Sexting: «Pornoselfies» sind bei Jugendlichen weit verbreitet
In der Schweiz ist eine wachsende Verbreitung von Pornografie unter Jugendlichen zu beobachten. Seit Jahren nehmen «Sexting»-Fälle stark zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Werden erotische Selbstaufnahmen via Smartphone versendet, ist die Rede von «Sexting».
- Die Jugendanwaltschaft Basel-Stadt beobachtet eine deutliche Zunahme von Sexting-Fällen.
- Im Kanton Bern haben die Verurteilungen wegen Pornografie ebenfalls stark zugenommen.
Sich sexy in Pose setzen, knipsen, auf WhatsApp teilen: «Sexting» ist seit Jahren weit verbreitet. Oft geht dabei vergessen, dass einem schnell die Kontrolle über die Verbreitung entgleitet.
Denn ist ein Bild einmal auf dem Smartphone eines Dritten, lässt es sich nicht mehr mit eigenen Händen entfernen. Oft wird ein Nacktbild dann zu erpresserischen Zwecken missbräuchlich verwendet.
Die Kriminalstatistiken zweier Jugendstaatsanwaltschaften zeigen nun, dass die Zahl der Sexualdelikte bei Jugendlichen steigend ist. Grund dafür ist nicht zuletzt die Zunahme der Sexting-Fälle.
Immer mehr Fälle von Sexting
Wenn Jugendliche Sexting betreiben, tun sie dies meist im Rahmen einer bestehenden intimen Beziehung. Oft dient ein freizügiges Bild als Vertrauensbeweis oder um zeitliche und räumliche Distanz zu überbrücken.
Geht eine Freundschaft oder Beziehung auseinander, kommt es häufig zu strafbaren Handlungen. Aus Rache oder Wut werden dann intime Bilder verschickt und ins Netz gestellt. Damit machen sich die Jugendlichen strafbar.
Für das Opfer hat die Weiterverbreitung eines intimen Bildes oft schlimme Folgen. «Damit wird die betroffene Person nicht nur blossgestellt, sondern auch ihr Vertrauen missbraucht», erklärt Peter Gill von der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt.
Seit mehreren Jahren verzeichne die Basler Jugendanwaltschaft eine deutliche Zunahme von Sexting-Fällen unter Jugendlichen. «Wir müssen uns mit mehreren Fällen pro Woche befassen», sagt Gill auf Anfrage von Nau.ch.
Kanton Bern: Fast doppelt so viele Verurteilungen wegen Pornografie
Dass Sexting bei Jugendlichen weit verbreitet ist, widerspiegelt sich eindeutig in der Kriminalstatistik zweier Kantone. 2019 ist es im Kanton Basel-Stadt zu 39 Fällen sexueller Integrität gekommen. Im Jahr zuvor waren es noch 21 Fälle.
«Ein Teil der Sexting-Fälle schlägt sich in dieser Statistik nieder», bestätigt Gill auf Nachfrage. Mögliche Strafbestände seien unter anderem Nötigung, Ehrverletzung, Erpressung oder Missbrauch einer Fernmeldeanlage.
Ähnlich sieht es im Kanton Bern aus, wo es im ersten Halbjahr 2020 zu 73 Verurteilungen wegen Pornografie gekommen ist. 2019 sind es zum gleichen Zeitpunkt noch 37 Fälle gewesen.
Der Datenaustausch nehme bei Jugendlichen teilweise sehr grosse Ausmasse an, heisst es bei der Berner Jugendanwaltschaft auf Anfrage. «Immer häufiger werden dabei auch Fotos und Filme mit illegalem Inhalt ausgetauscht», sagt Jugendanwalt Ronald Lips.