Uetikon: Radioaktive Altlasten? Kanton muss noch mal über die Bücher
Der Seegrund vor Uetikon ZH ist durch die Abfälle einer Chemiefabrik belastet. Der Kanton möchte diese dort lassen. Das Baurekursgericht hat Zweifel.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Zürichsee-Grund vor Uetikon ist mit Schwermetallen und radioaktivem Material belastet.
- Statt die Altlasten zu entfernen, wollte der Kanton lediglich aufschütten.
- Privatpersonen und eine parteiübergreifende Lobby klagten jedoch erfolgreich dagegen.
Schwermetalle und radioaktives Material befinden sich auf dem Grund des Zürichsees vor Uetikon ZH. Die Altlasten waren durch eine damalige Chemiefabrik in das Gewässer geleitet worden.
Einst wurden die Produktionsabfälle sogar dafür verwendet, um zusätzliches Land für den Betrieb aufzuschütten. Der Kanton wollte den belasteten Grund eigentlich entfernen – auf ganzen 77'000 Quadratmetern.
Abtrag bis sieben Meter Tiefe würde neue Probleme bringen
Laut «NZZ» erörterte das Amt für Wasser, Energie und Luft (Awel) jedoch, dass hierfür bis zu sieben Meter Seegrund abgetragen werden müssten. Nur so könne man das belastete Material entfernen ohne Risiko, welches freizusetzen.
Eine solche Aktion würde allerdings neue Probleme mit sich bringen: Die Ufermauer könnte dadurch instabil werden. Auch könnte neues belastetes Sediment von den aufgeschütteten Uferbereichen in den Zürichsee gelangen.
Neuer Plan: Freisetzung durch Kies-Sand-Decke stoppen
Über 9800 Kubikmeter kontaminierten Grund sollten daher 60'000 Tonnen eines Gemischs auf Kies und Sand geschüttet werden. So könne der Boden belassen werden, ohne dass in Zukunft giftige Stoffe freigesetzt würden, entschied die Baudirektion.
Elf Privatpersonen und die parteiübergreifende «Lobby für Uetikon» klagten jedoch gegen dieses Vorhaben: Sie fordern die vollständige Abtragung der belasteten Sedimente.
Baurekursgericht: Abklärung war nicht ausreichend
Wie die «NZZ» nun berichtet, sprach das Baurekursgericht dieser klagenden Gruppe nun einen Etappensieg zu. Demnach beschloss es Ende Oktober, dass die Baudirektion den Sachverhalt erneut abklären solle. Die ursprüngliche Untersuchung des notwendigen Uferabtrags sei nicht ausreichend gewesen.
Die Baudirektion muss nun ermitteln, wie tief tatsächlich gegraben werden müsste, um sämtliche Altlasten zu entfernen. Anschliessend muss sie ihre Möglichkeiten zur Sanierung prüfen.
Die Baudirektion und der Kanton prüfen derweil einen Weiterzug des Falls an das Verwaltungsgericht. «80 Prozent der belasteten Fläche vor Uetikon» seien bereits zur Jahresmitte «saniert worden», gibt Baudirektionssprecher Markus Pfanner gegenüber der «NZZ» an.
Der Bau einer geplanten Schule und eines Parks sowie von Wohnungen auf dem anliegenden Areal könnte sich derweil auf unbestimmte Zeit verschieben.