Polizei setzt Gummischrot gegen Iran-Demonstranten ein
Hunderte Menschen in der Schweiz haben zur Solidarität mit dem iranischen Volk aufgerufen. Im Iran gab es nach dem Tod einer jungen Frau zahlreiche Proteste.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Iran ist eine junge Frau in Polizeigewahrsam gestorben.
- Sie wurde festgenommen, weil sie das Kopftuch nicht den Regeln entsprechend trug.
- Seither gibt es zahlreiche Proteste – nun auch in Bern und Zürich.
In mehreren Städten weltweit sind Iranerinnen und Iraner erneut für Proteste gegen das Regime ihres Landes auf die Strasse gegangen. In der Schweiz schlossen sich über tausend Menschen am Samstag den Kundgebungen an.
In Zürich demonstrierten teils bei strömendem Regen gegen tausend Menschen, in Bern waren es vor der iranischen Botschaft gegen 200 Personen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichteten. In Genf war am Abend eine weitere Demonstration geplant.
Flagge abmontiert
Zwei Männer verschafften sich Zutritt zum Botschaftsgelände und einer von ihnen nahm eine Flagge von einem Fahnenmast herunter. Beide wurden von der Polizei ohne Gegenwehr angehalten. Sie wurden für weitere Abklärungen auf eine Polizeiwache gebracht, wie die Kapo Bern meldet.
Als weitere Teilnehmende eine Absperrung durchbrachen und über die Thunstrasse auf das Botschaftsgebäude zurannten, musste kurzzeitig Gummischrot eingesetzt werden. Es sei laut aktuellen Kenntnissen niemand verletzt worden. Die Demonstration löste sich schliesslich auf.
Demonstranten fordern Solidarität
Die Teilnehmenden riefen zur Solidarität mit dem iranischen Volk auf. Man wolle die Bewohnerinnen und Bewohner und die Regierung der Schweiz in Kenntnis setzen, dass das herrschende Regime im Iran über keine Legitimation verfüge, die friedlichen Demonstrationen brutal niederschlage, zahlreiche Menschen inhaftiert und viele erschossen habe, hiess es in einer Mitteilung.
Die Demonstrierenden trugen Plakate und skandierten unter anderem «Weg weg weg – Mullah muss weg». In Zürich traten auch Politiker auf, darunter der Grüne Nationalrat Balthasar Glättli und SP-Nationalrätin Min Li Marti. Solidaritätskundgebungen zur Unterstützung der Frauen im Iran fanden laut den Aktivistinnen und Aktivisten in 170 Städten weltweit statt.
Auslöser der seit zwei Wochen andauernden Demonstrationen im Iran und im Ausland ist der Tod der Kurdin Mahsa Amini. Die 22-Jährige war in Teheran von der Sittenpolizei festgenommen worden, offenbar weil sie das islamische Kopftuch nicht den Regeln entsprechend getragen hatte.
Nach Angaben von Aktivisten soll sie von der Polizei geschlagen und deshalb später im Spital gestorben sein. Seitdem demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie das islamische System.