Stadt Bern spart bei Schul-Reinigungen – Lehrer wischen selbst
Um Kosten zu sparen, macht die Stadt Bern Abstriche bei der Reinigung von Schulhäusern. Lehrpersonen sind entrüstet – für sie sei es eine weitere Belastung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Berner Schulen werden bald weniger gründlich geputzt, um Kosten zu sparen.
- Lehrpersonen ärgern sich – sie müssen teilweise selbst den Boden nachwischen.
- Besonders kleine Kinder sind betroffen. Ihr Unterricht findet oft am Boden statt.
In der Stadt Bern werden die Schulhäuser künftig weniger gründlich geputzt, um Kosten zu sparen. «Bedarfsgerechtere Reinigungsfrequenzen» und neue Reinigungstiefen treten an die Stelle von Vollreinigungen.
Heisst: Es wird nur noch dort geputzt, wo es dreckig ist – und auch dann weniger gründlich. Sichtbare Spuren werden aber besser gereinigt. Diese Massnahmen sollen bis 2024 gestaffelt eingeführt werden. In einigen Schulen ist diese Änderung bereits eingetreten.
Lehrer ärgern sich über Putz-Sparplan
Bei den Lehrpersonen stösst der Putz-Sparplan nicht gerade auf Begeisterung. So zum Beispiel Manuel C. Widmer, dem Grossrat der Grünen freien Liste, der selbst Lehrer ist. Ihm zufolge hätten sich die Klagen in den letzten Wochen gehäuft.
Gegenüber der «Berner Zeitung» sagt er: «Einige meiner Kolleginnen und Kollegen mussten am Morgen vor dem Unterricht schon selber den Boden nachwischen.»
So falle für Lehrer eine zusätzliche Last an. Er wolle die Reinigungsarbeit nicht als solche schmälern, doch sie gehöre einfach nicht zu den Grundaufgaben der Lehrpersonen. Diese stünden ohnehin schon unter grossem Druck.
Schlechtere Reinigungen sind laut Widmer vor allem auch bei kleinen Kindern problematisch: «Gerade im Kindergarten und in den ersten Schuljahren findet ein grosser Teil der Unterrichtszeit am Boden statt.»
Unterschied zu Corona-Zeiten ist gross
Noch vor anderthalb Jahren konnte es aufgrund von Corona in Schulstuben nicht genug sauber sein, so Widmer. Jetzt würden all die Hygieneprinzipien auf einmal über Bord geworfen.
Seine Mitstreiter und er haben deshalb einen Protestbrief an den Gemeinderat eingereicht, der der «Berner Zeitung» vorliegt. Darin schreibt der Lehrer-Berufsverband Bildung Bern: «Sollten die Auswirkungen und Einschränkungen ein erträgliches Mass überschreiten, werden wir eine Überprüfung oder Einstellung der Massnahmen vorantreiben.»
Bei der Instanz Immobilien Stadt Bern (ISB), die für alle städtischen Liegenschaften verantwortlich ist, stösst der Brief auf gewisses Verständnis.
Sie verweist aber auf ein Stimmpaket, das 2022 von Stadtparlament und Stimmberechtigten angenommen wurde. Darin enthalten: Der neue Putzplan.
Die ISB betont aber auch, dass beispielsweise in sanitären Anlagen keine Abstriche gemacht würden. Auch in den Kindergärten und Basisstufen des Zyklus bleibe der Standard bei der Bodenreinigung höher.