Schwimmer ekeln sich vor «Seegras» – Experte freut's
Auch wenn viele Menschen sie als unangenehm empfinden, sind Wasserpflanzen ein gutes Zeichen für Gewässer. Heuer scheinen sie im Zürichsee verbreiteter zu sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Dieses Jahr herrschten gute Bedingungen für das Wachstum von Wasserpflanzen.
- Im Zürichsee dürften sie deswegen zahlreicher und grösser sein als in anderen Jahren.
- Wichtig für ihr Wachstum sind das Sonnenlicht und der Nährstoffgehalt des Wassers.
Wer in Seen baden geht, begegnet ihnen regelmässig, doch bei vielen Schwimmern lösen Wasserpflanzen gerade beim Berühren und vor allem beim Abstehen ein unangenehmes Gefühl aus.
Dieses Jahr scheint es gerade im Zürichsee sehr viele dieser Wasserpflanzen zu haben.
«Sobald man in den See geht, kitzelt es an Füssen und Beinen», sagt eine Schwimmerin aus Meilen zu Nau.ch. «Das Seegras ist manchmal gruselig.»
Warum es etwa mehr davon hat, weiss Wolfgang Bollack vom Amt für Abfall, Wasser und Energie des Kantons Zürich. Er sagt auf Anfrage: «Es ist in vielen Gewässern bekannt, dass die Bewuchsdichte von Jahr zu Jahr stark schwanken kann.»
«Dieses Jahr herrschten schon seit dem Frühling und während des ganzen Sommers gute Bedingungen für das Pflanzenwachstum. Deshalb und aufgrund von eigenen Beobachtungen dürften sie dieses Jahr etwas zahlreicher und grösser sein als in anderen Jahren.»
Sonnenlicht und Nährstoffgehalt des Wassers entscheidend
Die Hitze und die damit zusammenhängenden höheren Wassertemperaturen würden beim Wachstum und bei der Ausbreitung von Seegras & Co. aber eine untergeordnete Rolle spielen. Viel wichtiger seien das Sonnenlicht und der Nährstoffgehalt des Wassers.
Ihr Wachstum beginne jeweils im Mai, und die maximale Grösse würden sie gegen Ende Juli erreichen. Im Herbst würden die Wasserpflanzen dann absterben. «Es sind also – bis auf wenige Ausnahmen – einjährige Pflanzen, die jedes Jahr neu wachsen.»
Der Volksmund-Begriff «Seegras» ist laut Bollack nicht ganz korrekt, da es im Süsswasser keine Gräser gebe. Diese seien nur im Meer vorhanden. «Es handelt sich in den meisten Fällen um so genannte Laichkräuter oder um Armleuchteralgen.»
Laichkräuter würden Insekten und Kleintieren einen Lebensraum bieten. Auch Jungfische könnten sich dort gut verstecken. Das ist ein Grund zur Freude: «Laichkräuter sind aus gewässerökologischer Sicht ein gutes Zeichen für die Gewässerqualität.»