Turnschuh-Wanderer steigen sogar auf den Gletscher
Im Kanton Wallis sind in diesem Jahr schon 32 Bergtote zu beklagen. Die schlechte Ausrüstung ist nur ein Grund dafür.

Das Wichtigste in Kürze
- Schon 32 Menschen sind in den Walliser Bergen in diesem Jahr verstorben.
- Viele Wanderer unterschätzen das Risiko in den Bergen und tragen Turnschuhe.
- Ein Bergretter verrät, dass er schon mal einen Jogger auf dem Gletscher gesehen habe.
Im Kanton Wallis mussten in diesem Jahr bereits 32 Bergunglücke mit tödlichem Ausgang verzeichnet werden. Das liegt weiter über dem langjährigen Schnitt von 24 Bergtoten. Und es ist erst Ende September.
Es ist eine Tatsache: Wanderinnen und Wanderer unterschätzen landauf, landab das Risiko in den Bergen. Und bezahlen ihre Sorglosigkeit manchmal mit dem Leben. In einem Beitrag von «Schweiz aktuell» spricht der bekannte Walliser Bergretter Bruno Jelk Sorgen über seine gesammelten Eindrücke zu dem Thema.
Dabei meint er etwa: «Immer wieder sehe ich Wanderer, die mit Turnschuhen in schwierigem Gelände unterwegs sind. Sie überschätzen ihre körperlichen Fähigkeiten und unterschätzen gleichzeitig die Distanzen.»
Erst kürzlich berichtete übrigens Nau.ch über Touristen in den Berner Alpen, die auf dem steilen, steinigen Bergwanderweg vom Wasserfall zur Engstligenalp mit Flip-Flops und Barbie-Sandalen unterwegs waren.
Turnschuh-Touristen sogar auf dem Gletscher
Während Alpinisten heutzutage gut ausgerüstet seien, bereiten Jelk vor allem Wanderinnen und Wanderer Sorgen. Rund ein Drittel der tödlich verunglückten Berggängerinnen und Berggänger waren demnach Wanderer.
Sogar auf dem Gletscher würden ihm noch Turnschuh-Touristen begegnen, sagt der Bergretter ungläubig. Die Herausforderung bestehe darin, dass diese Personen sich nicht ausreichend über die potenziellen Risiken informieren würden.

Kürzlich habe er sogar einen Jogger auf dem Gletscher angetroffen. «Ich warnte ihn vor Gletscherspalten, aber er hörte nicht auf mich», so Jelk. Wenig später sei er tatsächlich in eine Spalte gerutscht.
Der Verunfallte habe sich zwar selbst befreien können, doch viele hörten nicht auf Ratschläge und denken, sie wüssten es besser, enerviert sich der Bergretter. Sie würden sich auch nicht belehren lassen. «Es ist für uns Bergführer schwierig, an sie heranzukommen.»
Bergretter Jelk: «Route planen und studieren»
Aufgrund der intensiven Sommerhitze war in den Bergen in dieser Saison eine erhöhte Gefahr von Stein- und Eisschlägen präsent. Daher war und ist es von entscheidender Bedeutung, sich vor Ort über die aktuellen Gegebenheiten zu informieren.
Bergretter Jelk rät, seine Route sorgfältig zu planen und zu studieren, wenn man in den Bergen unterwegs sei. Man solle auch in Betracht ziehen, ob man überhaupt in der Lage sei, diese Route zu bewältigen.
«Jeder Mensch hat irgendwo ein Limit», sagt Jelk bestimmt. Vor dem Beginn der Wanderung sollte man sich ausserdem gründlich über die aktuellen Wetterbedingungen und etwaige andere Risiken informieren, die auf dem Weg auftreten können.
Derartige Gefahren könnten plötzlich auftreten, etwa bei unerwarteten Gewittern. Diese sind heutzutage häufiger und entwickeln sich oft in sehr kurzer Zeit. Dann kann es richtig gefährlich werden in den Bergen. «Im Zweifelsfall ist es darum immer besser, eine Tour abzubrechen oder sogar ganz darauf zu verzichten», so Jelk.