Sieben Patienten im Berner Salemspital erhielten Cadisc-L Implantat

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Bern,

Die Bandscheibenprothese Cadisc-L sorgt bei Patienten für Komplikationen. Im Berner Salemspital wurden sieben dieser Implantate eingesetzt.

Eine Person hält sich die Hand an den Rücken.
Eine Person hält sich die Hand an den Rücken. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Anders als Medikamente brauchen Medizinalprodukte wie Implantate keine Zulassung.
  • Um das fehlerhafte Cadisc-L-Implantat zu entfernen, sind Nachoperationen nötig.

Am Berner Salemspital sind sieben Fälle dokumentiert, bei denen die Bandscheibenprothese Cadisc-L implantiert wurde. Das vor einigen Jahren zurückgerufene Implantat führte in mehreren europäischen Ländern bei Patienten zu Komplikationen, wie ein internationales Journalistenteam herausfand.

Die Prothese vertrieb die inzwischen nicht mehr existierende britische Firma Ranier. Bei der Entwicklung und Markteinführung des Produkts gehörte auch ein Professor des Berner Salemspitals und ein weiterer Schweizer Orthopäde dem wissenschaftlichen Beraterstab von Ranier an.

Das internationale Journalisten-Team recherchierte gemäss Berichten in Tamedia-Medien, dass das Implantat zunächst an Pavianen getestet wurde und Fachleute keine günstigen Beurteilungen abgaben. Bei Pavianen kam es zu Knochenerosionen oder Ödemen. Zum Teil zersetzte sich das Implantat oder es verschob sich.

Probleme bei Pavianen

Das Recherchekonsortium zitiert aus dem Bericht eines britischen Röntgenspezialisten: dieser fand «keine guten Hinweise darauf, dass sich das Implantat mit dem Knochen verbunden hat». Seinen Bericht schliesst er mit den Worten: Sechs Monate seien eine kurze Zeit, um die Entwicklung eines Implantats zu beobachten. Trotzdem gebe es schon «beunruhigende Veränderungen in allen Versuchsobjekten, ausser einem».

Nach einer rund achtmonatigen Patientenstudie, die gemäss Artikel in den Tamedia-Blättern auch nicht reibungslos verlief, kam das Produkt 2010 auf den Markt. Langzeitfolgen waren zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt.

Anders als Medikamente brauchen Medizinalprodukte wie Implantate keine Zulassung vom Staat. Die Verantwortung liegt beim Hersteller. Notwendig ist ein Zertifikat, die sogenannte CE-Marke, die private Prüfstellen vergeben.

Rückruf des Implantats

2014 kamen Mitarbeitende von Ranier zum Schluss, dass rund zwei Drittel der implantierten Scheiben zu Problemen geführt hätten. Cadisc-L wurde vom Markt genommen. Ranier ging Konkurs.

Das Rechercheteam lässt in seinen Artikeln auch betroffene Patienten zu Wort kommen, die sich nach einigen Jahren das Implantat wieder entfernen lassen mussten. Sie berichten von starken Schmerzen und diversen Nachoperationen, die nötig geworden seien.

Ein deutscher Chirurg, der in den vergangenen Jahren bei mehreren Patienten Cadisc-L-Implantate entfernt hat, wird vom Rechercheteam mit den Worten zitiert: «Man hätte auch ein Stück Holz implantieren können, die Bilder wären dieselben».

Das Journalistenkonsortium stiess auch auf Hinweise, wonach die beiden Schweizer Professoren von einem Erfolg des Kunststoffimplantats finanziell hätten profitieren können.

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