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Sexarbeit und Party: Business Apartments sorgen in Zürich für Ärger

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Zürich,

Business Apartments im Kreis 5 sorgen bei Anwohner:innen für Ärger: Lärm, verirrte Tourist:innen und hohe Polizeipräsenz sind für sie nur schwer erträglich.

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Zwischen 2017 und 2019 wurde das Wohnhaus komplett saniert. - Tsüri.ch / Nina Schneider

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Zürcher Kreis 5 klagen Anwohner:innen über Lärm aus Business-Apartments.
  • Obwohl die Polizei regelmässig vorfährt, kann die Stadt in der Angelegenheit nichts tun.
  • Die Betreiberin beteuert: «Ich mache nichts Illegales.»

«Die möblierten Appartements haben in den letzten Jahren eine komische Gestalt angenommen», erzählt eine Anwohnerin der Josefstrasse. Sie möchte anonym bleiben, also nennen wir sie Fabienne. Von ihrer Wohnung aus sieht sie die Viadukt Apartments, die direkt an die Josefwiese im Kreis 5 angrenzen.

Abends stünden SUVs auf dem Privatplatz und warteten auf etwas – auf Sexarbeiter:innen, vermutet Fabienne: «Hier im Innenhof gingen vor kurzem zwei Personen miteinander spazieren, die eine an der Leine auf allen Vieren», erzählt sie. Sie mache sich Gedanken um die Familien mit Kindern, vor deren Haustüre Fetischspiele stattfänden.

Anwohner:innen berichten von regelmässigen Polizeieinsätzen, Lärm und Tourist:innen, die bei falschen Adressen klingeln. Die Nerven liegen blank, doch weder die Betreiberin der Apartments, noch die Stadt sehen sich in der Verantwortung.

Betreiberin erwartet mehr Toleranz

Eigentlich befindet sich die Josefstrasse in einem ruhigen Quartier, direkt hinter den Viaduktbögen. Nur eine Quartierstrasse trennt das Wohnviertel von der Josefwiese. Doch seit sich die Firma Viadukt Apartments in der Hausnummer 198 eingemietet hat, ist es fertig mit der Ruhe.

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Neben dem nächtlichen Autoverkehr stören sich Anwohner:innen auch am Partylärm, der oft bis in die Morgenstunden andauern würde. In der Strasse sei es wegen der Apartments durchgehend laut und das Einschlafen gestalte sich schwierig, so Fabienne. Findet sie dann doch den Schlaf, träumt sie von Nachtruhe.

Die Betreiberin der Apartments Thi Ngoc Dung Debrunner, die sich selbst als Anna vorstellt, nimmt die Lage weniger dramatisch wahr: «Ich bin jeden Tag zweimal vor Ort und ich finde nicht, dass es so laut ist.»

«Ich kann meine Gäst:innen nicht fragen, was sie hinter verschlossenen Türen treiben»

Ausserdem würde sie ihre Gäst:innen immer auf die Nachtruhe von 22 bis 7 Uhr aufmerksam machen. Sie appelliert an die Toleranz der Nachbarschaft und findet: «Wer im Kreis 5 wohnt, muss kompromissfähig sein.» Die Anwohner:innen seien «sehr sensibel».

Polizei fährt regelmässig vor

Doch stört sich eben nicht nur die Nachbarschaft am Lärm. Auch die Tourist:innen schreiben in ihren Rezensionen: «Nächtliche Ruhestörung durch offensichtliche Freier und Prostituierte», so ein User auf Booking.com.

Und ein anderer schrieb: «Bis 2 Uhr morgens konnten wir die Leute in der Gemeinschaftsetage sehr laut schreien und reden hören.» Die Gäst:innen nebenan hätten «so laut gekämpft», dass er sich gezwungen gefühlt habe, die Polizei zu rufen. Fabienne berichtet, dass die Streifenwagen mittlerweile bis zu dreimal pro Woche vor Ort seien.

Der Polizei ist die Adresse an der Josefstrasse längst bekannt. Auf Anfrage schreibt der Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich, dass «in einigen Appartements der Prostitution nachgegangen wird.» Das sei in dieser Form zwar nicht verboten, aber «entsprechend gibt und gab es polizeiliche Kontrollen».

Alles legal?

Thi Ngoc Dung Debrunner erklärt die Polizeipräsenz damit, dass Nachbar:innen sich wegen des angeblichen Lärms beklagen würden und beteuert: «Ich mache nichts Illegales.» Sie melde ihre Gäst:innen, wie es vorgeschrieben ist, bei der Polizei an. «Aber ich kann sie nicht fragen, was sie hinter verschlossener Tür treiben», erklärt die Mitinhaberin von Viadukt Apartments.

Mühsam findet es Fabienne auch, dass sie in ihrem Wohnblock gegenüber den Apartments regelmässig auf verirrte Tourist:innen treffe, die hinter jeder nicht verschlossenen Wohnungstür die Rezeption für ihr gebuchtes Appartement suchen würden.

Ein Blick auf Booking.com erklärt die Verwirrung: Als Adresse der Business-Apartments ist jene von Fabienne angegeben. Darauf angesprochen entschuldigt sich Debrunner: Sie habe aus Versehen die falsche Hausnummer erfasst und sei in Kontakt mit der Plattform.

