Inselspital Bern

Inselspital Bern: Chefärzte schlagen Alarm – Versorgung gefährdet!

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Bern,

Im Streit zwischen der Ärzteschaft und der Leitung am Inselspital Bern wurde eine neue Eskalationsstufe gezündet. Die Patientenversorgung soll gefährdet sein.

Inselspital Bern
Das Inselspital Bern. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Wochen hagelt es heftige Kritik am Inselspital Bern.
  • Die Berner Uniklinik kämpft gegen den finanziellen Druck und Mobbing-Vorwürfe.
  • Nun schlagen 42 Spitzenmediziner in einem Schreiben an die Spitalleitung Alarm.

Diese Worte lassen aufhorchen. Die Spitze der gesamten Ärzteschaft am Inselspital Bern hat am Montag einen Brief an die Führung der Universitätsklinik geschickt. Diese wird im Schreiben heftig kritisiert, die Versorgungssicherheit in Frage gestellt.

Zuvor hatte sich der Verein der Chefärztinnen und Chefärzte des Spitals (VCCI) vergangenen Dienstag zu einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung getroffen.

Der Streit um die Spitalführung ist definitiv eskaliert!

Waren Sie schon mal im Inselspital Bern?

Im zweiseitigen Schreiben heisst es laut der «Berner Zeitung»: «Das Universitätsspital Bern befindet sich in einer zunehmend schwierigen Lage. Und wir machen uns grösste Sorgen um die Zukunft der universitären Medizin am Standort Bern.»

Unterschrieben wurde dieser von 42 Spitzenmedizinerinnen und -medizinern am Inselspital Bern. Die Adressaten des Schreibens lauten: CEO Uwe Jocham, Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver sowie Claudio Bassetti, Dekan der medizinischen Fakultät der Uni Bern.

Inselspital Bern leidet unter finanziellem Druck

Zur Erinnerung: Die Patientenzahlen am Inselspital Bern sind rückläufig. Im Bereich der Forschung leidet das Ansehen des Spitals und rangiert in Rankings weit hinter kleineren Spitälern.

Dazu kommt der hohe finanzielle Druck. Der Konzern fuhr im vergangenen Jahr einen Verlust von 113 Millionen Franken ein.

Obendrauf gibt es Vorwürfe, dass am Inselspital Bern eine Mobbingkultur herrsche. «Äussert man Kritik, muss man mit Nachteilen rechnen», sagte der Rheumatologe Peter Villiger gegenüber SRF.

Er war einer von 30 ehemaligen Ärzten, die über die Zustände am Inselspital Bern auspackten.

Die Spitalleitung, die medizinische Fakultät und die Ärzteschaft drifteten immer weiter auseinander, heisst es im Schreiben vom Montag weiter. «Wir sind in Entscheidungen nicht mehr ausreichend eingebunden», beklagt die Ärzteschaft. Dies führt zu einer unbefriedigenden Atmosphäre der Stagnation und Resignation auf verschiedenen Ebenen.»

Dann die Warnung: Sollte die aktuelle Politik fortgeführt werden, seien die hochstehende Patientenversorgung, Lehre und Forschung «ernsthaft gefährdet»!

Ärzteschaft will mitreden

Der Verein VCCI fordert mehr Mitsprache. Mindestens ein von der Ärzteschaft bestimmter Vertreter soll je in der Spitaldirektion, im Verwaltungsrat und in der Fakultätsleitung Einsitz haben. Und das mit einem Stimmrecht.

Die Insel-Gruppe bestätigt gegenüber der «Berner Zeitung», den Brief am Montag erhalten zu haben. «Direktion und Verwaltungsrat werden die aufgeführten Punkte des VCCI sorgfältig studieren und dann im direkten Gespräch die Antworten geben.»

Dass die Verringerung des Forschungsbudget fürs laufende Jahr für die Ärzteschaft als schmerzhaft empfunden wird, könne die Insel-Gruppe nachvollziehen.

Star-Chirurg Thierry Carrel kritisiert Spitalleitung

Vergangene Woche meldete sich auch einer der renommierten Schweizer Ärzte zur Lage im Inselspital Bern zu Wort. Der bis 2021 an der Insel beschäftigte Star-Chirurg Thierry Carrel sagte gegenüber SRF: «Ich mache mir grosse Sorgen.» Und: «Verschiedenes läuft derzeit nicht gut.»

Thierry Carrel Inselspital Bern
Thierry Carrel arbeitete 30 Jahre lang am Inselspital Bern. - Nau.ch/Simone Imhof

Er äusserte sich auch zu den Vorwürfen der Ärzte-Gruppe: «Die aktuellen Mobbingvorwürfe sind mir aus meiner Zeit beim Berner Inselspital nicht fremd.»

Er zeigte sich überrascht über die ablehnende Reaktion der Inselleitung auf Kritik. «Probleme werden negiert – und das ist bei einem solch grossen Betrieb problematisch.»

Die Leitung des Inselspitals wies Vorwürfe zurück und betonte die hohe Priorität der Forschung.

Kommentare

User #1474 (nicht angemeldet)

Ich finde es schon etwas fies, auch wenn es berechtigt ist, dass man als Pensionierter gegen seinen Arbeitgeber und als grosser Salär Empfanger schiesst.

User #3593 (nicht angemeldet)

Wenn man immer mehr Spitäler schliesst und trotzdem die KK-Prämien steigen könnte man das auch: Profitorienterte-euthanasisch-angehauchte-Spitalpolitik nennen. Ein qualifizierter Arzt der nach dem hippokratischen Eid arbeitet MUSS sich da wehren.

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