Staatsanwaltschaft ermittelt wegen unausgereifter Implantate

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Bern,

Das Bandscheibenimplantat wurde unter anderem durch einen Arzt am Berner Salemspital eingesetzt.

Konferenztisch (Symbolbild)
Konferenztisch (Symbolbild) - Keystone

Die Berner Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen im Fall der mutmasslich unausgereiften Implantate aufgenommen. Das Bandscheibenimplantat wurde unter anderem durch einen Arzt am Berner Salemspital eingesetzt.

Die ersten Ermittlungen gestalteten sich komplex, bestätigte Christof Scheurer, Sprecher der Berner Staatsanwaltschaft, am Dienstag auf Anfrage eine Meldung in den Tamedia-Medien.

Die Ermittlungen dürften einige Wochen in Anspruch nehmen, zumal Medienberichte selbst keine Beweismittel darstellen und der Sachverhalt einen starken internationalen Bezug habe, führte Scheurer aus.

Die derzeit laufenden Ermittlungen dienen laut Staatsanwaltschaft dem Zweck der Erhärtung respektive Entkräftung der Verdachtsmomente, die durch ein internationales Journalistenteam publik gemacht wurden.

Negative Forschungsberichte

Das Rechercheteam berichtete vor einigen Wochen über ein Bandscheibenimplantat, das Patientinnen und Patienten eingesetzt wurde, obwohl Forschungsberichte negativ ausfielen. Bei verschiedenen Patienten traten später teilweise schwere Komplikationen auf.

Die Prothese vertrieb die inzwischen nicht mehr existierende britische Firma Ranier. Bei der Entwicklung und Markteinführung des Produkts gehörte auch ein Professor des Berner Salemspitals und ein weiterer Schweizer Orthopäde dem wissenschaftlichen Beraterstab von Ranier an.

Das Recherchekonsortium zitiert aus dem Bericht eines britischen Röntgenspezialisten: Dieser fand «keine guten Hinweise darauf, dass sich das Implantat mit dem Knochen verbunden hat». Seinen Bericht schliesst er mit den Worten, sechs Monate seien eine kurze Zeit, um die Entwicklung eines Implantats zu beobachten. Trotzdem gebe es schon «beunruhigende Veränderungen in allen Versuchsobjekten ausser einem».

Trotzdem Einsatz am Menschen

Trotz diesen Hinweisen wurde ein Pilotprojekt an Menschen gestartet. Der wissenschaftliche Beirat von Ranier gab grünes Licht für eine Studie mit 29 Patienten in drei europäischen Kliniken.

Nach einer rund achtmonatigen Patientenstudie, die gemäss dem internationalen Rechercheteam auch nicht reibungslos verlief, kam das Produkt 2010 auf den Markt. Langzeitfolgen waren zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt.

2014 kamen Mitarbeitende von Ranier zum Schluss, dass rund zwei Drittel der implantierten Scheiben zu Problemen geführt hätten. Cadisc-L wurde vom Markt genommen. Ranier ging Konkurs.

Sieben Fälle in Bern

Am Berner Salemspital sind sieben Fälle dokumentiert, bei denen die Bandscheibenprothese Cadisc-L von jenem Arzt implantiert wurden, der massgeblich an der Entwicklung des Produkts beteiligt war.

Das Journalistenkonsortium stiess auch auf Hinweise, wonach die beiden Schweizer Professoren von einem Erfolg des Kunststoffimplantats finanziell hätten profitieren können.

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