Studie: Ausstieg aus fossiler Wärmeversorgung ist möglich
Kaum wird es kälter, drehen Herr und Frau Schweizer die Heizung auf. Dies tun sie meist mit Öl oder Gas. Eine neue Studie zeigt: Dies geht auch ohne fossi
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie der Wärmeinitiative Schweiz (WIS) nimmt die Wärmeversorung unter die Lupe.
- Das Ergebnis: Bis 2050 soll ein Ausstieg aus der fossilen Versorgung möglich sein.
- Dafür braucht es jedoch sämtliche erneuerbaren Energiequellen.
Die meisten Schweizer Haushalte heizen mit Öl oder Gas. Laut einer neuen Studie der Wirtschaftsallianz «Wärmeinitiative Schweiz» ist ein kompletter Ausstieg aus der fossilen Wärmeversorgung bis 2050 möglich und finanzierbar.
Die Wärmewende könne gelingen, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend gesetzt werden, schreibt die Wärmeinitiative Schweiz (WIS) in einer Mitteilung vom Sonntag.
Mit Vorschriften und Anreizen zum Ausstieg aus fossiler Wärmeversorgung
Dies zeige die «gross angelegte Studie» der WIS, dem Zusammenschluss von Verbänden und Unternehmen der Wirtschaft der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz.
Die vollständige Umstellung auf eine erneuerbare und CO2-neutrale Wärmeversorgung bis 2050 ist demnach gemäss zwei Szenarien machbar: Im Szenario «Vorschrift» liegt der Fokus der Instrumente und Massnahmen auf gesetzlichen Vorschriften und Regulierungen.
Im Szenario «Anreiz» liegt der Fokus auf ökonomischen und darunter insbesondere finanziellen Anreizen, um den Wärmesektor zu dekarbonisieren, unter anderem mit einer raschen Erhöhung der CO2-Abgabe auf 240 Franken im Jahr 2025 und 300 Franken ab 2030
Bei beiden Szenarien sei ein ähnlicher Technologie- und Energiemix erforderlich. Dabei komme nebst der Effizienzsteigerung auf allen Ebenen vor allem dem Wechsel von fossilen auf erneuerbare Energien eine hohe Bedeutung zu. Ein solcher Wechsel sei in den meisten Bereichen kosteneffizient umsetzbar. Die Analysen der Studie würden zeigen, dass die Schweiz ein Potenzial von mindestens 100 Terawattstunden thermischer erneuerbarer Energie habe.
Sämtliche erneuerbaren Energiequellen nötig
Bei den Haushalten stellen demnach effiziente elektrische Wärmepumpen den grössten Anteil an der Wärmeversorgung. Bei den Dienstleistungsgebäuden wie Büro- und Schulgebäuden, Läden und Spitälern, übernehmen Nah-, Umwelt- und Fernwärme sowie Holz den Löwenanteil der Wärmeversorgung. In der Industrie dagegen stamme die Wärme in einer erneuerbaren und CO2-neutralen Zukunft aus Nah- und Fernwärme sowie dem Wechsel auf Biogas und direkte Stromanwendungen.
Der Netto-Mehrbedarf lasse sich über den Zubau an Photovoltaik, die Nutzung von Anlagen auf Basis von Biomasse, die Optimierung und den Zubau von Speicherkapazitäten sowie den Import von Windstrom bereitstellen.
Betrachtet man alle drei Sektoren gemeinsam, zeigen die Szenarien, dass sämtliche erneuerbare Energiequellen nötig sind, um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen, wie es weiter heisst.
Die Dekarbonisierung des Wärmemarktes führe in der Übergangsphase 2020 bis 2050 netto zu direkten und indirekten Kosten von jährlich rund 1,5 Milliarden Franken Diese Vollkostenrechnung berücksichtige alle direkten und indirekten Effekte.
Ausstieg aus fossiler Wärmegewinnung soll noch mehr Jobs schaffen
Im Vergleich zu den rund 13 Milliarden Franken, die die Schweiz jährlich für den Import fossiler Brennstoffe zahle, seien die 1,5 Milliarden Franken eine sinnvolle Investition, die für eine zusätzliche inländische Wertschöpfung sorge, schreibt die WIS. Für die Wirtschaft als Ganzes bringe die Dekarbonisierung des Wärmemarktes eine Zunahme der Wertschöpfung. Gemäss Studie nimmt die Anzahl der Beschäftigten insgesamt um gut 4000 Vollzeitäquivalente zu.
Das neue CO2-Gesetz, das im Parlament diskutiert werde, gehe in die Richtige Richtung, doch seien längerfristig weitere Massnahmen nötig, darunter die schrittweise Erhöhung der CO2-Abgabe bis 2030, heisst es weiter.
Momentan werden laut Mitteilung 50 Prozent des Schweizer Endenergieverbrauchs für die Produktion von Wärme aufgewendet, 70 Prozent davon entfallen auf fossile, nicht erneuerbare Quellen.