SRF Arena verärgert mit Papi-Papi-Sendung Homo-Dachverbände
In der SRF Arena diskutiert Sandro Brotz am Freitagabend gleichgeschlechtliche Elternschaft. Mit von der Partie: Überwiegend heterosexuelle Politiker.
Das Wichtigste in Kürze
- In «Arena» sollen gleichgeschlechtliche Elternschaft und Ehe für Alle diskutiert werden.
- Eingeladen hat die Redaktion allerdings mehrheitlich heterosexuelle Diskussion-Partner.
- Die queeren Dachverbände sitzen in der zweiten Reihe – oder sind gar nicht mit im Studio.
Rafael und Rahul möchten gerne in die Spielgruppe. In ihrer Heimat Lenzburg AG allerdings wird ihnen das verwehrt. Denn die dreieinhalbjährigen Zwillinge haben zwei Väter.
Das fand die Spielgruppenleiterin «weder normal noch natürlich» und verwehrte den Kindern kurzerhand den Zugang zu ihrer Spielgruppe. Ein empörter Aufschrei ging durch die Schweiz. Nun nimmt sich auch die SRF «Arena» des Themas an.
SRF Gästeliste kam spät
Unter dem Titel «Papi und Papi – geht das?» will Moderator Sandro Brotz das Thema angehen. Erstmal schien es allerdings schwierig, überhaupt Diskussionspartner für die Sendung zu finden.
Am Donnerstagvormittag war die Gästeliste noch leer. Da die «Arena» eine aktuelle Sendung sei, sei das späte Aufschalten der Gästeliste allerdings ganz normal. Im Verlaufe des Vormittags war dann klar, wer über «Ehe für Alle» und homosexuelle Eltern diskutieren darf.
SVP-lastige Arena
An die Stehtische geladen wurden SVP-Mann Oskar Freysinger. Er sitzt unter anderem im Referendumskomitee gegen die Erweiterung der Rassismus-Strafnorm. Die Erweiterung der Strafnorm möchte Menschen schützen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Freysinger findet einen solchen Schutz falsch.
Ebenfalls ein prominentes Stehtischchen in der Arena bekommt Freysingers Parteikollegin Therese Schläpfer. Die Zürcher SVP-Nationalrätin hat sich mit ihrem Kampf gegen eine alleinerziehende, syrische Flüchtlingsmutter und deren Kinder einen Namen gemacht. Auch sie stellt sich klar gegen die «Ehe für Alle».
SRF sorgt für Gegenpol
Einen Gegenpol soll GLP-Nationalrat Martin Bäumle ausmachen. Seine Partei hatte die mehrheitsfähige «Ehe für Alle» initiiert.
Dazu kommt FDP-Vize Anne-Sophie Morand bilden. Die 31-jährige Morand ist selber homosexuell, könnte also die Konstellation Mami und Mami irgendwann selber erleben. Zudem setzt sie sich im Vorstand der Zürcher Gay Pride auch für mehr Sichtbarkeit der LGBTQ-Community ein.
Dachverbände und Politiker sauer
In der sogenannten «Loge» sitzen Moderator Kurt Aeschbacher und Pink-Cross-Vorstandsmitglied Florian Vock. Zudem Hans Egli, der sich zusammen mit Freysinger gegen die Rassismus-Strafnorm wehrt.
Damit sitzen die Dachverbände der LGBTQ-Community entweder in der zweiten Reihe (Pink Cross). Oder sind gar nicht erst mit von der Partie (Lesbenorganisation LOS). Dies, obwohl Pink Cross Co-Präsident Michel Rudin Arena-Mann Brotz bereits gestern auf die Dachorganisationen hingewiesen hatte.
Die @SRF Arena lädt ein zur Ehe für Alle & dem Diskriminierungsschutz. Die Dachverbände & Parteien, welche sich schon immer für queere Anliegen einsetzen, werden in die zweite Reihe gesetzt. Antisemiten kriegen in der ersten Reihe eine Bühne für ihren Hass. #sonicht @SandroBrotz
— Luca Dahinden (@LucaDahinden) November 7, 2019
«In der ersten Reihe dürfen drei hetero Personen eine #srfarena lang diskutieren, ob wir nun die gleichen Rechte verdient haben oder ob wir noch ein wenig warten sollen», twittert Pink Cross wütend.
Aber bite mit Beteiligung der Dachverbände @LOS_Schweiz und @pinkcross_ch? Und nicht wie die letzten drei Sendungen von @SRF wo wir entweder nur marginal, oder gar nicht Eingebunden waren...
— Michel Rudin (@MichelRudin) November 6, 2019
«Sowas geht gar nicht, SRF», doppelt Ronja Jansen nach. Die Juso-Präsidentin hatte eben erst eine Klage wegen Sexismus beim SRF-Ombudsmann platziert. Und Recht bekommen.
Sowas geht gar nicht @SRF! https://t.co/CQ799aGqvn
— Ronja Jansen (@RonjaJansen) November 7, 2019
Sauer stösst den Kritikern auch auf, dass die einzige Betroffene, die in der ersten Reihe sprechen darf, eine FDP-Politikerin ist. Dabei werde «schön ausgeblendet, dass die FDP nicht geschlossen hinter queeren Anliegen steht - siehe Schlussabstimmung Diskriminierungsschutz», schreibt Jansens Juso-Kollege Luca Dahinden.
Gaht's eigetlech no?! Im Februar stimmen wir über den Diskriminierungsschutz ab, den die SP (!) einbrachte. Aber in die Arena zum Thema werden nur die Rechten eingeladen. So nicht! https://t.co/MXT0zaZmTf@SRF und @SandroBrotz #Ehefueralle
— SP Schweiz (@spschweiz) November 7, 2019