Tiefe Pegel, kaum Regen: Droht uns ein Dürre-Sommer?
Wenig Schmelzwasser und lokal tiefe Grundwasserstände lassen Sorgen über einen allfälligen Wassermangel im Sommer aufkommen. Wie sieht die Lage wirklich aus?
Das Wichtigste in Kürze
- Durch die zuletzt trockenen Wochen sank der Pegel vieler Schweizer Gewässer.
- Weil es im Winter nur wenig Schnee gab, entsteht nun auch weniger Schmelzwasser.
- In Teilen Deutschlands musste bereits Anfang Juni das Bewässern eingeschränkt werden.
Ende Januar veröffentlichte die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) einen Bericht zu einer allfälligen Trockenheit im Sommer. Und schon jetzt scheint sich abzuzeichnen, dass die warmen Monate tatsächlich trocken werden. Die letzten drei Wochen gab es im Flachland keinen Regen. Frühestens in einer Woche solls endlich wieder nass werden.
Müssen wir uns also auf einen Dürre-Sommer einstellen?
Auf Anfrage von Nau.ch sagt Rebekka Reichlin vom Bundesamt für Umwelt (BAFU): «Nach den sehr trockenen Wintermonaten hat es in der Schweiz im Frühling regelmässig und teilweise recht ergiebig geregnet.»
Dadurch habe sich die Situation in den Gewässern hierzulande grösstenteils entspannt. Doch: Durch die zuletzt trockenen Wochen seien die Pegel vieler Gewässer inzwischen wieder gesunken.
Wenig Schmelzwasser wegen trockenem Winter
Die Abflüsse würden in weiten Teilen der Schweiz unterhalb der saisonalen Norm liegen. Hinzu komme, dass die Schneemengen in den Alpen weiterhin abgenommen haben und unter dem saisonalen Durchschnitt liegen.
Das hat Folgen: «Normalerweise kommt in dieser Jahreszeit an warmen, sonnigen Tagen viel Schmelzwasser aus den Bergen», erklärt Reichlin. Aufgrund des trockenen Winters werde der Anteil an Schmelzwasser nun kleiner ausfallen als in anderen Jahren.
Ob es eine Dürre gibt, wird sich noch zeigen. Es hänge von der weiteren Wetterentwicklung ab, ob es zu lokalen Engpässen in der Wasserversorgung kommen könnte. Die gute Nachricht: Diesbezüglich sei die Schweiz organisatorisch generell gut vernetzt. So könnten sich Gemeinden bei Bedarf auch untereinander aushelfen.
Nienburg (D) schränkt Bewässerung ein
In Deutschland ist der Grundwassermangel schon jetzt im Juni erschreckend. In Niedersachsen (D) werden aktuell sogar an vielen Messstellen die historischen Tiefstände von 2018 unterschritten.
Den Landkreis Nienburg traf es in dieser Hinsicht besonders schlimm. Deshalb wurde dort ab sofort das Bewässern von Gärten und Feldern eingeschränkt.
Anzahl Mücken auch vom Wetter abhängig
Vom Wetter abhängig ist auch, ob es diesen Sommer viele Mücken geben wird. Denn das Mückenvorkommen hängt sehr stark von den Niederschlägen beziehungsweise von kleinen Wasseransammlungen ab. Denn dies sind die Brutplätze der Larven, wie Parasitologe Alexander Mathis von der Universität Zürich auf Anfrage erklärt.
Weil der Frühling zwar nass, aber kühl, gewesen sei, habe sich die Entwicklung der Stechmückenlarven verzögert. «Entsprechend haben wir bisher in unseren (wenigen) Mückenüberwachungen wohl Stechmücken gefangen: In etwas höherem Masse als zur gleichen Zeit im Vorjahr, aber nicht in aussergewöhnlichem Ausmass.»