SP Luzern entsetzt mit Mani Matter Post dessen Familie
Der verstorbene Chansonnier Mani Matter ist unbestritten ein Sympathieträger der Nation. Doch der SP Luzern wird ein vermeintlich harmloser Post zum Verhängnis.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SP des Kantons Luzern wirbt mit einem Foto und Liedauszug von Mani Matter.
- Die Familie des verstorbenen Chansonniers ist entsetzt.
- Wie Tochter Sibyl Matter erklärt, sei kommerzielle oder politische Werbung ein Tabu.
Plakate am Strassenrand, Werbe-Botschaften auf den sozialen Kanälen. Das grosse Wahljahr hat begonnen. Bis zu den Nationalrats- und Ständeratswahlen im Herbst wird die Dichte an Werbebotschaften noch mehr zunehmen. Daher geben sich die Parteien auch die grösste Mühe, mit ihren Werbebotschaften bei den Wählern zu punkten.
Beispielsweise mit einem der grössten Sympathieträgern der Schweiz, dem verstorbenen Chansonnier Mani Matter. Die SP des Kantons Luzern hat diese Woche mit einem Foto und Spruch von Mani Matter für sozialkritisches Denken geworben.
Brisant daran: Matter war weder Mitglied der SP, noch wurde seine Familie um Erlaubnis gefragt.
Engagement bei grüner Partei und nicht der SP
Man sagt Matter zwar nach, er sei ein sehr sozialkritischer Mensch gewesen. Doch nicht etwa bei der SP, sondern den «Jungen Bern». Die Stadtberner Mitte-links-Partei schloss sich anfangs der 90er-Jahre mit der «Grünen freien Liste» zusammen. Auch seine Frau Joy Matter war aktiv in der Partei, die sich schlussendlich den Grünen Schweiz anschloss.
«Die Leute wissen, dass Matter kein SP-Mitglied war und ordnen es richtig ein», rechtfertigt sich die SP Kanton Luzern. Parteisekretär Sebastian Dissler erklärt: «Es ging uns um die Aussage, die Mani Matter im Lied macht.» Es sei nicht als Werbung gedacht gewesen, «sondern sollte die Leute zum Nachdenken anregen.»
So hätte die SP auch bewusst keinen Wahlslogan oder ähnliches dazu geschrieben. «Man kennt ihn und sein sozialkritisches Engagement, daher fand ich, es passt sehr gut.»
Familie von Mani Matter fährt zwei strikte Regeln
Weniger passend findet es die Familie des verstorbenen Liedermachers. Sowohl Witwe Joy, wie auch Tochter Sibyl sagen zu Nau: «Ich bin entsetzt.» Sibyl Matter arbeitet als Fürsprecherin und Notarin in einer Anwaltskanzlei und stellt fest: «Wir haben nie eine Anfrage der SP bekommen, ob sie Manis Bild und Text verwenden dürfen.»
Denn ihre Familie habe bisher immer zwei Regeln strikt eingehalten: «Keine Bewilligungen für kommerzielle und für politische Werbung, egal worum es geht.» Sie hätten deshalb solche Anfragen immer abschlägig beantwortet. «Auch dann, wenn uns eine Kampagne selber sehr wichtig gewesen ist.»
Daher sei es auch sehr stossend all denen gegenüber, «die den Anstand hatten anzufragen und eine Absage bekommen haben.» Daher werde sie sicherlich den Kontakt zur SP Luzern suchen und sich mit ihrem Anwalt absprechen. Doch offenbar hat die Nau-Anfrage und Intervention der Familie bereits gewirkt, die SP hat den Post mittlerweile gelöscht.