Swiss Piloten müssen besonders häufig warten

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Zürich,

Flugpassagiere müssen sich ans Warten gewöhnen. Jeder dritte Swiss-Flug war in diesem Sommer verspätet. Das hat unterschiedliche Gründe.

Coronavirus
Das Coronavirus traf die Luftfahrtbranche mit voller Wucht – so auch die Swiss. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zukunft dürften Verspätungen im Flugverkehr zum Normalfall werden.
  • Die Menschen fliegen immer mehr, die Infrastruktur hinkt hinterher.
  • Bei der Swiss war diesen Sommer bereits jeder dritte Flieger verspätet.

«Es ist wieder mal zum Chotze hier in Zürich, ich hab die Schnauze voll von dem Drecksplatz!» So tönte es vor ein paar Tagen aus dem Cockpit eines Swiss-Flugzeugs. Der Pilot beschwerte sich beim Tower darüber, dass die Abflugzeit seiner Maschine mehrfach hatte nach hinten verschoben werden müssen.

Der Wutausbruch ist die Spitze eines Eisbergs. Denn in ganz Europa herrscht ein nie da gewesenes Flugchaos. Personalknappheit bei den Flugsicherungen und ein unerwartet starkes Wachstum des Flugverkehrs führen zu Stau am Himmel. Extreme Wetterphänomene taten in diesem Sommer ihr Übriges, dass Flug-Verspätungen quasi zum Normalfall wurden.

Swiss ist besonders oft verspätet

Besonders verspätet sind Swiss-Maschinen, schreibt die «Sonntagszeitung» mit Verweis auf die Zahlen der Europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (Eurocontrol). Jeder dritte Flug – 34 Prozent – war zwischen Juni und August verspätet. Nur Eurowings (34,3 Prozent) und Thomas Cook Airlines (35,5 Prozent) verspäteten sich noch häufiger. Nur Billigflieger haben einen Wert über 30 Prozent. Air France (19,8 Prozent) oder Alitalia (11 Prozent) liegen deutlich darunter.

Das Problem ist einerseits die geografische Lage: Auf stark beflogenen Routen ist die Wahrscheinlichkeit einer Verspätung grösser und die Schweiz liegt bekanntlich mitten in Europa. Andererseits haben vor allem die Nachbarländer Frankreich, Deutschland und Österreich schlecht kalkuliert und zu wenig Personal eingeplant. 

Ein europäisches Problem

Schuld ist aber auch der Flughafen Zürich, bei dem zwei von drei Flugzeugen mit mindestens drei Minuten Verspätung abheben. Komplexe Betriebskonzepte und die Bise erschweren dort einen reibungslosen und effizienten Ablauf. 

Für die Swiss selbst ist klar, dass das Problem europäisch ist. «Grundsätzlich kann die Infrastruktur der europäischen Flughäfen mit dem Wachstum in der Aviatik-Industrie nicht mithalten», sagt Swiss-Sprecherin Karin Müller. Schon heute beaufsichtigen die Fluglotsen in Europa rund 30'000 Flüge pro Tag und die Zahl steigt laufend. Schon jeder vierte Swiss-Flug hatte diesen Sommer mehr als 15 Minuten Verspätung – schon bald dürfte das zum Normalfall werden.

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