So gross ist das Unfall-Risiko für Ruderer im Dunkeln

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Muttenz,

Gestern Abend kam es auf dem Rhein bei Birsfelden BL zu einem tödlichen Unfall – bei Dunkelheit. Der Schweizer Ruderverband Swiss Rowing rechtfertigt sich.

Ruderboot Birsfelden
Ein Vierer-Ruderboot am Abend. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gestern Abend verunfallten auf dem Rhein vier Personen in einem Ruderboot – einer starb.
  • Die Mitglieder des Basler Ruder-Clubs rudern erst seit Ende 2015 auch in der Nacht.
  • Die Kollisionsgefahr nimmt im grösser werdenden Gedränge auf dem Wasser stark zu.

Am Montagabend kam es auf dem Rhein bei Birsfelden BL zu einem tragischen Unfall. Aus noch ungeklärten Gründen ist ein Ruderboot mit einem Frachtschiff kollidiert. Eine 52-jährige Frau konnte nur noch tot geborgen werden.

Nachtfahrverbot erst Ende 2015 gelockert

Der Präsident des Basler Ruder-Clubs, Christoph Socin bestätigt auf Anfrage, dass die verunfallten Personen Mitglieder des Vereins sind. «In meinen 50 Jahren beim Verein haben wir noch nie einen vergleichbaren Fall gehabt. Es ist ein einmaliges Unglück, und das bleibt hoffentlich auch so.»

Die Kommission des Clubs habe erst im November 2015 ein internes Nachtfahrverbot gelockert, erklärt Socin. Die Aufhebung des Verbots soll in den Wintermonaten ermöglichen, dass auch vor oder nach der Arbeit gerudert werden kann. Vor allem die Trainingszeiten zwischen 18 und 20 Uhr würden viel genutzt.

Basler Ruder-Club Birsfelden
Die Ruderinnen vom Basler Ruder-Club 5 wärmen sich auf für den «BaselHead», der Ruderregatta für Achter-Rudermannschaften, auf dem Rhein in Basel im November 2017. (Symbolbild) - Keystone

«Nachtfahrten sind gefährlicher und deshalb dürfen im Dunkeln keine Anfänger raus», sagt Socin. Aus diesem Grund müssen Mitglieder vor dem Rudern in der Dunkelheit eine Bewilligung beim Basler Ruder-Club einholen. Als Kriterium dienten dabei die Anzahl zurückgelegter Kilometer, über die man genau Buch führe.

Die Polizei ermittelt derzeit, ob in diesem Fall eine Bewilligung vorgelegen habe, deshalb äussert sich Socin zu dieser Frage nicht. Die verunfallten Personen seien alle langjährige Mitglieder mit einer sehr grossen Erfahrung.

Nachtfahrten nur auf gut beleuchteten Gewässern möglich

Es gibt auch weniger frequentierte Gewässer, in denen das Rudern möglich ist. Diese Gewässer würden sich jedoch weniger für eine Nachtfahrt eignen, erklärt Christian Stofer, Direktor des Schweizerischen Ruderverbandes (Swiss Rowing). «Nachts sieht man auf abgelegenen Gewässern sehr wenig. Deswegen wird in der Nacht eher auf gut beleuchteten Gewässern gerudert, wie eben auf dem Rhein.»

Christian Stofer
Christian Stofer, Direktor Schweizerischer Ruderverband. - Keystone

Um Kollisionen in der Nacht zu vermeiden, gebe der Gesetzgeber auch klar vor, wie ein Boot beleuchtet sein muss. Zu jeder Ausfahrt mit dem Ruderboot gehöre eine Situationsbeurteilung. Faktoren wie Wind, Nebel, Wellengang und die anderen Gewässer-Teilnehmer seien jedoch dynamisch und müssten laufend beurteilt werden.

Es wird immer enger auf dem Wasser

Gemäss Christian Stofer habe die Nutzung der Schweizer Gewässer stark zugenommen. Die Anzahl Schwimmer, Windsurfer, Fischer, Stand-Up-Paddler und die Vielfalt an Sportgeräten habe stark zugenommen. Gestiegen sei auch die Anzahl Gummiboote und Motorboote. Gleichzeitig habe auf grossen Gewässern auch die Personenschifffahrt stark zugenommen, was zu Nutzungskonflikten und Verdrängungseffekten führe.

Gummiboot
Immer mehr Leute geniessen die Freizeit in Schweizer Gewässer, was auch Gefahren mit sich bringt. (Symbolbild) - Keystone

Die Hauptgefahr für Ruderboote gehe von Kollisionen aus, insbesondere wegen dem Umstand, dass die Ruderer immer mit dem Rücken zur Fahrtrichtung unterwegs sind. Das regelmässige Überprüfen der Fahrtrichtung und die Einhaltung der gewässerspezifischen Fahrordnung liege in der Verantwortung der Mannschaft. Mit der oftmals intensiveren Nutzung der Gewässer nehme somit automatisch auch die Gefahr eines Unfalls zu.

Für Stofer ist aber klar, dass es nicht neue Verbote braucht. «Es braucht Eigenverantwortung. Die bestehenden Gesetze sowie gewässerspezifische Weisungen sind einzuhalten.» Er gibt zu bedenken, dass immer mehr Menschen ohne genaue Kenntnisse der Regeln auf dem Wasser seien.

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