Touris stellen sich bei der Billett-Kontrolle dumm

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Zürich,

Die Kontrolleure in Schweizer Zügen haben seit Corona häufiger mit renitenten Passagieren zu kämpfen. Auch ein Phänomen: Touris mit dem falschen Billett.

SBB
Wer mit einem Billett für die 2. Klasse in der 1. reist, kann gebüsst werden. Einige probieren es trotzdem. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Tourist prahlt im Netz damit, mit einem 2.-Klasse-Billett 1. Klasse gefahren zu sein.
  • Er habe sich einfach dumm gestellt, der Kontrolleur habe sich nichts Böses gedacht.
  • Das gibt es öfters: Nau.ch sind gleich mehrere ähnliche Vorfälle bekannt.

«Ich habe mich einfach dumm gestellt und bin 1. Klasse gefahren. Sie hatten keine Ahnung, LOL.» So schreibt es ein Tourist kürzlich in einer Facebook-Gruppe mit Reisetipps für die Schweiz.

Mit der Masche ist er nicht allein. Wie Nau.ch weiss, gibt es immer wieder Touristinnen und Touristen – teilweise ganze Gruppen, die Ähnliches probieren.

Touris werden in die 2. Klasse geschickt

Zwei Beispiele: Eine News-Redaktorin ist unterwegs von Bern nach Zürich. «Ich sass in der 1. Klasse, ein paar Reihen weiter vorn eine asiatische Gruppe aus fünf oder sechs Frauen», erzählt sie.

«Als der Kontrolleur kam, stellte sich heraus, dass kein einziges Mitglied der Gruppe ein 1.-Klasse-Billett besass.»

Bist du schon einmal mit dem falschen Billett Zug gefahren?

Ob extra oder wirklich versehentlich, ist unklar. Die Redaktorin hat aber Zweifel an der Ehrlichkeit: «Sie sahen gar nicht erstaunt aus, als der Kontrolleur ihnen sagte, das Billett sei für die 2. Klasse.»

Brav sei die Gruppe – allesamt mit Louis-Vuitton-Täschli – einfach in den nächsten 2. Klasse-Wagen gegangen.

Der Kontrolleur habe sichtlich frustriert ausgesehen – womöglich war das auch für ihn nicht die erste solche Begegnung.

Mit dem Spar-Billett im falschen Zug

Es sind aber nicht nur «Verwechslungen» von 1. und 2. Klasse.

Eine andere Nau.ch-Redaktorin beobachtete auch schon, wie ein US-amerikanisches Pärli zum Flughafen Zürich mit falschem Billett unterwegs war.

«Sie hatten ein Spar-Billett gelöst, das nur für einen bestimmten Zug gültig war. Den hatten sie aber verpasst», erinnert sie sich. Der Kontrolleur habe das den beiden erklärt, aber sie zuckten nur unschuldig mit den Achseln.

«Auch sie wirkten nicht überrascht. Ich gehe davon aus, dass sie es einfach mal probieren wollten.» Es sei aber auch in diesem Fall möglich, dass es ein Versehen war.

«Für die 1. Klasse benötigt man ein entsprechendes Ticket»

Sind die Beobachtungen Zufall – oder wie weitverbreitet ist das Phänomen wirklich? Die SBB hält sich bedeckt. Auf die Frage, wie gut die Kontrolleurinnen und Kontrolleure damit vertraut sind, heisst es lediglich, dazu führe man keine Statistiken.

Als Nau.ch fragt, wie das Zugpersonal mit solchen Fällen umgeht, sagt Sprecher Martin Meier nur: «Für die 1. Klasse benötigt man ein entsprechendes Ticket, oder man darf sich nicht im 1. Klasse-Wagen aufhalten.»

Man könne aber einen Klassenwechsel in begleiteten Fernverkehrszügen beim Zugpersonal im Zug kaufen. Ob die SBB bei Touristinnen und Touristen eher ein Auge zudrückt, will man nicht bestätigen.

Kontrolleur schreit Teenie an

Klar ist: Zumindest manchmal funktioniert die Masche. Das zumindest zeigt das Beispiel des ersten Touristen, der zugibt, extra mit dem falschen Billett gereist zu sein.

Gegenüber Nau.ch sagte kürzlich eine Pendlerin, es habe zuletzt zugenommen, dass Personen ohne richtiges Billett aus der 1. Klasse geworfen werden.

Hattest du in den Ferien schon Mühe, das ÖV-System im Reiseland zu verstehen?

Einige SBB-Mitarbeitenden seien kulant und schickten die Leute einfach ins andere Abteil. Aber «einer schrie einen Jugendlichen an, er solle sich jetzt subito aus dem Staub machen».

Wer erwischt wird, wird vom Personal darauf hingewiesen, heisst es bei der SBB. Wenn der Passagier dann nicht bereit sei, einen Klassenwechsel zu lösen, kann das Zugpersonal eine Busse verteilen.

Kommentare

User #5736 (nicht angemeldet)

Es ist halt nicht mehr wie früher einen oder zwei Wagen anhängen, da mit der heutigen Zeit ist die Kompositionen nur noch ganz an zu hängen und dann sind wir im hintersten Bereich in den Gleisen am austeigen, da die Peron zu wenig lang sind. Dann müßte man Sonderzüge machen und das gibt auch wieder ein Problem.

User #1630 (nicht angemeldet)

Stellt euch vor, morgen fahren die SBB Züge und keiner steigt mehr ein.

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