind für das Mädchen düster. Sie wird ihr ganzes Leben lang leiden.» Das Mädchen sagte dem Beistand, es wünsche sich, dass sein Vater nie mehr aus dem Gefängnis kommt.
Die Mutter des Mädchens ist Zivilklägerin und mit ihrer Anwältin im Gerichtssaal. Eine Trennwand schützt sie vor Blicken ihres Noch-Ehemanns.
Ehefrau musste sich als Kind verkleiden
Die Mutter ist ausgemergelt und bleich. Sie leidet unter anderem unter Fibromyalgie, eine Art Muskelschmerz in verschiedenen Körperregionen, Schlafstörungen und vermehrter Erschöpfung.
«Seit der Geburt meiner Tochter nahmen meine Depressionen zu», sagt die Mutter. Sie sei von ihrem Mann gezwungen worden, zwei bis drei Mal pro Woche Sex zu haben. Serge F. filmte den Sex mit seiner Frau.
Die Mutter machte verschiedene Therapien. Die Tochter lebt heute bei der Mutter. Die Mutter muss weiterhin Anti-Depressiva und andere Medikamente nehmen. «Ich bin seit zwei Jahren allein. Erst jetzt beginne ich zu realisieren, welche Macht mein Mann auf mich ausübte.»
Serge F. zwang seine Frau, sich beim Sex als kleines Mädchen zu verkleiden. «Ich tat es, damit es schneller vorbei geht», sagt die Mutter. Sie habe nichts vom Missbrauch ihrer Tochter geahnt.
Serge F. hört zu, schüttelt manchmal den Kopf. «Warum haben sie nicht ein eigenes Schlafzimmer gehabt», fragt der Richter. «Ich stand unter totaler Kontrolle», sagt die Mutter. «Ich schlug meinem Mann die Scheidung vor. Er wurde wütend.»
Der Prozess dauert insgesamt drei Tage. Das Urteil wird für nächste Woche erwartet.
*Name geändert