Sogar Stammkunden zocken im Hofladen ab - jetzt wird aufgerüstet
Viele Selbstbedienungsläden von Bauern werden Opfer von Diebstählen. Eine Bäuerin berichtet, dass sie viele der Langfinger kenne. Nun wappnet sie sich.
Das Wichtigste in Kürze
- Bauern rüsten bei Hofläden gegen Diebe auf.
- Mit Kameras wird versucht, den Langfingern auf die Schliche zu kommen.
- Und die Überwachungsbilder zeigen: Auch Leute aus dem Dorf klauen.
Beim Wandern zu wenig Proviant eingepackt? Seit einigen Stunden unterwegs und kein Bergrestaurant weit und breit? Da kommen die Selbstbedienungs-Hofläden der Bauern wie gerufen.
In der ganzen Schweiz findet man sie heute vor – 2020 gab es schweizweit über 10'000 Hofläden. Die Bauern lassen ihre Produkte oft unbeaufsichtigt zurück. Sie hoffen darauf, dass die Kunden den korrekten Betrag für ihre Einkäufe hinterlassen. Meist steht ein Kässeli mit etwas Wechselgeld bereit.
Doch: Nicht alle Kundinnen und Kunden sind ehrlich. Einige Bauern haben ihr Hoflädeli bereits wieder aufgegeben, weil Waren geklaut wurden. Andere setzten hingegen auf Hightech, um den Langfingern auf die Schliche zu kommen.
Über die verschärften Sicherheitsmassnahmen berichtet nun die «Sonntagszeitung». Die Bauern rüsten mit Kameras und Zahlautomaten gegen Diebe auf. Doch der Vertrauensverlust bleibt – weil auch Stammkunden nicht ehrlich sind.
Bauern: Kameras sollen Abhilfe schaffen
Eine Bäuerin aus Teufen im Appenzellerland setzt seit einiger Zeit auf Kameras. Sie hat vier Stück davon installiert.
Schon mehrmals wurde sie bestohlen. Einmal wurde sogar das gesamte Sortiment geplündert: «Alles, was sie tragen konnten» erinnert sich die Bäuerin in der Zeitung. Auch von der Kasse fehlte damals jede Spur.
Zusätzlich hat sie ein neues Zahlungssystem eingeführt, bei dem die Artikel eingescannt werden und der Preis automatisch berechnet wird. «Bschisse» mit der Ausrede «habe falsch gezählt» soll so verhindert werden.
Vertrauensverlust bei Bäuerin: «Man verdächtigt alle»
Trotzdem gibt es laut der Bäuerin immer noch viele Betrugsversuche.
Zum Beispiel, indem Kunden Artikel nicht erfassen. Oder indem sie bei der Überweisung mit Twint die Kommastelle verschieben – und so weniger zahlen als sie sollten.
Aus 27.50 Franken werden dann plötzlich 2.75 Franken. «Es gibt sehr viele Leute mit einer Rechenschwäche» meint die Bäuerin sarkastisch.
Besonders erschütternd für die Bäuerin ist, dass sie die Diebe oft kennt. Sogar Stammkunden und Dorfbewohner sind unter ihnen!
Das hält sie allerdings nicht davon ab, mit den Videoaufzeichnungen zur Polizei zu gehen. Das zeigt Wirkung: Die Polizei konnte bisher alle Diebe stellen und das gestohlene Geld zurückholen.
Und dennoch: Auch wenn sie das Geld zurück erhält, bleibt die Situation für sie belastend. Der Vertrauensbruch mache ihr aber am meisten zu schaffen: «Man traut niemandem mehr, man verdächtigt alle, das geht an die Psyche», so die Bäuerin zur «Sonntagszeitung».