Touris warnen einander vor 2. Klasse in Schweizer Zügen
Im Ausland ist die Schweiz für ihr gutes ÖV-Netz bekannt. Kein Wunder, reisen viele Touris mit dem Zug. Doch die hohen Erwartungen werden nicht immer erfüllt.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Touristinnen und Touristen bereisen die Schweiz mit dem Zug.
- Doch gerade im Sommer sind die Touri-Hotspots sehr gut besucht – und die Züge voll.
- Das sorgt für Ärger. Eine Touristin warnt gar andere, in der 2. Klasse zu fahren.
Die Schweiz ist im Ausland bekannt für das gut ausgebaute ÖV-Netz und die pünktlichen Züge. Auch Touristinnen und Touristen planen ihre Reise in die Schweiz deshalb gerne mit dem ÖV.
Nur: Der gute Ruf der SBB und kleinen Zugunternehmen in der Schweiz sorgt bei einigen für hohe Erwartungen. Zu hohe Erwartungen. Und die können nicht immer erfüllt werden, zeigt der Facebook-Post einer Touristin aus dem US-Bundesstaat Florida.
«Persönliche Erfahrung, die ich hier gemacht habe», schreibt sie in einer Reisetipp-Gruppe für die Schweiz. «Hätte ich gewusst, dass die 2. Klasse so ist, hätte ich 1. Klasse gebucht.»
Touris setzen sich mit Billett für die 2. in die 1. Klasse – «dumm gestellt»
Das Problem: «Du wirst von anderen Touristen geschubst!» Denn die Wagen seien so «überfüllt», dass man stehen müsse. Und zwar den ganzen Weg von Luzern bis Interlaken. «Mir tun ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern leid», meint sie dazu.
«Die Touristen können unhöflich sein», warnt sie weiter und betont ein zweites Mal, wie voll die 2. Klasse sei. «Ich denke, in der 1. ist das nicht so, einfach als Tipp für Neuankömmlinge.»
Mit dieser Beobachtung ist die US-Touristin nicht allein. Der Post hat 181 Kommentare – viele stimmen zu und sagen, sie hätten 1. Klasse gebucht. «Das war die Zusatzkosten definitiv wert», meint eine andere Touristin.
Und einer erklärt sogar frech: «Ich habe mich einfach dumm gestellt und bin 1. Klasse gefahren. Sie hatten keine Ahnung, LOL.»
Interlaken-Bahnlinie überrannt – es gibt sogar Extrazüge
Einige geben aber zu bedenken, dass die Zustände in den 2.-Klasse-Wagen nicht überall so seien. «Einige waren voll, aber nichts Wildes», meint eine Touristin.
Die Strecke, über die sich die US-Touristin aus Florida beklagt, wird von der Zentralbahn betrieben. Dort gibt man zu: «Die Züge von Luzern nach Interlaken Ost und Engelberg mit Abfahrten zwischen 8 und 10 Uhr sind gut gebucht.» Darum biete man zusätzliche Verbindungen für die Strecke an.
Zu den Schubsvorwürfen der Touristin sagt Sprecher Thomas Keiser: «Unser Zugpersonal weist Gäste auf Fehlverhalten hin und sorgt im Rahmen seiner Möglichkeiten für eine gute Atmosphäre.»
Es sei möglich, Sitzplätze zu reservieren. Und: «Wir empfehlen die zusätzlichen Verbindungen und die Zeiten ausserhalb der Hauptverkehrszeiten.»
SBB empfiehlt Zugende und -spitze
Auch andere Strecken sind bekanntlich immer wieder sehr stark ausgelastet. Paradebeispiel: Bern–Zürich und umgekehrt. Auch die Züge ins Tessin sind laut der SBB an Spitzentagen wie Ostern und Pfingsten voll.
Um übervolle Verbindungen zu meiden, rät Sprecher Reto Schärli: «Allen Reisenden ist ein Blick in den Online-Fahrplan empfohlen. Dort ist bei jedem Zug die erwartete Auslastung jedes einzelnen Wagens ersichtlich.» Meist habe es an der Spitze und am Ende des Zuges noch freie Sitzplätze.