Selecta-CEO feiert Vielfliegerstatus trotz roten Zahlen
Die Zukunft der Snackautomaten-Betreiberin «Selecta» ist unklar: Zeit für Fingerspitzengefühl in der Chefetage – doch der CEO empört mit einem abgehobenen Post.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Snackautomaten-Betreiberin «Selecta» läuft es wirtschaftlich nicht rosig.
- Auf LinkedIn feiert der CEO seinen neu-erlangten Vielfliegerstatus.
- Nach dem Post hagelt es Kritik, doch der Konzern will sich dazu nicht äussern.
Die Snackautomaten-Betreiberin «Selecta» hat turbulente Jahre hinter sich: Ein gigantischer Schuldenberg und ineffiziente Konzernstrukturen brachten das Unternehmen an den Rand des Ruins. Nach dem Verkauf an die US-amerikanische Private-Equity-Gesellschaft «KKR» folgten scharfe Sparmassnahmen.
Diese Aufgabe fiel dem Deutschen Christian Schmitz zu. Ab 2020 setzt er massive Stellenstreichungen durch: Rund ein Drittel der 10'000 Angestellten müssen gehen. Andere verlassen das Unternehmen aufgrund der neu etablierten Firmenkultur, die intern für reichlich Kritik sorgt.
Trotz der drastischen Massnahmen gelingt es Schmitz nicht, das marode Unternehmen ausreichend zu sanieren: Der geplante Börsengang muss abgesagt werden. Jetzt sucht «Selecta» nach einem neuen Eigentümer. Die Zukunft des gesamten Konzerns ist unsicher – Zeit, um in den Führungsreigen Fingerspitzengefühl an den Tag zu legen.
Vom ungewissen Schicksal seiner Angestellten scheinbar unbeeindruckt verfasst Schmitz jetzt allerdings einen Beitrag auf Linkedin: Mit Freunden und Geschäftskontakten teilt er seine Freude über seinen lebenslangen Vielflieger-Status bei der Lufthansa-Gruppe, wie «CH Media» berichtet.
Chef jubelt über Gratis-Bier und Gratis-Wienerli
Der Deutsche hat demnach den sogenannten «Frequent Traveler Status» auf Lebenszeit erlangt: Er freue sich auf «mindestens 60 Jahre Gratis-Bier und Gratis-Wienerli» an Bord von Lufthansa- und Swiss-Flügen: «Das wird teuer, sobald ich pensioniert sein werde», scherzt der Deutsche.
Schmitz bedankt sich für «zwei Jahrzehnte sichere Flüge in alle Welt» und freundlichen und professionellen Service. Schliesslich endet er den Beitrag mit einer Bitte: Man solle die Lachsspeise, die in der Business- und First-Class serviert wird, bloss nie vom Menü streichen.
5000 bis 10'000 Franken pro Flug?
Die Reaktionen auf den Post des «Selecta»-CEOs fallen gemischt aus: Ein Mitarbeiter kritisiert seinen Patron in einem mittlerweile gelöschten Kommentar als «total abgehoben, keine Bodenhaftung». Ein anderer betont, dass Business-Class-Langstrecken-Flüge oft mehr als 5000 Franken kosten – Sitze in der First-Class gar über 10'000 Franken.
Über einen längeren Zeitraum pendelte Schmitz alle paar Wochen von seiner damaligen Heimat Kalifornien und Zürich hin und her: Wahrscheinlich konnte er deshalb so viele Flugmeilen ansammeln.
Auch die Frage nach dem ökologischen Fussabdruck stellt sich: Wie passt die Vielfliegerei des CEOs zu den Bemühungen des Unternehmens um Nachhaltigkeit?
Auf seiner Website betont «Selecta» die Bedeutung von Nachhaltigkeit für das Unternehmen. Man wolle eine Reduktion des CO2-Ausstosses entlang der gesamten Wertschöpfungskette erzielen. Selecta habe sich laut dem Zeitungsbericht nicht zum Vorfall äussern wollen.