Trennungskinder sind als Erwachsene unglücklicher
Spüren Kinder bei einer Trennung der Eltern den gegenseitigen Hass, sind sie später unglücklicher. Entscheidend ist der Umgang mit der scheiternden Beziehung.
Das Wichtigste in Kürze
- Trennungskinder sind als Erwachsene häufig unglücklicher als Kinder aus intakten Familien.
- Das ist dann der Fall, sobald Kinder in den Konflikt ihrer Eltern miteinbezogen werden.
- Wie Eltern mit der Trennung umgehen, ist für die Zukunft ihrer Kinder entscheidend.
Trennungskinder sind später weniger glücklich und weniger gesund als Kinder aus intakten Familien. Auch finanziell stehen sie häufig schlechter da, wie die «SonntagsZeitung» unter Berufung auf eine neue Untersuchung schreibt.
Dieser Effekt zeigt sich umso deutlicher, je mehr die Kinder in den Konflikt ihrer Eltern hineingezogen wurden. Und je stärker die Bindung zu einem Elternteil darunter gelitten hat.
«Das Schlimmste, was Eltern tun können, ist, den Paarkonflikt auf die Kinder zu übertragen und ihnen ein Elternteil vorzuenthalten». Das sagte Studienautor Jorge Guerra González. Es gehe weniger darum, ob sich Eltern trennen oder nicht, sondern darum, wie sie das tun.
Umgang mit Kindern und Ex-Partner ist entscheidend
«Findet eine Entfremdung statt, sinken die Chancen der Kinder auf ein gutes Leben», schlussfolgert Guerra. Denn: Nicht die eigentliche Trennung sei das Problem, sondern eher, wie Mutter und Vater diese meistern.
Dazu gehört der Umgang mit den Kindern und dem Ex-Partner – sowohl vor als auch nach der Trennung. Deren Folgen sind weniger entscheidend, sofern Wut, Streitereien und Hass von den Kindern ferngehalten werden.
Bei den meisten Trennungskindern sind jedoch Nachwirkungen zu beobachten. Streit könne etwa nur schwer ertragen werden. Auch haben sie Bedenken, eine eigene Familie zu gründen. «Auch hat kaum ein befragtes Trennungskind heute einen guten Kontakt zur Mutter und zum Vater», so Guerra.
13'000 Kinder ohne Kontakt zu einem Elternteil
Eine Trennung oder Scheidung sei für Kinder «ein traumatisierendes Ereignis». Das sagt Kinderschutz-Experte Christoph Häfeli zur «SonntagsZeitung». Dies zeige sich unter anderem in schulischen Leistungseinbrüchen oder Verhaltensauffälligkeiten.
Die Situation kann sich nach drei bis sechs Jahren aber durchaus normalisieren. Allerdings nur, sofern es den Eltern gelingt, gemeinsam die Verantwortung für das Wohlergehen der Kinder zu übernehmen.
In den letzten 20 bis 30 Jahren haben die Kampfscheidungen abgenommen. Trotzdem rechnet Häfeli damit, dass jedes zehnte Kind eine solche miterleben muss. Hinzu kommt, dass schätzungsweise 13'000 Kinder von einem Kontaktabbruch betroffen sind.
Oft fehle der Kontakt zum Vater, wie Christian Ess, Co-Präsident des Vereins mannschafft, der «SonntagsZeitung» sagt. Denn häufig herrsche die Haltung vor: «Das Kind gehört zur Mutter.»