Umwelt Initiativen bringen den Bio-Bauern nicht, was sie versprechen
Das Wichtigste in Kürze
- Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau fordert mehr Forschung im Bio-Bereich.
- FiBL-Direktor Urs Niggli hinterfragt ausserdem Foodwaste und übermässigen Fleischkonsum.
- Die Pestizid- und Trinkwasserinitiativen sind laut Niggli aber «völlig unmöglich».
«Völlig unmöglich» seien die Initiativen zu Schutz der Umwelt in ihrer Umsetzung. Das sagt Urs Niggli, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL. Wie kommt der Bio-Forscher auf diese Einschätzung?
Eine Schweiz ohne synthetische Pestizide fordert die Pestizidverbots-Initiative. Keine Direktzahlungen an Bauern, die weiterhin Pestizide einsetzen fordert die Trinkwasserinitiative. Und eine Doppelinitiative hat sich einen besseren Schutz für Biodiversität und Umwelt zum Ziel gesetzt.
Umwelt Initiativen: Gute Ideen, mangelhafte Umsetzung
«Die Anliegen der Initiativen sind berechtigt», sagt Niggli. «Es braucht eine radikale Transformation der ganzen Landwirtschaft.» Dazu seien aber vor allem mehr Forschung und Beratung im Bio-Bereich nötig. Damit der Biolandbau auch für die Produzenten attraktiv sei.
Aber auch eine Veränderung in den Konsumgewohnheiten wäre wichtig: «Schlussendlich ist es vor allem auch die Preisdifferenz, die viele Konsumenten abschreckt», so Niggli weiter.
Er macht keinen Hehl daraus, dass der biologische Landbau in manchen Sparten geringere Flächenerträge bringt. Gerade deshalb sollte mehr auf Foodwaste geachtet werden, sagt Niggli. Und: «Wir müssen überlegen, ob wir weiterhin so viel Fleisch essen sollen.»
Bio ist nicht immer unbehandelt
Besonders die Pestizidverbots-Initiative lässt den Eindruck entstehen, dass in der Bio-Landwirtschaft keinerlei Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. Dieser Eindruck sei aber falsch:
«Im Obst- Gemüse und Weinbau müssen wir auch im Biolandbau Pflanzenschutzmittel einsetzen», erklärt Niggli. «Sonst hätten wir niemals die Qualität, die wir heute haben.» Diese Mittel seien aber naturbelassen und somit als «bio» zugelassen.
Für Niggli gehen die Umwelt Initiativen in die richtige Richtung. Trotzdem hätte er auf einen konstruktiven Gegenvorschlag aus dem Parlament gehofft. Denn die Veränderungen bräuchten mehr Zeit, als die Initiativen ihnen geben wollen: «Man kann das nicht einfach wie einen Schalter umlegen.»