Shop liefert weltweit – ausser Russland, Nordkorea und der Schweiz

Aline Schmassmann
Aline Schmassmann

Bern,

Ein spanischer Onlineshop beliefert alle Länder der Welt – ausser Russland, Nordkorea und die Schweiz. Grund sei der ausserordentlich mühsame Zoll der Schweiz.

Karte
Eine Nau.ch-Leserin scrollt beim Onlineshopping vergeblich durch die Länder-Liste: Der spanische Shop liefert zwar nach Jemen oder die Fidschi-Inseln – nicht aber in die Schweiz. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein spanisches Schmuck-Label versendet an 234 Orte in aller Welt.
  • Nur drei Länder sind ausgeschlossen: Russland, Nordkorea – und die Schweiz.
  • Der Grund: Der Shop habe zu schlechte Erfahrungen mit dem Schweizer Zoll gemacht.

«Ich schaue immer im Vorhinein, wohin ein Onlineshop in etwa liefert», erzählt Nau.ch-Leserin Lisa Müller*. Schon zu oft habe sie freudig ihren Warenkorb zusammengestellt, um danach beim Check-out enttäuscht zu werden.

So sei sie auch bei dem spanischen Onlineshop Simuero vorgegangen. «Ich habe gesehen, dass der Laden an alle erdenklichen Länder liefert. Darum habe ich mir überhaupt erlaubt, mich vorfreudig durch sein Schmuck-Sortiment zu klicken.»

Wir liefern an 243 Orte, ausser ...

Nach langer Erwägung entscheidet sich Müller endlich. Der neue Ring muss nur noch bestellt werden. Also auf zum Check-out und den Lieferoptionen. Doch dann die Überraschung.

Müller scrollt und scrollt durch die ellenlange Länder-Liste der Website: Von Jemen über Mongolei bis nach Ecuador ist alles möglich.

Der Shop sendet an 243 Destinationen – das sind mehr Orte, als es Staaten gibt! Und doch, zwischen Sweden und Taiwan klaffende Leere: Switzerland steht nicht zur Auswahl.

Schlechte Erfahrungen mit dem Schweizer Zoll

«Das kann ja wohl nicht sein», denkt sich Müller und klickt auf die Versandbestimmungen. Aber tatsächlich, da steht es: «Aktuell liefern wir nicht nach Russland, Nordkorea und in die Schweiz.»

Während sich die Ausschluss-Gründe der ersten beiden Länder erahnen lassen, hinterlässt die Auflistung der Schweiz ein Fragezeichen. Nau.ch fragt nach.

«Wir hatten regelmässig Schwierigkeiten, Sendungen reibungslos in die Schweiz zu liefern», lässt der spanische Onlineshop auf Anfrage verlauten. Wegen des komplizierten Zolls und dessen Beschränkungen liefere Simuero nicht mehr in die Schweiz.

Expertin: Mehraufwand wegen fehlender EU-Mitgliedschaft

Kein Einzelfall: Solche Ausschlüsse sind auch Freihandels-Expertin Charlotte Sieber-Gasser, die unter anderem an der Universität Zürich unterrichtet, bereits aufgefallen.

Genau erklären kann sie sich das Phänomen nicht. Klar sei: «Die Schweiz ist nicht Mitglied der EU. Sie verfügt entsprechend über separate Zolllisten und Einfuhr- und Transportbestimmungen.»

Zahlst du oft zusätzliche Gebühren für Bestellungen aus dem Ausland?

Für europäische Onlinehändler bedeute dies im Vergleich zu anderen EU-Ländern einen Mehraufwand und potenzielle Mehrkosten.

Diese sehen gemäss dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) wie folgt aus: Im Fall eines spanischen Onlineshops benötigen Sendungen in die Schweiz eine Zollanmeldung. Auch fallen gegebenenfalls Abgaben an.

Ähnlich bei Urban Outfitters, Sephora und Amazon

Die daraus folgenden Auswirkungen merken nicht nur Schmuck-Liebhaber wie Müller. So liefert etwa die Kleidermarke Uniqlo (mit Markenbotschafter Roger Federer) nur in EU-Staaten – und schliesst die Schweiz aus.

Ähnlich der bei Jungen beliebte Kleiderladen Urban Outfitters: Bestellungen in die Schweiz sind zwar möglich – doch ist der Versand teurer und dauert länger.

Das Gleiche gilt für Kosmetikliebhaber des Shops Sephora. Die Produkte können nur über den Mittler Manor bestellt werden.

Die Artikel sind hier im Schnitt etwa 40 Prozent teurer. Auch der Riesenkonzern Amazon hat in der Schweiz – im Gegensatz zu unseren Nachbarländern – keinen eigenen Onlineauftritt.

Akribische Kontrollen und Stichproben

In Sachen Simuero fügt der internationale Paketdienst UPS noch einen Punkt hinzu: Simuero handelt mit Schmuck. Diese Sendungen würden entsprechend unter die Schweizer «Edelmetallkontrolle» fallen.

Jede solche Sendung muss dem BAZG angemeldet werden. Dieses entscheide dann, ob die Sendung frei für die Zustellung ist.

Ansonsten wolle das Zollamt das Paket vor der Freigabe noch anschauen. Zusätzlich führe das BAZG beim Handel mit Edelmetallwaren stichprobenweise Kontrollen durch.

Bundesamt für Zoll sieht kein Problem

Einem «reibungslosen Versand» in die Schweiz scheinen tatsächlich manche Hürden gestellt. Von solchen will das BAZG aber nichts wissen. «Natürlich gibt es Gründe, nicht in die Schweiz zu liefern», meint Sprecherin Tabea Rüdin. Zumal es sich ja auch um ein eher kleines Land handle.

«Dies ist aber die Entscheidung des Shops und in diesem Sinne keine ‹Hürde›.» Die zahlreichen Einfuhren, die tagtäglich via Onlinehandel in die Schweiz gelangen, würden diesen Standpunkt belegen.

* Name von der Redaktion geändert.

Kommentare

User #4601 (nicht angemeldet)

Und wieviele dieser 234 Länder sind nun in der EU da dies das Problem sein soll?

User #1972 (nicht angemeldet)

Necht-EU Grund ist es wohl nicht, denn es gibt europäische Länder, die nicht in der EU sind und dennoch beliefert werden. Es muss etwas anderes vorgefallen sein.

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