Bevor die Gäst:innen anreisen, würde sie diese aber immer über die falschen Angaben informieren. «Ich versuche, so gut es geht, die Nachbar:innen mit meinem Geschäft nicht zu stören.»

Gleichzeitig wünscht sie sich von ihnen, dass Probleme bilateral geklärt werden könnten. Aber verschwinden werden die Appartements nicht, es sei schliesslich ihr Geschäft.

Fabienne zufolge ist es nicht möglich, «anständig miteinander zu sprechen». Darum hat sie sich gemeinsam mit anderen aus der Nachbarschaft vor etwa einem halben Jahr an die Stadt Zürich gewandt. Doch könne die Stadt mit den jetzigen gesetzlichen Grundlagen nichts unternehmen, so Fabienne.

Also versucht Fabienne es auf anderen Wegen: In einer E-Mail, die dieser Redaktion vorliegt, bittet sie ihre eigene Verwaltung um Hilfe, etwas gegen die Situation in ihrer Strasse zu unternehmen.

Damit ist sie nicht alleine. Die Verwaltung schreibt in ihrer Antwort, dass sie von anderen Mieter:innen ähnliche Meldungen erhalten hätten. Man sei in Abklärung, ob die Polizei regelmässige Patrouillen rund um die Liegenschaft machen könne. Ebenfalls habe die Verwaltung versucht, in den Austausch mit dem Hauseigentümer zu kommen, bisher aber erfolglos.

Eigentümer ist kein Unbekannter

Mirco, der seinen richtigen Namen ebenfalls nicht in den Medien lesen will, wohnt schon viele Jahre unweit der Apartments und sagt: «Wir leben schon lange mit dieser unhaltbaren Situation.» Angefangen habe der Ärger vor rund fünf Jahren und sei seither immer schlimmer geworden.

Die Mieter:innen des Wohnhauses an der Josefstrasse 198 mussten damals wegen Sanierungsarbeiten ausziehen. Die damaligen Arbeiten waren architektonisch anspruchsvoll und müssen einiges gekostet haben, so Mirco. Er vermutet, dass die Eigentümerschaft zu den danach verlangten Preisen keine neuen Bewohner:innen finden konnten und sich darum entschieden haben, die Wohnungen an Firmen zu vermieten, mit Geschäftsmodellen wie jenes von Viadukt Apartments.

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Das Gebäude befindet sich direkt neben den Viaduktbögen. - Tsüri.ch / Nina Schneider

Ob dieser Vorwurf stimmt, lässt sich bis Redaktionsschluss nicht klären. Die Telefonnummer der Incama AG, der die Liegenschaft gehört, führt ins Nichts. Eine E-Mail-Adresse ist ebenfalls nicht auffindbar. Hinter dem Unternehmen steht Konrad Georg Ackermann, ein Geschäftsmann aus dem thurgauischen Egnach, dessen Name in österreichischen Medien auch schon im Zusammenhang mit Geldwäscherei aufgetaucht ist.

Aufgrund seiner Beobachtungen ist Mirco überzeugt, dass die Eigentümerschaft über das Geschehen informiert ist.

Schlechte Bewertungen

Zudem glaubt Mirco, dass Viadukt Apartments ahnungslose Tourist:innen abzocken würden. Als Beweis sollen die schlechten Bewertungen auf verschiedenen Plattformen dienen.

Mit den insgesamt 16 Bewertungen auf Google kommen die Appartements auf eine 1,6-Sternebewertung. Booking.com kommentiert die aktuelle Bewertung auf der Webseite von 5,1 als «passabel».

Anders stellt sich die Betreiberin dar: An der Eingangstür des Wohnhauses hängt ein Schild: «8,6 Punkte von 10, Traveller Review Awards 2020.»

Die Apartments werden gemäss Debrunner rege gebucht. Es handle sich um viele Stammkund:innen, «die froh sind über die günstige Bleibe».

Sie nennt andere Gründe, warum die Bewertungen auf den Plattformen so niedrig ausfallen: «Tourist:innen schreiben nur dann Rezensionen, wenn ihnen etwas nicht passt. Wenn es ihnen gefällt, möchten sie den Geheimtipp schliesslich nicht verraten.» Ausserdem würden Tourist:innen ein so zentrales Appartement für 100 Franken pro Nacht buchen «und dann sind sie enttäuscht, weil es nicht ihrem Standard entspricht und schieben die Schuld auf mich», so Debrunner.

Schuldige scheinen sich in dieser Geschichte nicht finden zu lassen. In der Nachbarschaft macht sich Enttäuschung darüber breit, dass sie nichts gegen die Ärgernisse unternehmen können. Und man trauert der Ruhe von der Zeit vor dem Umbau nach.

***

Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst bei «Tsüri.ch» erschienen. Autorin Nina Schneider ist Praktikantin beim Zürcher Stadtmagazin.

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Kommentare

User #6311 (nicht angemeldet)

Ein wenig kulturelle Bereicherung ist doch toll. Gruss SP/Mitte.

User #7671 (nicht angemeldet)

Dort gibt es den neuen Trychlerpilz gratis dazu.

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