Multikultureller Friedhof: Stadt Bern hat für jeden ein «Plätzchen»
Ob Buddhist, Hindu, Christ, Atheist oder Moslem – in der Stadt Bern soll jeder Mensch seine letzte Ruhe finden können. Und zwar alle an einem Ort.
Das Wichtigste in Kürze
- Bern wird die erste Stadt in der Schweiz, die allen Weltreligionen eine Ruhestätte bietet.
- Anfang Monat wurde eine Grabstätte für Buddhisten errichtet.
- Bis im nächsten Jahr soll eine Abdankungsstelle für Hindus hinzukommen.
Hinter dem Grab des russischen Revolutionärs und Anarchisten Michael Bakunin verstecken Besucher regelmässig Vodkaflaschen – zur Stärkung des Verstorbenen versteht sich. Auch das Grab des Nobelpreisträgers Theodor Kocher befindet sich auf dem Bremgartenfriedhof und sowohl der Liedermacher Mani Matter wie auch das Berner Stadtoriginal «Dällebach Kari» wurden einst hier begraben.
Der Bremgartenfriedhof hat eine Fläche von rund 16 Hektaren, was einer Grösse von gut 22 Fussballfeldern entspricht. Seit einigen Wochen ist der Ort eine kleine Stadtberühmtheit, denn er ist der erste Friedhof in der Schweiz, dessen Erde für alle Weltreligionen bestimmt ist.
Wo der Buddha unter dem Ahornbaum sitzt
Wer heute durch den Bremgartenfriedhof geht, kommt an Engelfiguren und Christenkreuze vorbei, sieht nach Mekka ausgerichtete Grabfelder und steht dann plötzlich vor einer grossen Buddha-Statue, die unter einem Ahornbaum über Urnenthemengräber in Form von Lotus-Blüten wacht. Ein multikultureller Friedhof, der laut Walter Glauser, Bereichsleiter Friedhöfe auch ein Zeichen des Respekts gegenüber der Verstorbenen ist. Doch ein Friedhof für verschiedene Religionen bringt auch Konfliktpotential und Pflichten mit sich. Walter Glauser nimmt im Interview Stellung zu den Herausforderungen:
Eine Frage der Organisation und Toleranz
Eine Abdankung der Hindus findet im grossen Rahmen statt. Bis zu 500 Menschen würden ganze Hallen füllen und es sei laut, erklärt Walter Glauser. Christen hingegen würden eher im kleinen Rahmen und im Stillen Abschied nehmen. Natürlich sei da Konfliktpotential vorhanden. Mit einer gewissen Organisation lasse sich aber vermeiden, dass sich die einen durch das Trauern der anderen gestört fühlen.
Überhaupt ist es Glauser ein Anliegen, dass der Bremgartenfriedhof zu einem Ort des Lebens wird. So wurde ganz in der Nähe ein Quartierplatz eingerichtet, auf einer Wiese üben sich Menschen im Yoga und seelenruhig weiden Schafe in einer Ecke. «Warum syt dir so truurig?» fragte Mani Matter einst in einem seiner Liedertexte. Das fröhliche Treiben auf dem Bremgartenfriedhof lässt es einem fast vergessen.