Über 50 Prozent der Arbeitnehmer erfahren sexuelle Belästigung
52 Prozent der Arbeitnehmenden haben Erfahrungen mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gemacht. Das geht aus einer neuen Studie der EBG hervor.
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz bleibt in der Schweiz ein ernsthaftes Thema. Das zeigt eine neue Studie vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau (EGB).
Sexuelle Belästigung betrifft vor allem Frauen
Trotz bestehender Präventionsmassnahmen haben 52 Prozent der Arbeitnehmenden unerwünschte sexuelle Verhaltensweisen erfahren.
Besonders betroffen sind Frauen, junge Berufstätige und Auszubildende. Laut dem EGB berichten 59 Prozent der Frauen und 46 Prozent der Männer von solchen Erfahrungen.
Die Studie untersuchte zwölf verschiedene Verhaltensweisen, die von sexistischen Bemerkungen bis hin zu sexuellen Übergriffen reichen. Viele Betroffene erkennen diese Verhaltensweisen jedoch nicht immer als sexuelle Belästigung an.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Die Wahrnehmung sexueller Belästigung variiert stark zwischen den Geschlechtern. Rund ein Drittel der Arbeitnehmenden gab an, sich im Berufsleben sexuell belästigt gefühlt zu haben.
Bei Frauen liegt dieser Anteil bei 44 Prozent, während nur 17 Prozent der Männer ähnliche Erfahrungen berichteten. Dies zeigt, dass Frauen in der Arbeitswelt einem höheren Risiko ausgesetzt sind.
Jüngere Beschäftigte sind besonders betroffen. Ein Drittel der 16- bis 25-jährigen Frauen hat in den letzten zwölf Monaten sexuelle Belästigung erlebt.
Haupttäter und betroffene Branchen
Die häufigsten Täter sind männliche Kollegen, oft auf derselben Hierarchiestufe. In vielen Fällen berichten Frauen jedoch auch von Belästigungen durch Vorgesetzte.
In Branchen mit hohem Kundenkontakt wie das Gastgewerbe, Banken und das Gesundheitswesen geschehen laut «20min» die meisten Vorfälle. Diese Umgebungen bieten oft Gelegenheiten für unangemessenes Verhalten.
Die Verantwortung für Präventionsmassnahmen liegt bei den Arbeitgebern. Dennoch gibt es in jedem fünften Betrieb keine entsprechenden Massnahmen, was die Situation verschärft.
Forderungen nach Veränderungen
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SBG) fordert eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema. Eine verbindliche Nulltoleranzpolitik gegen sexuelle Belästigung sollte in jedem Betrieb eingeführt werden.
Arbeitgeber müssen klare Regeln aufstellen und diese konsequent durchsetzen. Sensibilisierung und Aufklärung sind entscheidend, um das Bewusstsein für das Problem zu schärfen.
Die aktuelle Studie empfiehlt eine gezielte Präventions- und Interventionsarbeit. Klare betriebliche Strukturen sollen Betroffene ermutigen, Vorfälle zu melden und Unterstützung zu erhalten.