Teilnehmer kritisieren SRF Club nach der Sendung
Sie haben Zähne gezeigt und verbale Fausthiebe verteilt. Heute bleibt bei den Männern vor allem Ernüchterung und Kritik am Konzept der Sendung.
Das Wichtigste in Kürze
- Im SRF-Club zum Thema Männerbilder wurde hitzig diskutiert.
- Auch einen Tag später ist das Kriegsbeil zwischen den Club-Gästen nicht ganz begraben.
- Die Männer kritisieren aber auch das SRF für Aufbau und Leitung der Sendung.
«Ich fühle mich, wie nach einer durchzechten Nacht», sagt Männerarzt Marco Caimi zu Nau. SRF-Club hatte sechs Herren zum Dialog über ein neues Männerbild geladen. Unter dem Titel «Oh Mann!» wurde anderthalb Stunden lang gezankt.
Basler Dreiecksgeschichte
Protagonisten des Streits: Basler Fachleute. Markus Theunert, Leiter der Fachstelle von Männer.ch. Marco Caimi, Männerdoktor. Und auch Walter Hollstein, Soziologe.
«Zwischen Caimi, Hollstein und mir gibt es eine längere Vorgeschichte», erklärt Psychologe Theunert. Hollstein sei 2005 bei der Gründung von Männer.ch als Hauptredner eingeladen gewesen – und ohne Erklärung oder Entschuldigung nicht erschienen.
Auch fachlich äussert Theunert Bedenken: «Hollstein hat zweifellos Verdienste in der Männerforschung. Er hat sich leider in den letzten Jahren in das Thema ‘Benachteiligung von Männern’ verbissen. Das ist zu einseitig».
Caimi und Theunert kennen sich von diversen Veranstaltungen. «Ich grenze mich von ihm klar ab, weil er Männlichkeit viel zu sehr als etwas biologisch Gegebenes versteht. Das finde ich fachlich so nicht haltbar», sagt Theunert.
«Bedaure rüpelhaftes Verhalten»
Wenn Spezialisten vor laufender Kamera wissenschaftlich «hochproblematische Behauptungen aufstellen, wollte und konnte ich das nicht unkommentiert stehen lassen», erklärt der Psychologe. «Dass mein Verhalten rüpelhaft wahrgenommen wurde, kann ich verstehen und bedaure ich.»
Auf fachlicher Ebene kritisiert zu werden, hatte Caimi gestern fast aus dem Studio marschieren lassen.
Auch heute ärgert er sich noch: «Wenn ich mein Ärztediplom in die Sendung bringen muss, dann hört es bei mir auf. Aber ich wusste, worauf ich mich einlasse. Ich hatte den Organisatoren bereits gesagt: Wenn Theunert kommt, nehme ich ein Valium.» Soweit kam es allerdings nicht.
Kritik am SRF
Einig sind sich die beiden allerdings in ihrer Kritik am SRF. «Wahrscheinlich hätte mehr Struktur die Diskussion beruhigt», sagt Theunert. Zudem «hätten auch junge Männer eingeladen werden müssen», sagt er weiter. «Ich war schon etwas erstaunt, dass man 2019 und nach #metoo eine solche Retro-Runde zusammengestellt hat.»
Auch Caimi hätte sich gewünscht, dass die Diskussion «sachlicher geführt» und die Ziele der Sendung «klarer abgesteckt worden wären».
Caimi und Theunert übrigens berichten beide, man habe sich nach der Sendung gut unterhalten. «Irgendwie mögen wir uns eben doch», sagt Theunert achselzuckend.