So sehen die Schweizer Dorfläden der Zukunft aus
In Adliswil ZH und Bern wurden dieses Jahr zwei Pilotprojekte mit personallosen Quartierläden gestoppt. Gibt es für solche Angebote in der Schweiz eine Zukunft?
Das Wichtigste in Kürze
- Kürzlich musste Migrolino den personallosen Laden «Pick-me 24/7» in Adliswil schliessen.
- Anfang Jahr wurde bereits ein ähnliches Pilotprojekt in einem Berner Quartier beendet.
- Doch das heisst nicht, dass Quartierläden keine Zukunft haben.
Einkaufen nachts, direkt im Quartier, ohne Personal – autonome Läden liegen im Trend. Doch Erfolg haben sie nicht immer.
In Adliswil ZH ist ein solches Pilotprojekt Anfang Juni gefloppt: Dort musste der Migrolino-Verkaufsautomat «Pick-me 24/7» wegen fehlender Nachfrage schliessen, berichtete die «Zürichsee Zeitung».
Ähnlich erging es dem Migros-«Voi Cube» im Berner Marzili-Quartier, der 24 Stunden offen war und ohne Personal auskam. Im Februar 2023 wurde der Riegel geschoben – er rentierte nicht, wie die Migros mitteilte.
Läden der Zukunft nicht ohne Personal
Hat das Modell in der Schweiz also überhaupt eine Zukunft?
«Das wird sich nicht schwarz oder weiss entwickeln. Es wird nicht entweder nur Läden ohne oder mit viel Personal geben», sagt Lars Thomsen vom Zukunftsforschungsunternehmen Future Matters zu Nau.ch.
Ein Zukunfts-Bedürfnis decken solche Quartierläden ihm zufolge allerdings ab: «Lokale Versorgung im regionalen Raum ist enorm wichtig. Wir können bei der alternden Bevölkerung nicht davon ausgehen, dass wir so mobil bleiben, zum Einkaufen mit dem Auto fahren zu können. In jedem Dorf sollte es die Möglichkeit geben, das Nötigste einkaufen zu können.»
Dass es in zehn Jahren kein Laden-Personal mehr gibt wie bei «Pick-me 24/7», denkt Thomsen aber nicht: «Einkaufen ist auch ein sozialer Treffpunkt. Viele gehen einkaufen mit dem Gedanken, Leute zu treffen, mit denen man reden kann.»
Personal wird es also weiter brauchen – aber weniger, so der Experte zu Nau.ch. «Die Leute checken ja schon heute vieles selbst aus, Einräumen und Logistik werden zunehmend Maschinen übernehmen.»
Das sei günstiger. «Die Schweiz wird sich wegen der hohen Löhne schon früh in diese Richtung entwickeln. So können die Unternehmen Kosten sparen und die Preise tief halten.»
Die klassischen Rollen von Verkäufern dürften also wegfallen. «Es wird in vielen Läden aber noch Menschen geben, die beraten und nach dem Rechten schauen.»
Roboter bringt den Einkauf
Zudem zeichne sich ein weiterer Trend ab, für den es Personal braucht. Und der bedeutet auch für Quartierläden eine frohe Botschaft: Thomsen glaubt, dass diese bald zu lokalen Verteilzentren für Lieferroboter werden.
«In London gibt es das schon. Da bestellt man Milch, Butter und Brot, das einem dann von einem autonomen Lieferroboter direkt vor die Tür gebracht wird.» In den Quartierläden werden die Bestellungen in die Wagen eingepackt – von menschlichem Personal.
Ob sich autonome Quartierlädeli durchsetzen oder nicht, wird sich zeigen. Klar ist: Bislang sind nicht alle Anläufe gescheitert. Im Moment gibt es mit Rüedus, Teo von Migros und nicht betretbaren Coop-Automaten doch noch einige Anbieter.
Start-up Rüedus, das 29 Filialen in Bern und Zürich betreibt, erfreut sich gar «grosser Nachfrage», wie es auf Anfrage heisst. Auch die Migros zeigt sich mit der Teo-Markt-Nachfrage «vollauf zufrieden».