Schweizerische Literatur: Neuerscheinungen im Oktober 2022
Prosa, Spoken-Word, Essay oder Lyrik von Schweizer Autorinnen und Autoren sowie von Schreibenden, die in der Schweiz leben: Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA hat neue Werke ausgewählt, die im Oktober für Gesprächsstoff sorgen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Heike Fiedler: «Tu es! hier.
Gedichte & Sprechtexte«. Edition Spoken Script 44. Der gesunde Menschenversand, 160 Seiten. (Erscheint am 6. Oktober)
Der Titel des Buches steht programmatisch dafür, wie Heike Fiedler mit Sprache umgeht: «Tu es» ist ein Spiel mit zwei Sprachen, französisch und deutsch. Sprache machen und dadurch werden, ist das Motto ihrer Lyrik. Der spielerische Umgang mit Lauten und Worten als auch das Überschreiten der Grenzen von Sprachen und literarischen Gattungen, dafür steht Heike Fiedlers Kurzprosa zu feministischen, futuristischen oder politischen Themen. Die gebürtige Düsseldorferin lebt in Genf und arbeitet mit Laptop, Bleistift, Stimme, Papier, solo und in Kollektiven.
Franco Supino: «Spurlos in Neapel». Roman. Rotpunktverlag, 256 Seiten. (Erscheint am 12. Oktober)
Immer wieder kehrt der Erzähler des Romans nach Neapel zurück. Denn auf der Terrasse eines Restaurants hat er den Namen Antonio Esposito gehört. Dieser war als Kind von Migranten aus Westafrika in einen Clan der Camorra aufgenommen worden, hatte Karriere als Krimineller gemacht und war irgendwann spurlos verschwunden. Dieses Schicksal lässt den Erzähler nicht mehr los. Er selber war als Kind italienischer Einwanderer in der Schweiz aufgewachsen und Jahre später in der Stadt seiner Eltern, eben in Neapel, auf Spurensuche gegangen. Damit hat der Erzähler Parallelen zum Autor Franco Supino, der als Kind italienischer Eltern in Solothurn aufgewachsen ist.
Lukas Bärfuss: «Vaters Kiste. Eine Geschichte über das Erben». Rowohlt, 96 Seiten. (Erscheint am 18. Oktober)
Lukas Bärfuss, Dramatiker, Romanautor und Publizist, denkt in seinem Essay «Vaters Kiste» darüber nach, wie wir als Gesellschaft mit unserem Erbe umgehen. Ausgangspunkt ist für Bärfuss das Erbe seines abwesenden, kriminellen Vaters: eine Kiste, die ihn nach 25 Jahren in seine eigene schwierige Kindheit zurückführt. Persönliche Erinnerungen an eine schwierige Kindheit führen zu grossen Fragen, etwa nach dem Erbrecht oder danach, was wir als Gesellschaft unseren Kindern vererben und wie wir damit ihr Schicksal bestimmen. Bärfuss ist unter anderem Träger des Georg-Büchner-Preises und des Schweizer Buchpreises.
Hussein Mohammadi: «Scheherazades Erben». Roman. Edition Bücherlese, 176 Seiten. (Erscheint am 18. Oktober)
Hussein Mohammadi ist 2013 in die Schweiz geflüchtet; geboren wurde er in Afghanistan, aufgewachsen ist er im Iran. «Scheherazades Erben» hat er auf persisch geschrieben; es ist sein erster Roman, der auf Deutsch erscheint. Im Zentrum steht die Tochter eines Bauern, die mit einem Jungen aus dem Nachbardorf flüchtet und damit entgegen der Tradition ihren Partner selber wählt. Fünf Leben, die davon betroffen sind, entfaltet der Autor nach und nach in episodischer Erzählweise. Der Roman erzählt vom Leben in der afghanischen Gesellschaft vor der neuerlichen Machtergreifung der Taliban vor einem Jahr.
Ernst Burren: «Nume no vor em Färnseh». Mundartgeschichten. Cosmos Verlag, 128 Seiten. (Erscheint am 25. Oktober)
Seit 1970 macht sich der Solothurner Ernst Burren einen Namen als Meister der Mundartliteratur. So wurde er etwa mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet für seinen Roman «Dr Chlaueputzer trinkt nume Orangschina». In seinem neuen Erzählband versammelt der 78-Jährige Geschichten von Figuren, die über ihr Leben sinnieren, vor dem Fernseher versuchen, ihre Ängste loszuwerden oder der Einsamkeit zu entfliehen. «Wies haut eso geit im Läbe, mängisch hani s Gfüeu, i heigi, trotzdäm dass i vüu gschaffet ha, nüt erreicht, wie dä aut Ma bim Hemingway, wo kei Fisch het gfange», grübelt etwa einer.
Weitere:
Lidija Burčak: «Nöd us Zucker. Tagebuchtexte». Edition Spoken Script 45. Der gesunde Menschenversand, 192 Seiten. (Erscheint am 6. Oktober)
Thomas Flahaut: «Sommernächte». Roman. Verlag die Brotsuppe, 224 Seiten. (Erscheint am 10. Oktober)
Franz Hohler: «Mani Matter - Ein Porträtband». Zytglogge, 160 Seiten. (Erscheint am 10. Oktober)
Raymond Vouillamoz: «Eugènie, die Magd des Kretins. Tagebuch einer Reise». Bilgerverlag, 180 Seiten. (Erscheint am 10. Oktober)
Philipp Gurt: «Graubündner Finsternis. Landjäger Caminada und der Fuhrmann». Kriminalroman. Kampa Verlag, 320 Seiten. (Erscheint am 13. Oktober)
Pedro Lenz: «Chöit ders eso näh?» Cosmos Verlag, 112 Seiten. (Erscheint am 25. Oktober)
Uta Köbernick «Das Glück steht mir nicht im Weg. Komische Lyrik und anderes». Edition Merkwürdig. Der gesunde Menschenversand, 120 Seiten. (Erscheint am 26. Oktober)