Spital-Chefs: Hohe Ansprüche der Patienten lassen Kosten steigen
Die steigenden Gesundheitskosten sind in der Schweiz ein viel diskutiertes Thema. Nun appellieren drei Chefs von Spitälern an die Patienten.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Schweizer Spitälern wollen die Patienten immer mehr vom Gesundheitssystem.
- Man gehe heutzutage viel schneller zum Arzt, sagen Spital-Chefs.
- Es herrsche eine Art «Vollkasko-Mentalität».
Die hohen Ansprüche von Patientinnen und Patienten haben laut drei Spital-Chefs zu Kostensteigerungen im Gesundheitswesen geführt. Die Prämien seien noch zu tief für das, was konsumiert werde, hiess es laut «SonntagsZeitung» unisono von den Chefs der Spitäler Baden, Biel und Chur.
Der Vorwurf, dass nicht unbedingt nötige Behandlungen gemacht werden, um den Profit zu erhöhen, weist Hugo Keune zurück. Die Mengen würden laut dem Chef des Kantonsspitals Graubünden nicht mehr von den Ärzten oder den Spitälern ausgeweitet: «Es sind die Patienten, die viele Behandlungen nachfragen.»
«In all unseren Sprechstunden können wir uns der Nachfrage kaum noch erwehren», sagt Keune. Diese Zunahme sei sogar weltweit erkennbar.
«Es herrscht heute eine Vollkasko-Mentalität»
Adrian Schmitter vom Kantonsspital Baden sieht es gleich: «Es ist nicht der Arzt, der zu viel verschreibt, sondern der Patient, der heute viel schneller zum Arzt geht.»
Und auch Kristian Schneider vom Zentrumsspital Biel äussert sich ähnlich. Wenn man das Problem der hohen Gesundheitskosten angehen will, müsse man genau beim Patienten ansetzen. Er hält fest: «Die Patientinnen und Patienten müssen heute für die Beanspruchung des Systems keinerlei Verantwortung übernehmen.»
Diese Einstellung der Patienten zu ändern, sei jedoch schwierig, sagt Schmitter. «Es herrscht heute eine Vollkasko-Mentalität.»
Beispiele dafür gibt es mehrere: «Wir hatten Kopfweh-Patienten im Notfall, die mit Klage drohten, wenn sie nicht sofort ein MRT erhalten. Andere wollten ihren Anwalt rufen, weil sie an einem hektischen Tag drei Stunden im Notfall warten mussten.»