Transparente Masken erlösen diskriminierte Hörbehinderte
ETH Lausanne und Empa entwickeln eine transparente Maske. Sie würde Hörbehinderten die Kommunikation erleichtern und gleichzeitig vor dem Coronavirus schützen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die ETH Lausanne und die Empa entwickeln eine transparente Gesichtsmaske.
- Das könnte insbesondere Hörbehinderten das Leben erleichtern.
- Sie sind bei der Kommunikation auf Mimik und Lippenlesen angewiesen.
Zum Schutz vor dem Coronavirus tragen viele Menschen Gesichtsmasken. Das hat grossen Einfluss auf unsere Kommunikation, insbesondere für Menschen mit einer Hörbehinderung. Sie brauchen die Mimik und Lippenbewegungen des Gegenübers, um kommunizieren zu können. Die Masken-Offensive des Bundes empfanden sie als Diskriminierung.
Seit dieser Woche können Schwerhörige oder Gehörlose wieder hoffen: Das EssentialTech Center der ETH Lausanne und die Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (Empa) haben eine neue Gesichtsmaske entwickelt.
Die Maske heisst HelloMask und ist komplett transparent. Sie macht Gesichtsausdrücke wieder sichtbar. Das spezielle Material ist luftdurchlässig, filtert aber Viren und Bakterien heraus – etwa das Coronavirus.
Für die Produktion der Maske wurde das Start-Up HMCARE gegründet, das bereits über eine Million Franken dafür sammeln konnte. Heute steht die Maske kurz vor der industriellen Herstellung. Doch erst im Sommer 2021 soll sie auf den Markt kommen.
Positive Nachricht, aber nicht Priorität für Gehörlosenbund
Das sind gute Neuigkeiten für die Gehörlosen- und Schwerhörigen-Organisationen. Die Sprecherin des Schweizerischen Gehörlosenbund (SGB), Sandrine Burger, sagt: «Für die Gebärdensprache ist das eine Barriere weniger.» Bei der Gebärdensprache ist die Mimik besonders wichtig.
Für den Gehörlosenbund ist die Entwicklung transparenter Masken zwar sehr positiv, hat aber nicht Priorität. Burger: «Für uns liegen die Prioritäten beim Dolmetschen und bei der Anerkennung der Gebärdensprache.»
Pro audito hat wegen Coronavirus schon Masken mit Sichtfenster bestellt
Pro audito, eine Selbsthilfeorganisation von und für Schwerhörige und Hörbehinderte, setzt hingegen stärker auf transparente Masken. Schwerhörige sind auf Lippenlesen angewiesen, wenn sie mit anderen Menschen kommunizieren.
«Es ist unser Anliegen, möglichst bald transparente Masken zu haben», sagt pro audito-Sprecherin Heike Zimmermann gegenüber Nau.ch. Pro audito ist mit den Entwicklern der HelloMask in Kontakt, ebenso mit anderen Herstellern.
«Wir haben die Masken mit Sichtfenster aus Amerika bestellt», sagt Zimmermann. Nur: «Die Lieferkapazität ist ein Problem.» Hörbehinderte müssen also noch eine Weile auf transparente Masken warten.