Simonetta Sommaruga und Doris Leuthard im Visier von hetzerischen Kommentarschreibern
Eine Datenanalyse von über 700'000 Leserkommentaren zeigt: Fast ein Drittel aller Anmerkungen im Internet ist zu anstössig für eine Publikation. Besonders hart trifft es dabei SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga.
Das Wichtigste in Kürze
- Der «Tagesanzeiger» hat mehrere Hunderttausend Onlinekommentare ausgewertet.
- Simonetta Sommaruga (SP), Doris Leuthard (CVP) und Johann Schneider-Ammann (FDP) wurden besonders stark kritisiert.
- Sowohl das Amt, die Partei als auch das Geschlecht sind für die bösen Kommentare verantwortlich.
Weiblich, mächtig und doch verhasst: SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat im Internet mit so vielen Gehässigkeiten zu kämpfen wie kein anderes Mitglied der Landesregierung. Das zeigt eine heute veröffentlichte Datenanalyse des «Tagesanzeigers». Die Zeitung wertete dafür mehr als 700'000 Leserkommentare des Newsnet-Verbundes aus. Darunter sowohl veröffentlichte als auch gelöschte Anmerkungen des letzten halben Jahres.
Nebst dem Namen Sommaruga sind auch FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann und CVP-Bundesrätin Doris Leuthard negativ konnotiert. Ganz anders sieht es bei Ignazio Cassis (FDP) und den beiden SVP-Bundesräten Ueli Maurer und Guy Parmelin aus. Dabei waren sie nicht etwa weniger oft kritisiert worden. Vielmehr wiesen ihre Kommentare deutlich weniger Beleidigungen und Schmähungen auf.
Geschlecht als Ursprung für Hass
Grund für das schlechte Ansehen gewisser Bundesratsmitglieder sind ihre Ämter. So lässt das Asylwesen im Departement von Sommaruga die Emotionen seit Jahren hochkochen. Annähernd gleich wirkt sich aktuell die No-Billag-Initiative auf Leuthards Departement aus.
Doch auch das Geschlecht spielt eine entscheidende Rolle. Denn gerade Kommentare gegen Bundesrätinnen triefen nur so von Sexismus und frauenfeindlichen Sprüchen. Für die Politikwissenschaftlerin Sarah Bütikofer von der Universität Zürich keine Überraschung: «Eine Politikerin fällt immer noch vielerorts auf, weil sie als Frau zur Minderheit auf dem politischen Parkett gehört.»
Doch auch die Medien tragen ihrer Ansicht nach Mitschuld. Denn über Politikerinnen werde anders berichtet als über ihre männlichen Volksvertreter. «Ihre Persönlichkeit, ihr Aussehen, ihr Stil, ihr Privatleben sind stärker Teil der Berichterstattung.» In der Folge sei auch ihre Angriffsfläche grösser.