Spitäler lassen Röntgenbilder in günstigerem Deutschland auswerten
Im Gesundheitswesen heisst es Kosten sparen. Einige Spitäler und Praxen gehen dafür gar so weit, dass sie ihre Röntgenbilder im Ausland auswerten lassen.
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Das Wichtigste in Kürze
- Teleradiologiefirmen profitieren, indem sie Röntgenbilder im Ausland analysieren lassen.
- Sie verrechnen für die Diagnose dann aber trotzdem Schweizer Tarife.
- Dieses Vorgehen ist gemäss BAG nicht illegal.
Die Teleradiologie-Methode hat sich zur Kosteneinsparung im schweizerischen Gesundheitssystem etabliert.
Statt dass jedes Spital rund um die Uhr eine eigene Radiologieabteilung betreibt, tun dies nur noch grosse Spitäler. Die Kleineren können ihre Röntgenbilder ausserhalb der Bürozeiten an die Zentrumsspitäler senden.
Aber es gibt auch Schattenseiten, wie «CH Media» aufzeigt: Einige private Spitäler und Unternehmen wie die Hirslanden-Gruppe oder Emergency Radiology Schueller würden das System ausnützen. Sie lassen gemäss Recherche CT-, MRI- und Röntgenbilder im Ausland auswerten – wo die Kosten deutlich tiefer sind als in der Schweiz.
Pikant: Sie lassen ihre Diagnosen nach schweizerischem Standard abrechnen, während sie ihren im Ausland tätigen Ärzten nur einen Bruchteil eines Schweizer Arztlohns zahlen müssen. Daraus resultiert gemäss den Zeitungen ein beträchtlicher Gewinn für diese Teleradiologiefirmen.
Kritik an internationaler Teleradiologie
Mehrere Radiologen kritisieren hinter vorgehaltener Hand, dass «einige Exponenten sich nicht korrekt verhalten» und das schweizerische Gesundheitssystem ausnutzen.
Die internationalen Teleradiologiefirmen verteidigen jedoch die Qualität ihrer Dienstleistungen. «Alle unserer Radiologen sind gemäss der EU-Qualifikationsnachweisverordnung zur Berufsausübung in der Europäischen Union berechtigt und sind zudem in der Schweiz durch die Medizinalberufekommission des Bundesamts für Gesundheit approbiert», so Emergency Radiology Schueller.
Die Klinikgruppe Hirslanden wollte sich zu den Details ihres Geschäftsmodells nicht äussern. Sie habe in zwei von 17 Radiologie-Instituten externe Partner beschäftigt, bei denen nicht ausgeschlossen sei, dass sie auf internationale Teleradiologie setzen.
Datenschutzbedenken und regulatorische Grauzonen
Bedenken gibt es auch hinsichtlich des Datenschutzes. Dürfen Gesundheitsdaten von Schweizer Patienten ohne deren Zustimmung ins Ausland geschickt werden?
Keine Behörde sieht sich hierfür zuständig. Die Eidgenössische Datenschutzbehörde verweist auf die kantonalen Datenschutzbeauftragten; diese wiederum verweisen zurück auf die Eidgenössische Behörde.
Sebastian Schindera, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Radiologie, sagt zu «CH-Media»: «Das ist tatsächlich nicht so einfach zu beantworten. Die wenigsten Kantone haben bereits in ihren Gesetzen Telemedizin geregelt.»
Er empfiehlt den Mitgliedern seines Verbands jedoch, transparent zu sein und die Patientinnen und Patienten entsprechend zu informieren.
Wie viele Firmen in der Schweiz internationale Teleradiologie betreiben, ist unklar. Weder das BAG noch die nationalen Datenschutzbehörden haben eine Übersicht darüber.